DAX-Sentiment: Börsianer werden vorsichtig

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18. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Untergang in Scheibchen: Bislang galt „Restrukturierung“ bei Politikern als Tabu – doch nun planen sie möglicherweise eine sanfte Umschuldung für Griechenlands Verbindlichkeiten. Etwa eine Laufzeitverlängerung mit freiwilliger Beteiligung der Gläubiger. Allerdings kann das die Marktteilnehmer kaum besänftigen, viele halten einen Schuldenschnitt über kurz oder lang für unumgänglich. Zu konkreten Maßnahmen konnten sich die Euro-Finanzminister bislang aber nicht durchringen. Dass sich zu alledem auch noch die Nachricht von der Verhaftung des IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn gesellte, macht die Situation nicht leichter.

Mittlerweile trauen die Investoren der europäischen Wirtschaft nicht mehr sonderlich viel zu – die neue Tristesse spiegelt sich auch in der jüngsten globalen Fondsmanager-Umfrage der Bank of America/Merrill Lynch wider. Was Europa anbetrifft, sind die Erwartungen schlecht – hier ist die Stimmung in handfesten Pessimismus umgeschlagen. Da hilft es auch nicht, wenn die Vergangenheit, namentlich das erste Quartal, in Deutschland und Frankreich konjunkturell besser gelaufen ist, als erwartet. Gleichzeitig glauben per Saldo nur noch 10 Prozent der befragten Vermögensverwalter daran, dass die Weltwirtschaft in den nächsten 12 Monaten zulegen kann. Zum Vergleich: Im Februar waren es noch 58 Prozent der Panel-Teilnehmer. Interessanterweise hält die neue Konjunkturskepsis die meisten Vermögensverwalter aber nicht von ihren Aktienengagements ab. Ihre Bedenken münden eher in eine Verschiebung zugunsten defensiver Werte, als dass sie gänzlich vom Aktienmarkt ablassen.

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Auch den Befragten unserer Sentimenterhebung geht es ähnlich. Noch sehen wir hier keinen großangelegten Rückzug der heimischen Börsianer. Auffällig: Die mittelfristig orientierten Anleger, die die Börse Frankfurt regelmäßig befragt, haben sich nicht zu neuen Käufen verlocken lassen. Dabei ist der DAX doch so günstig zu haben wie schon seit vier Wochen nicht mehr. Von den moderaten Stimmungsverschiebungen – 2 Prozent weniger Bullen und 2 Prozent weniger Bären – profitiert das Lager der neutral Positionierten. Es ist so gut gefüllt wie seit acht Wochen nicht. Der Bull/Bear-Index, der die Gesamtstimmung abbildet, verharrt einen Hauch oberhalb der markanten 50-Prozent-Schwelle.

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Die Melange an schlechten Nachrichten und nachlassendem Weltwirtschaftswachstum hat die Börsianer vorsichtig werden lassen. Aber sie haben sich längst noch nicht verschrecken oder gar von den Aktienmärkten vertreiben lassen. Immer mehr setzt sich jedoch die Überzeugung durch, dass der DAX und seine weltweiten Indexkollegen es in Zukunft schwerer haben werden, besonders dann, wenn die US-Zentralbank einmal nicht mehr mit Liquidität um sich wirft und allseits die Zinsen erhöht werden. Vorerst haben die mittelfristig orientierten Akteure mit ihrer moderaten Zurückhaltung Recht behalten – zumindest schlug der jüngste Angriff des DAX auf seine Jahreshochs gründlich fehl. In dieser Gleichung ist aber nicht berücksichtigt, dass der deutsche Leitindex und seine Unternehmen sicherlich weiterhin hoch im Kurs stehen bei ausländischen, langfristigen Anlegern. Und nicht zu vergessen: Je mehr sich die Akteure auf baldige Korrekturen vorbereiten, desto besser ist auch der DAX für selbige gewappnet.

Christin Stock, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral
Total 37 % 34% 29 %
ggü. letzter Erhebung – 2 % – 2 % + 4 %

DAX-Stimmungskurve

DAX-Stimmungskurve

Stand DAX 18.05.2011, 12:00 Uhr: 7.295 Punkte (- 3,38 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear- Index: 51,7 Punkte

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