DAX-Sentiment: Was der Mai so gebracht hat

Goldberg
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1. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mancher Investor unserer Umfrage wird sich im Nachhinein die Augen gerieben haben, wenn er sich die Kursentwicklung seit Anfang Mai angeschaut hat. Denn wer sich an diesem Tag gleich zu Beginn dieses Monats an die durchaus umstrittene Börsenregel „Sell in May andgoaway“ gehalten hat, konnte mit etwas Glück sogar das Jahreshoch von 7.600 DAX-Zählern erwischen. Immerhin haben wir in dieser ersten Erhebungswoche des Wonnemonats seinerzeit den größten Pessimismus dieses Jahres bei den von der Börse Frankfurt befragten, mittelfristig orientierten Anlegern festgestellt. Man kann getrost davon ausgehen, dass zumindest einige von ihnen von der darauf folgenden DAX-Korrektur profitiert haben.

Die jüngste Erhebung zeigt jedoch, dass diese bearishen Fondsmanager und Vermögensverwalter nicht mehr bis zum September warten wollten, um ihre Mai-Gewinne einzustreichen – so empfiehlt es bekanntlich die berühmte Börsenregel. Denn der Optimismus ist, gemessen an unserem Bull/Bear-Index, deutlich gestiegen, weil 10 Prozent der Pessimisten ihre Gewinne jetzt schon mitgenommen haben. Mehr als die Hälfte von ihnen hat offenbar angesichts der aufgelaufenen Profite auch noch den Mut mitgebracht, sich gleich auf die Seite der Optimisten zu schlagen. Ohne diese positive Performance im Rücken wäre ein derartiger Stimmungsumschwung vermutlich nicht zustande gekommen. Zumal die Probleme in der Eurozone noch längst nicht gelöst sind. Aber viele Marktteilnehmer scheinen sich angesichts der positiven Kehrtwende des DAX nun mental damit abgefunden zu haben, dass man sich auf Seiten der Politik irgendwie doch noch zu einer Lösung, in der Causa Griechenland durchringen wird.

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Unterdessen sind aber die ökonomischen Nachrichten aus den USA – hier wäre vor allen Dingen die negative Entwicklung am Häusermarkt zu nennen – alles andere als ermutigend. Aber ein Händler hat jüngst das wichtigste ökonomische „Risikodatum“, die am Freitag zu veröffentlichenden Arbeitsmarktdaten wie folgt kommentiert: „Fällt die Anzahl der neu geschaffenen Stellen im Nicht-Agrarbereich schlechter aus als erwartet, hilft uns die US-Notenbank. Und wenn sie besser ausfallen, läuft der Markt eben von alleine.“ So gesehen hat es natürlich Sinn gemacht, wenn man als bearish eingestellter Akteur seine Gewinne im DAX realisiert hat. Mit der natürlich logisch klingenden Begründung, mehr werde an der Unterseite nicht drin sein. Und mit Blick auf den wieder erstarkten Euro dürfte der eine oder andere insgeheim sogar damit rechnen, die von einigen Kommentatoren ausgemachte Nachfrage aus China werde nicht nur der Gemeinschaftswährung eine Stütze sein, sondern vielleicht auch dem Aktienmarkt zugutekommen.

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Mit dem heute gestiegenen Optimismus hat sich auch der DAX im Wochenvergleich um 2,5 Prozent befestigt, was man als Indiz dafür werten kann, dass vor allen Dingen die mittelfristig orientierten Marktteilnehmer ursächlich für diese Entwicklung gewesen sein könnten. Die Zuversicht der Börsianer hat noch keine Besorgnis erregenden Höhen erreicht. Auch sonst sollte das Börsenbarometer keine allzu großen Probleme bekommen, weil dem Markt derzeit eine richtige Bias bzw. größere Schieflagen fehlen. Und weil der DAX im Falle einer weiterhin positiven Euro-Perspektive auch noch ausländisches Interesse auslösen würde.

Joachim Goldberg, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral
Total 49 % 27 % 24 %
ggü. letzter Erhebung + 6 % – 10 % + 4 %

DAX-Stimmungskurve

DAX-Stimmungskurve

Stand DAX 01.06.2011, 12:00 Uhr: 7.300 Punkte (+ 2,53 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear- Index: 62,2 Punkte

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