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TecDAX-Sentiment
23. November 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Probleme, wohin man schaut. In den letzten Tagen war aber nicht die Eurozone allein den Investoren ein Dorn im Auge. Zwar gibt es aus Europa neue schlechte Nachrichten: Die Rating-Agentur Moody’s will den Bonitätsausblick Frankreichs überprüfen, einigen Banken sollte gemäß des neuen Bankenstresstests noch mehr Kapital fehlen als befürchtet. Und die Vorschläge der EU-Kommission für gemeinsame „Stabilitätsanleihen“ – ein Euphemismus für Eurobonds – schmetterte die deutsche Politik sofort ab, bevor sie überhaupt offiziell vorgestellt wurden.
Doch auch aus anderen Teilen der Welt hagelt es neue Hiobsbotschaften, die ein wenig von der europäischen Schuldenmalaise ablenken. Die Weltbank etwa attestiert Asien eine Konjunkturabkühlung und in den USA ist einmal mehr der politische Stillstand offenkundig: Das sogenannte Super-Komitee aus Republikanern und Demokraten, das ein umfassendes Sparpaket ausarbeiten sollte, scheitert an den altbekannten Differenzen zwischen den beiden politischen Lagern.
Da aber erst ab 2013 automatische Ausgabenkürzungen nach dem Rasenmäher-Prinzip greifen, halten sich die Rating-Agenturen zunächst mit weiterer Schelte zurück. Für die konjunkturelle Erholung der USA heißt das natürlich auch nichts Gutes. Die Börsianer waren einigermaßen empört – der S&P 500 musste am Montag ordentlich Federn lassen – in den USA sind sich die Investoren zumindest aber ziemlich sicher, dass im Zweifelsfall ja immer noch die Notenbank Gewehr bei Fuß steht, um der Konjunktur mit einer weiteren Runde Quantitativer Lockerungen beizuspringen.
Analyse zum Anhören:
In der vergangenen Woche noch hatte sich der DAX ganz gut behauptet, war trotzdem einigermaßen günstig zu haben und viele Akteure hofften auf die EZB oder eine andere Instanz als Initialzünder einer neuen Kursrallye.
Doch derlei Hoffnungen haben sich bisher nicht bewahrheitet, denn in der Eurozone sträubt sich die Notenbank weiterhin vehement gegen großangelegte Staatsanleihekäufe, die der Abwärtsspirale am Anleihemarkt Einhalt gebieten könnten. Daher kann man es den heimischen, mittelfristig orientierten Marktteilnehmern kaum verdenken, wenn sie sich bei der heutigen Befragung durch die Börse Frankfurt deutlich zurückhaltender geben. Alle hoffnungsfrohen Bullen der letzten Woche haben schon wieder das Handtuch geworfen und sich von ihren Engagements getrennt.
Interessant: Auch einige vormals neutral eingestellte Akteure, die so kurz vor Jahresschluss offenbar noch Performance gut machen müssen, sind ins Bärenlager übergelaufen, das sich über einen Zuwachs von insgesamt 9 Prozent freuen kann. Unser Stimmungsbarometer, der Bull/Bear-Index, rutscht ob dieser Verschiebungen fast auf die markante 50-Prozent-Schwelle ab. Optimisten und Pessimisten halten sich nun die Waage.
Analyse im TV:
Jeden Donnerstag
- 11.15 Uhr auf n-tv
- 14.10 / 18.05 Uhr auf DAF
Diesmal hatten die mittelfristig orientierten Akteure offenbar das Heft in der Hand: Mit ihren Verkäufen konnten sie den DAX im Wochenvergleich um rund 6 Prozent nach unten drücken. Zwar sind einige der heimischen Profi-Anleger noch nicht zufrieden mit ihrer Jahresperformance, aber von großen Schieflagen kann derzeit wahrlich keine Rede sein – ziemlich trübe Aussichten für einen Trend zum Jahresende.
Christin Stock, cognitrend
Verhältnis Optimisten zu Pessimisten
Bullish | Bearish | Neutral | |
---|---|---|---|
Total | 43 % | 41 % | 16 % |
ggü. letzter Erhebung | – 3 % | + 9 % | – 6 % |
DAX-Stimmungskurve
Stand DAX 23.11.2011, 12:00 Uhr: 5.550 Punkte (- 6,25 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear- Index: 51,1 Punkte