DAX-Sentiment: Eine vorläufige Absage

Goldberg
Goldberg

8. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Seit der Stimmungserhebung vom vergangenen Mittwoch muss sich bei den institutionellen Anlegern, die wir jede Woche mit der Börse Frankfurt befragen, etwas Grundlegendes geändert haben. Denn mit dem gefallenen DAX (im Punktvergleich ergibt sich ein Minus von 3,7 Prozent) hat sich auch die Stimmung nachhaltig verschlechtert. Unser Bull/Bear-Index ist unter die 50-Prozent-Linie gefallen, was gleichbedeutend mit Pessimismus ist. Das Bullenlager, das sich während der vergangenen Woche doch merklich gefüllt hatte, ist dabei wieder auf den Stand von vor drei Wochen zurückgefallen. Offenbar ist es mit dem Optimismus der Befragten nicht allzu weit her gewesen, denn ansonsten hätte man sicherlich nicht so schnell die Segel gestrichen und möglicherweise mit den jüngsten Transaktionen sogar Verluste realisiert. Gleichermaßen hat sich der Trend, der sich aus den geglätteten Bull/Bear-Indexdaten ergibt, weiter verfestigt und zeigt über das Jahr gesehen immer noch nach unten.

Ursächlich für den jüngsten deutlichen Stimmungsumschwung sollten vor allen Dingen die Arbeitsmarktdaten aus den USA vom vergangenen Freitag gewesen sein, die offenbar – neben anderen zuvor ebenfalls schlecht ausgefallenen Wirtschaftsdaten – das Fass zum Überlaufen gebracht haben müssen: Vom Konjunkturoptimismus, der noch einen Monat zuvor zu beobachten war, ist nichts mehr übriggeblieben. Dennoch galt bis dahin bei vielen Akteuren die Maxime, dass bei einer Verlangsamung der Konjunktur in den USA die Notenbank möglicherweise mit einem dritten quantitativen Lockerungsprogramm (QE3) reagieren würde. Derartigen Gedankenspielen erteilten jedoch einige Mitglieder des US-Offenmarktausschusses postwendend eine Absage, weil sie eher von einer Wachstumsdelle ausgehen. Der Chef der Fed von Atlanta, Dennis Lockhart, warnte in diesem Zusammenhang vor Panikmache. Aber auch Ben Bernanke geht von einer Erholung des Arbeitsmarktes im zweiten Halbjahr aus, so dass QE3 kein Thema mehr sein dürfte. Einige Marktkommentatoren rechneten vor, dass der Aktienmarkt schon kräftig fallen müsse (die Schätzungen diesbezüglich reichen bis zu 20 Prozent), um die Notenbank neuerlich zu einem Lockerungsprogramm zu bewegen.

Analyse zum Anhören:

Podcasts mp3 3,78 MB

Die befragten Investoren unseres Panels dürften unterdessen sicherlich nicht mit einem massiven, aber dennoch deutlichen Kursrückgang des DAX rechnen, wobei der Boden einer weiteren Korrektur vermutlich zwischen 6.500 und 6.600 Zählern, also in der Nähe des März-Tiefs, gesehen wird. Der derzeitige Pessimismus ist allerdings (wie schon so oft in der Vergangenheit geschehen) auch ein gewisser Garant dafür, dass sich Kursrückgänge im Rahmen halten und durch entsprechende Gewinnmitnahmen aus den derzeitigen Absicherungen sogar gebremst werden. Die größte Überraschung wäre daher eher in einem deutlichen Kursanstieg des Börsenbarometers zu sehen, der die jüngsten Pessimisten nicht zuletzt auch wegen des nahenden Halbjahresabschlusses schnell ins Schwitzen bringen würde.

Analyse im TV:
Jeden Donnerstag

  • 11.15 Uhr auf n-tv
  • 14.10 / 18.05 Uhr auf DAF

Text Text Text

Joachim Goldberg, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral
Total 37 % 39 % 24 %
ggü. letzter Erhebung – 12 % + 12 % + 0 %

DAX-Stimmungskurve

DAX-Stimmungskurve

Stand DAX 08.06.2011, 12:00 Uhr: 7.030 Punkte (- 3,70 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear- Index: 48,9 Punkte

Weiterführende Links