Devisen: Euro lässt sich nicht klein kriegen

8. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Griechenland-Krise ist zwar eine Krise des Währungsraums, eine Euro-Krise ist sie aber nicht. Die Gemeinschaftswährung präsentiert sich nach einer kurzen Schwächephase in den ersten Maiwochen wieder ausgesprochen stark – nicht nur gegenüber dem US-Dollar. Nachdem der Euro zwischenzeitlich unter die Marke von 1,41 US-Dollar gerutscht war, müssen heute wieder 1,4653 US-Dollar für einen Euro hingelegt werden. Seit Jahresanfang hat die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Greenback um rund 9 Prozent aufgewertet. Die jüngste Erholung hat eingesetzt, nachdem am vergangenen Freitag bekannt geworden war, dass die nächste Tranche des bereits geschnürten Hilfspakets für Griechenland nun doch ausgezahlt werden kann. Zudem zeichnet sich derzeit eine Einigung in Sachen zusätzlicher Hilfen für das überschuldete Land ab.

US-Probleme lasten auf Währung

Hellmeyer
Hellmeyer

Dem US-Dollar machen außerdem enttäuschende Konjunkturdaten zu schaffen, zuletzt sorgten die Arbeitsmarktzahlen für Ernüchterung: Der Stellenaufbau im Mai fiel deutlich geringer aus als erwartet, die Arbeitslosenquote stieg, anders als prognostiziert, wieder an. Auch die Daten vom US-Immobilienmarkt sind wenig erfreulich.„Sollte der Trend negativer Überraschungen bei den US-Konjunkturdaten nicht bald drehen, könnte am Markt eine Diskussion um eine weitere quantitative Lockerung aufkommen“, befürchtet die Commerzbank. Für den Euroraum gehen die Experten hingegen von einer baldigen weiteren Zinserhöhung aus. „Ein Ende der US-Dollar-Schwäche ist nicht in Sicht“, lautet daher das Resümee.

Auch die hohe Verschuldung der USA lastet auf dem Greenback, die Rating-Agenturen Standard & Poor`s und Moody`s hatten daher sogar die Überprüfung der AAA-Einstufung für die USA angekündigt. „Die Eurozone ist in der Entwicklung der Gesamtverschuldung im Vergleich zu den USA, Japan und dem Vereinigten Königreich schlichtweg und ergreifend Spitzenklasse“, bemerkt Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank. Für Hellmeyer spricht daher viel für den Euro. „Erst ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1,4220 bis 1,4250 verändert die Situation.“

Weiter Flucht in Schweizer Franken

Eindeutiger Profiteur der Griechenland-Krise ist weiter der Schweizer Franken. Die Debatte um ein neues Hilfspaket für die Hellenen ließ den Euro gegenüber der Schweizer Währung in der vergangenen Woche auf ein neues historisches Tiefvon rund 1,20 Franken sacken, in den vergangenen Tage erholte sich die Gemeinschaftswährung aber wieder. Mittlerweile müssen 1,2286 Franken für einen Euro gezahlt werden, Anfang des Jahres waren es allerdings noch fast 1,25. Viele Analysten erwarten nun aber eine Gegenbewegung: „Nachdem das Hilfspaket jetzt Kontur gewinnt, wird die Budget-Problematik auch bei diesem Währungspaar an Durchschlagskraft verlieren und dem Euro zu einer Erholung verhelfen, für die auch die überkaufte technische Situation des Schweizer Franken spricht“, meint etwa die Commerzbank.

Abwärtspotenzial für Yen begrenzt

Apelt
Apelt

Der Yen hat mittlerweile seine Verluste nach dem Fukushima-Gau wieder wettgemacht. „Die japanische Naturkatastrophe hat anscheinend keine Auswirkungen am Devisenmarkt“, meint Christian Apelt von der Helaba. Allerdings seien die Folgen für die Wirtschaft groß. „Sowohl die wirtschaftliche Lage als auch die Geldpolitik sprechen eher gegen den Yen.“ Da allerdings auch die US-Geldpolitik keine Zinswende in Aussicht stelle und auf dem Euro die Schuldenkrise laste, sei das Abwärtspotenzial für den Yen begrenzt. „Der Euro-Yen-Kurs wird vermutlich auf 122 Yen steigen.“ Aktuell müssen 117 Yen für einen Euro gezahlt werden.

Kanadischer Dollar: Keiner sicherer Hafen

Apelt warnt im Übrigen davor, Währungen der Rohstoff exportierenden Länder wie Kanada oder Australien als geeigneten Inflationsschutz zu sehen. „Der US-Dollar schwächelt in diesem Jahr allgemein und somit auch gegenüber den Rohstoffwährungen. Anleger aus dem Euro-Raum hingegen erlitten 2011 Kursverluste mit den Dollarwährungen aus Kanada, Australien und Neuseeland“, erklärt der Devisenexperte.Mit einer nachlassenden Euphorie um die Rohstoffpreise, auch ausgelöst durch eine straffere Geldpolitik in Industrie- und Schwellenländern, könne das Umfeld für diese Währungen schwieriger werden.

Auch gegen den Aussie spricht einiges

Wer aus Angst vor der Entwicklung in den USA in den kanadischen Dollar fliehen wolle, solle daher vorsichtig sein. „Schließlich sind beide Ökonomien eng verzahnt.“ Apelt verweist zudem auf das Leistungsbilanzdefizit Kanadas und die mit mehr als 80 Prozent am BIP auch „nicht unproblematische“ Staatsverschuldung. Dies könne den kanadischen Dollar langfristig belasten. Die Prognose von 1,43 Kanada-Dollar für einen Euro per Jahresende wurde durch den starken Aufwärtstrend des Euro seit Mitte Mai sogar jetzt schon erreicht. Auch für den australischen Dollar sind die Aussichten laut Helaba nicht mehr so gut: „Der Zinsvorsprung gegenüber Euro und US-Dollar ging zum Teil zurück, was mittelfristig klar gegen den Aussie spricht.“ Erholungen bei den Rohstoffpreisen könnten den australischen Dollar kurzfristig allerdings noch einmal stützen. Für einen Euro müssen aktuell knapp 1,38 australische Dollar gezahlt werden, zu Jahresanfang waren es nur 1,31.

© 8. Juni 2011/Anna-Maria Borse