DAX-Sentiment: Investoren verschieben Horizont, nicht Blickrichtung

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Hirschmüller

7. November 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nachdem mit gut sechs Milliarden US-Dollar und beinahe einer Million TV-Werbespots monatelang auf potenzielle Wähler Jagd gemacht wurde, steht seit heute Früh endlich fest: Barack Obama bleibt Präsident der Vereinigten Staaten. Der unglaubliche Aufwand, der für diese Wahl getrieben wurde, toppte einmal mehr alles bislang Dagewesene – typisch amerikanisch könnte man sagen. Ebenso typisch ist der grenzenlose Optimismus, den der Präsident in seiner Dankesrede heute Morgen versprühte.

Detailanalyse zu Punktestand und Einzelwerten:

Investoren mit stärkerer Polarisierung
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Allen Unkenrufen zum Trotz – im Vorfeld hieß es, Obama sei im Gegensatz zum republikanischen Rivalen Romney für die Wall Street nur der zweitbeste Kandidat –, stiegen die Kurse an den Börsen zu Beginn des europäischen Handels, ebenso wie der Goldpreis. Offensichtlich hat sich nun die Meinung durchgesetzt, dass die bestehenden quantitativen Lockerungsprogramme ungestört weiterlaufen werden. Und Letztere haben den Finanzmärkten ja auch ausreichend Auftrieb verschafft. Kein Grund also, den Aktienmarkt aufgrund der Wahl zu verschmähen. Auffallend ist außerdem, dass es keine „sell-the-fact“ Reaktion gegeben hat. Im Vorfeld wurden im Aktienmarkt demnach keine massiven Wetten auf einen Obama-Sieg eingegangen. t

Zwei Ereignisse, zwei Interpretationen

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Mit der US-Wahl und dem US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag sind gleich zwei potenzielle Unsicherheitsfaktoren aus dem Markt gewichen. Sichtbare Reaktionen in unserem Bull/Bear-Index gab es darauf allerdings nicht – er notiert bereits die dritte Woche in Folge unverändert. Nichtsdestotrotz hat sich innerhalb des von der Börse Frankfurt befragten Panels wieder einiges getan. Nachdem sich in der vergangenen Erhebung 4 Prozent ins neutrale Lager zurückzogen, haben sich diesmal doppelt so viele Akteure wieder in den Markt gewagt. Jeweils 4 Prozent hat es ins bullishe bzw. bearishe Camp gezogen. Offensichtlich bot jedes der beiden US-Ereignisse ein passendes Argument für Optimisten und Pessimisten. Wir glauben, dass Skeptiker die wesentlich besser als erwarteten Arbeitsmarkdaten als Bremse für quantitative Lockerung verstanden, während die Wiederwahl Obamas dagegen als Garant für eine Fortführung dieses Kurses der US-Notenbank interpretiert wurde.

Auch wenn sich die Stimmung insgesamt nicht verändert hat, ist die derzeit hohe Polarisierung der Meinungen auffällig. Und noch etwas: Seit dem 24. Oktober, dem Tag, an dem der DAX auf ein Sieben-Wochen-Tief korrigierte und auf knapp 7.120 Punkte fiel, hat sich der Stimmungspegel nicht mehr verändert. Der DAX ist seitdem aber stetig gestiegen – rund 4,5 Prozent. Seitdem verschieben sich lediglich die Kurserwartungshorizonte, nicht aber die Blickrichtung. Dies könnte als Hinweis auf stetige Mittelzuflüsse zum Jahresende gewertet werden. Denn ein Fondsmanager, der ständig frische Mittel hereinbekommt und diese sofort in den Markt fließen lässt, sorgt damit zwar für steigende Kurse. Ein höherer Optimismus entsteht dadurch aber nicht. Seine Kasse-Quote bleibt davon ebenfalls unberührt. Die Optimisten haben dadurch keine Chance, Gewinne mitzunehmen, ohne dabei Gefahr zu laufen, untergewichtet in eine Jahresendrally zu geraten.

© 7. November 2012/Gianni Hirschmüller, cognitrend


Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

  Bullish Bearish Neutral
Total 58 % 28 % 14 %
ggü. letzter Erhebung +4 % +4 % -8 %


DAX-Stimmungskurve

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Stand DAX 07.11.2012, 12:00 Uhr: 7.410 Punkte (+1,28 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear- Index: 66,7 Punkte

Details

Mit dem Ziel, die Betrachtungen weiterzuentwickeln, werden seit Mai die teilnehmenden Investoren auch nach ihren konkreten Erwartungen bezüglich DAX-Punkten und Einzelwerten befragt. Der Vorteil: Zuversicht und Skepsis gewinnen nun klare Konturen. Wir veröffentlichen auch die Analyse dieser Antworten.


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