Devisen: Euroschwäche nicht von Dauer

11. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Ist ein Austritt Griechenlands aus der gemeinsamen europäischen Währung möglich? Oder läuft die derzeitige Diskussion um das schuldengeplagte Land auf einen Schulden-Cut hinaus? Seit einigen Wochen beschäftigten die Kapitalmärkte sich mit der Zukunft des geplagten Landes. „Eine ernsthafte Option kann das Verlassen des Euro für die Währungsunion aber nicht sein“, glaubt die Helaba. Auch deshalb weise alles auf eine Aufstockung der finanziellen Unterstützung für Griechenland hin. Bei einem regulären Treffen der EU-Finanzminister in der kommenden Woche werde bereits über eine Verlängerung der bestehenden Hilfen sowie über neue Kredite gesprochen, heißt es aus Kreisen der Europäischen Zentralbank.

Inflation und wie man sie steuert ist das zweite große Thema der europäischen Währungshüter. „Es gilt die Zielmarke von zwei Prozent für den Euroraum nicht nachhaltig zu verlassen“, schreibt die HSBC Trinkaus in ihrem aktuellen Bericht. Für die EZB bedeute dies eine echte Herausforderung. Denn die langfristigen Inflationserwartungen für die kommenden sechs bis zehn Jahre erreichten bedenklich hohe Werte. Lagen sie zwischen April 2003 und April 2010 Consensus zufolge stets innerhalb der Bandbreite von 1,8 und 2 Prozent, so sei die Teuerungsrate erstmals im Oktober 2010 auf 2,1 Prozent geklettert. Prognosen von 2,2 Prozent im April 2011 deuteten eine Fortsetzung der Aufwärtstendenz. Hauptverursacher seien die hohen Nahrungsmittel- und Energiepreise. Und wie man diesen gegen übertritt, hänge ganz von der Sichtweise der Notenbanken ab. Eine temporäre Erscheinung der Entwicklung erfordere andere Maßnahmen als eine einmalige strukturelle Anpassung der Rohstoffpreise nach oben. Wieder anders müsse man einem langfristigen Trend steigender Preise begegnen.

Relative Stärke des Euro gegenüber US-Dollar weiterhin intakt

Der Euro verliert an Boden. Die wiedererwachten Diskussionen rund um das Thema Schulden in der Eurozone habe den Euro zuletzt gegenüber den US-Dollar unter Druck gesetzt. „Ob das auf absehbare Zeit so bleibt, hängt von der Vorgehensweise der Finanzminister der Euroländer ab“, meint Sintje Diek von der HSH Nordbank. Nach dem geplanten Treffen der europäischen Finanzminister in der kommenden Woche wisse man mehr. Einen Haircut für Griechenland hält auch sie für unwahrscheinlich. „Zugeständnisse bei der Zinshöhe oder die Streckung der Laufzeiten bestehender Kredite kommen schon eher in Frage“, glaubt die Analystin. Diese Finanzhilfen hätten sich auch in der Vergangenheit bewährt.

Profitiert hätte der Euro zuvor von der Zinswende in der europäischen Währungsunion und der gegensätzlichen Geldpolitik der US-Notenbank in diesem Jahr. Diese relative Stärke des Euro könne noch bis zum Jahresende erhalten bleiben „Denn es sieht nicht so aus, als wird es in den USA in diesem Jahr noch eine Zinsanpassung nach oben geben“, beobachtet die Devisenexpertin der HSH Nordbank. Mit dem ersten Zinsschritt von Notenbankchef Ben Bernanke könne man Anfang 2012 rechnen.

Nach einem Kursrutsch von über 4 Prozent gegen Ende vergangener Woche notiert der Euro am Mittwoch bei 1,4271 US-Dollar. Trotz dieser kurzfristigen Schwäche der Gemeinschaftswährung bescheinigen technische Analysten der Helaba dem Euro im Verhältnis zum US-Dollar eine mittelfristig positive Aussicht.

Schuldendiskussion stärkt Schweizer Franken

Nutznießer der Diskussion um die Bonitätsprobleme Griechenlands ist der Schweizer Franken. „Die Alpenrepublik bietet ihrer Währung derzeit ein echtes Wohlfühl-Klima“, bemerkt Diek. Bei den Schweizer Unternehmen laufe laut einem anerkannten Frühindikator alles rund. Über 2 Prozent Wirtschaftswachstum, sehr niedrige Arbeitslosigkeit und eine nach wie vor optimistische Industrie sprechen eine deutliche Sprache. Habe sich der Wechselkurs gegenüber dem Euro auf Vierwochensicht noch bei 1,30 Schweizer Franken bewegt, peile er derzeit die Marke von unter 1,25 Schweizer Franken an. „Wenn sich die Diskussionen um Griechenland wieder beruhigt haben, wird das auch dem Euro wieder Rückenwind geben“, glaubt Diek. Mit ersten Zinsanpassungen in der Schweiz rechne die Analystin erst im September. Wie im Euroraum werde eine Erhöhung von 25 Basispunkten erwartet.

Briten in der Zwickmühle

Steigende Preise verschonten auch die Briten nicht. Zuletzt erreichte die Teuerungsrate zwar einen niedrigeren Wert, bleibt aber mit derzeit rund 4 Prozent immer noch deutlich oberhalb der Zielmarke. Den britischen Währungshütern beschere die Situation ein Problem. „Denn die Konjunktur ist weiterhin schwach und stagniert per Saldo seit Oktober“, beobachten die Analysten der Helaba. Eine Zinserhöhung gebe es deshalb erst einmal nicht. Nur ein Teil des neunköpfigen Gremiums bei der Bank of England plädiere bisher für eine Straffung der Geldpolitik. Das könne aber auch umschlagen.

Von dem Höchstniveau von 0,9043 Britische Pfund je Euro auf Jahresbasis in der vergangenen Woche habe sich der Euro erst einmal wieder verabschiedet. Die Ursachen erkennt die Helaba in der ausgebliebenen Zinserhöhung im Euroraum sowie der aktuellen Diskussion rund um die zusätzlich notwendigen Hilfen für Griechenland. Das technische Bild sei damit eingetrübt. Werde die Unterstützungszone von 0,8714 bzw. 0,8741 unterschritten so finde man den nächsten Haltebereich bei 0,8655 und 0,8672 Britischen Pfund.

© 11. Mai 2011/Iris Merker