DAX-Sentiment: Nicht jeder Optimist lässt sich erschrecken

Goldberg
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TecDAX-Sentiment

Stimmung sinkt nur moderat Mehr

14. September 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der hohe Optimismus war nur von kurzer Dauer: Der Bull/Bear-Index, welcher die Stimmung der von der Börse Frankfurt befragten mittelfristig orientierten Investoren misst, hat sich wieder zurückgebildet und liegt mit 65,5 Punkten nunmehr fast auf dem Niveau von vor 14 Tagen. Im gleichen Zeitraum verlor das Börsenbarometer von der Spitze aus gerechnet vorübergehend noch einmal mehr als 500 Punkte und unterschritt sogar die 5.000er-Linie. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass zumindest bei den Teilnehmern unseres Panels keine Anzeichen einer Verkaufspanik festzustellen waren.

Dies ist umso erstaunlicher, da die Nachrichtenlage sich vor allem während der zweiten Hälfte der vergangenen Woche dramatisch verschlechtert hatte und ihren Höhepunkt sicherlich in der Demission des EZB-Chefvolkswirts fand. Der Rücktritt Jürgen Starks war bereits (obwohl erst nach Börsenschluss geplant) zu Handelszeit am späten Freitagnachmittag bekannt geworden und traf auf einen DAX, der sich gerade wieder einmal zu einer Erholungsbewegung anschickte. Auch wenn mit Jörg Asmussen sogleich ein deutscher Nachfolger für dieses Amt vorgeschlagen wurde, konnte dies die bereits nervös gewordenen Gemüter nicht mehr beruhigen. Vor allem nicht die jüngste Gruppe von Optimisten, die möglicherweise von Akteuren begleitet wurden, die bei unserer vergangenen Erhebung noch einmal ihre Einstandspreise durch Zukäufe verbilligt hatten. Diese waren bei raschem Handeln in der Lage, wenn schon nicht zum Break-even, zumindest mit kleineren Verlusten den Markt zu verlassen, bevor es noch heftiger kommen sollte.

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Denn auch das Wochenende hielt kaum Positives für die Akteure bereit. Stattdessen wurde immer häufiger der Begriff einer geordneten Insolvenz Griechenlands bemüht, angeblich diverse Szenarien durchgerechnet, um letztlich aber nicht zu einer Entscheidung zu kommen. Auch das G7-Treffen der Finanzminister und Notenbanker in Marseille brachte keine neuen Erkenntnisse – zumindest nichts, was die Lage Griechenlands in ein anderes Licht gerückt hätte. Und so kann man es den Börsianern auch nicht verdenken, dass sie etwa die geplante griechische Immobilienabgabe, die Berechnungen zufolge weitere 2 Mrd. Euro in die leeren Kassen spülen könnte, nicht wahrnehmen wollten.

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Am Ende bleibt jedoch festzuhalten, dass wir während der vergangenen drei Wochen zwei Gruppen von Käufern gesehen haben, die ins so genannte „fallende Messer“ griffen – repräsentiert durch zwei Zuwächse im Optimismus des Bull/Bear-Index. Die erste Gruppe war bereits am Anfang der Periode, also bei einem DAX-Stand zwischen 5.925 und 5.565 Punkten aktiv. Die zweite Käuferschicht ist die jüngst vor Wochenfrist beschriebene und hat vermutlich schon zwei Tage später den Mut verloren. Allerdings mit dem Vorteil eines erheblich niedrigeren Einstandspreises als die erste Gruppe. Diese hält immer noch an ihren alten Engagements fest, obwohl sie die gleichen negativen Nachrichten wie die übrigen Marktteilnehmer erhalten hat. Womit sich wieder einmal gezeigt hat, dass für viele Akteure der einzige Maßstab ihrer Entscheidung der wahrgenommene Einstandspreis ihrer Position ist. Damit wird auch klar: Der DAX muss erst einmal den Bereich von 5600 Zählern überwinden, bevor man von einer ersten Chance auf eine Stabilisierung sprechen kann.

Joachim Goldberg, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral
Total 54 % 26 % 20 %
ggü. letzter Erhebung – 10 % + 6 % + 4 %

DAX-Stimmungskurve

DAX-Stimmungskurve

Stand DAX 14.09.2011, 12:00 Uhr: 5.200 Punkte (- 2,26 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear- Index: 65,5 Punkte

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