Devisen: Das Fundament stimmt

13. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Kaum ist das Thema Griechenland weitest gehend in trockenen Tüchern, wird das nächste Fass geöffnet. Italien und die Herabstufung durch die Rating-Agentur Moody’s beschäftigt die Kapitalmärkte derzeit und setzt den Euro, vor allem gegenüber US-Dollar und Schweizer Franken unter Druck. „Nach der ersten Schockstarre besinnen sich Marktteilnehmer nun aber auf die relative wirtschaftliche Stärke der Italiener“, begründet Folker Hellmeyer die aktuelle Stabilisierung des Euro bei über 1,40 US-Dollar und bei über 1,17 nach zwischenzeitlich unter 1,16 Schweizer Franken.

Wenig Beachtung hätte zudem die Herabstufung Irlands unter Investment Grade am Dienstag durch die Rating-Agentur Moody’s erfahren. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass weder Fitch noch Standard & Poor’s dieser Auffassung bisher gefolgt sind“, analysiert der Devisenexperte der Bremer Landesbank und bescheinigt der europäischen Gemeinschaftswährung auf Vierwochensicht durchaus Erholungspotenzial.

Euro mit guten Aussichten

Denn weder Italien noch Irland verdienten die derzeitigen Einstufungen der Kreditwürdigkeit. Italien weise mit einer Staatsverschuldung von 119 Prozent der Wirtschaftsleistung zwar ein hohes Defizit auf. „Verglichen mit den 113 Prozent vor Ausbruch der Finanzkrise hat sich dieser Wert aber nur wenig verschlechtert“, gibt Hellmeyer zu bedenken. Auch die 16 Prozent der Steuereinnahmen, die für Zinszahlungen verwendet würden, seien nicht bedenklich. „Erst bei 30 Prozent beginnt laut IWF die Risikozone, wenn keine Reformansätze in dem Land zu erkennen sind“, berichtet der Devisenexperte. Insbesondere im Vergleich zu den USA und Großbritannien stehe Italien als drittgrößte Wirtschaftskraft im Euroraum ganz gut da. Mit Exporten von Autobauern, Industriedesignern und Modeschöpfern mache Italien auch außerhalb des Landes eine gute Figur.

Seit 2010 befänden sich die Italiener mit einem Plus von 1,3 Prozent zurück auf dem Wachstumspfad und würden auch in diesem Jahr voraussichtlich eine Steigerung von 1 Prozent erreichen. Zudem sei die jährliche Neuverschuldung bei geplanten 4 Prozent für das laufende Jahr kontinuierlich zurückgefahren worden. „Japan und die USA mit ihren 10 Prozent können da nicht mithalten.“ Bei den Ausfuhren spielten die anderen EU-Länder zwar immer noch die Hauptrolle. Zuletzt seien die Exporte insbesondere in Richtung Russland und Türkei ausgebaut worden. Mit einer Arbeitslosigkeit zwischen 8 und 9 Prozent liege das Land unterhalb des Durchschnitts im Euroraum.

Maßnahmen in Euroländern greifen


Hellmeyer

Für den jüngsten Ausverkauf des Euro erkennt die Bremer Landesbank keine Grundlage. „Denn im Vergleich zu Japan und den USA verhalten die Euroländer sich wie Musterknaben“, gibt Hellmeyer zu bedenken. Sie befänden sich in einer vergleichsweise akzeptablen Verfassung, was die Schuldenquote angehe. „Seit 2009 gibt es Programme zur Begrenzung der Schulden, die Wirkung zeigen“, begründet Hellmeyer die Aussage. Auch die neuerliche Abstufung Irlands sei angesichts des Erreichen der Stabilitätsziele des Landes schwer nachvollziehbar. „Mit einer Staatsverschuldung in Höhe von 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ist Irland noch nicht an seine Grenzen gestoßen.“. Der IWF bescheinigt dem Inselstaat gar eine Schuldentragfähigkeit von 250 Prozent des BIP. Deshalb sagt Hellmeyer der Gemeinschaftswährung eine Erholung voraus. „Auf Vierwochensicht sehe ich den Euro zwischen 1,42 und 1, 45 US-Dollar“, ist Hellmeyers Prognose.

Technisch eingetrübt

Einen weniger optimistischen Ausblick gibt BNP Paribas dem Euro aus technischer Sicht. Nach dem Einbruch an drei Tagen in Folge sieht die französische Bank den Euro nun zwar erst einmal unterstützt. Bei 1,3860 US-Dollar sei die Trendwende und anschließende Erholung bis auf 1,40 US-Dollar eingetreten. Derzeit pendele der Euro seitwärts, das übergeordnete Bild zeige sich aber trüber.

Der gleitende Exponentialdurchschnitt der vergangenen 200 Tage scheine bei 1,3969 US-Dollar zunächst verteidigt. „An dieser Schlüsselzone könnte sich die Richtung des Euro in den kommenden Monaten festmachen“, analysiert die Bank. Gelinge ein größeres Reversal, also eine Richtungsänderung nach oben, könnten die Bullen das Ruder wieder übernehmen. Bei nachhaltiger Überschreitung der 1,4240 US-Dollar für einen Euro seien steigende Kurse bis 1,4490 und 1,4649 US-Dollar möglich und das Zwischenhoch von Anfang Juni bei 1,4695 wieder in Sicht. Kurzfristig dominierten aber die Bären. Komme es auch zu einem nachhaltigen Rückfall unter die 1,3825 US-Dollar Marke, drohen BNP Paribas zufolge weiter fallende Kurse bis 1,3714, 1,3745 und 1,3440 US-Dollar.

© 13. Juli 2011/Iris Merker