Devisen: An den Lippen der Notenbanker

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27. November 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Von Kursausschlägen wie im Aktienhandel kann an den Devisenmärkten derzeit nicht die Rede sein, im Gegenteil: Es geht eher ruhig zu. Nach einer kurzen Schwächephase des Euro – ausgelöst durch extrem niedrige Inflationsraten in der Eurozone und die dann folgende Zinssenkung durch die EZB – hat sich die Gemeinschaftswährung schnell wieder erholt. Am Mittwochmittag wird sie zu 1,3605 US-Dollar gehandelt. Damit hat sich der Euro, der im Sommer 2012 im Zuge der Eurokrise bis unter 1,21 US-Dollar gefallen war, 2013 bis auf kleine Ausrutscher nach unten stabil über der Marke von 1,30 US-Dollar halten können – mit Tendenz nach oben. Ende Oktober wurde sogar ein Zweijahreshoch bei 1,3832 markiert.

Stärkerer US-Dollar 2014

Unverändert machen die Notenbanken die Musik: „Entscheidend ist weiterhin die Geldpolitik“, bemerkt Ralf Umlauf von der Helaba. Je nach Aussagen von US-Notenbank und EZB legten mal der Euro, mal der US-Dollar zu. Zudem sei die konjunkturelle Entwicklung ähnlich: „Die Zahlen fallen in den USA und in Europa gemischt aus.“ Umlauf geht davon aus, dass die Fed im ersten Quartal 2014 mit der Rückführung der Anleihekäufe beginnen wird. „Dann wird der US-Dollar profitieren, wir rechnen für Ende März mit Kursen um 1,30 US-Dollar zum Euro.“ Auch die DekaBank rechnet mit einem stärkeren US-Dollar im kommenden Jahr. „Der Greenback wird mehr und mehr vom Zinsvorsprung gegenüber Bundesanleihen profitieren“, bemerkt Mario Jung im aktuellen Währungsbericht der Bank. In sechs Monaten wird der Euro bei 1,28 US-Dollar gesehen, in zwölf bei 1,25 US-Dollar.

Yen auf Mehrjahrestief

Nach einer Seitwärtsbewegung in den Sommermonaten hat der japanische Yen unterdessen seinen Abwärtstrend fortgesetzt: Aktuell geht der US-Dollar zu 101,80 Yen über den Tisch, der Euro zu 138,47 Yen. Gegenüber dem Euro ist das der tiefste Stand seit über vier Jahren. Auslöser für die jüngste Schwäche war eine Äußerung von Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda, er werde sein Möglichstes tun, um einen Anstieg der langfristigen Renditen zu verhindern. „Die japanische Notenbank hält an der expansiven Geldpolitik fest. Es gibt keine Signale für einen anderen Kurs“, kommentiert Umlauf.

Laut DekaBank wird der Druck auf den Yen anhalten: „Wir prognostizieren einen weiterhin schwachen Yen, auch weil wir den Konjunkturoptimismus der japanischen Notenbank nicht teilen können.“ Eine nachhaltige Verbesserung der Wachstumsperspektiven sei nicht in Sicht. „Denn Premier Abe lässt weiter auf sich warten, mit echten Strukturreformen den dritten Bereich seiner Abenomics in Angriff zu nehmen.“ Japan setzt seit einiger Zeit auf schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme und eine extrem lockere Geldpolitik, um das Land aus der Krise zu führen.

Pfund im Aufwärtstrend

Zulegen konnte hingegen das britische Pfund. Ende Oktober wurden noch 0,86 Pfund für einen Euro gezahlt, jetzt sind es nur noch 0,8350 Pfund. Damit ist das Pfund so hoch bewertet wie zuletzt im Januar. „Die Währung profitiert von der fallenden Inflation und guten Wirtschaftsdaten, die die Notenbank früher oder später zum Handeln zwingen werden“, erläutert Lutz Karpowitz von der Commerzbank. Auch Umlauf verweist auf die robusten Wirtschaftsdaten. „In Großbritannien gibt es kein Potenzial für eine weitere Lockerung der Geldpolitik.“

Nach Einschätzung von Jung wird das Währungspaar in den kommenden Monaten erst einmal um 0,83 Pfund je Euro pendeln. „Auch wenn die Wachstumsaussichten für die britische Wirtschaft derzeit besser sind als im Euroraum, ist dort nicht alles Gold, was glänzt.“ Hinzu komme, dass die konjunkturelle Erholung im Euroraum im kommenden Jahr voranschreiten und auch stärker auf die europäischen Sorgenkinder übergreifen werde. Zudem werde sowohl die Geldpolitik der EZB als auch die der Bank of England expansiv bleiben. „Die Pro- und Kontra-Argumente halten sich derzeit ziemlich genau die Waage.“

Franken tritt auf der Stelle

Der Schweizer Franken bewegt sich seit einigen Monaten um 1,22 bis 1,24 zum Euro – und damit weit von der Interventionsgrenze von 1,20 entfernt. Laut DekaBank wird sich das auch nicht so schnell ändern. „Einen im Trend deutlich schwächeren Franken erwarten wir aber auch nicht, da die Schweiz als sicherer Hafen ein attraktiver Zufluchtsort für Investoren bleibt.“ Die Konjunkturaussichten für die dortige Wirtschaft seien zwar auch nicht rosig, aber besser als für die Eurozone. In sechs und in zwölf Monaten wird der Wechselkurs bei 1,25 Franken zum Euro gesehen.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 27. November 2013