19. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Während sich die Mehrheit angesichts der Schuldenkrise mit den jeweiligen Länderindizes beschäftigt, und zwar mit Aktien und vor allem aber auch mit Anleihen, schieben einzelne den ETF mit Dividendentiteln auf der Umsatzliste nach oben. Bei den Sektoren bringen Autos und Banken Schwung in den Markt.
Andreas Bartels von der Commerzbank blickt auf eine der aktivsten Wochen der vergangenen Monate zurück. „Umsätze auf hohem Niveau“ hat der Market Maker beobachtet, wobei Käufe und Verkäufe komplett ausgeglichen seien. Betrachte man die Assetklassen im Einzelnen, hätte es im Bereich der Aktien-ETFs mehr Abgaben, bei den Renten-ETFs dagegen Neuengagements gegeben.
Mark Schönbrodt von der DekaBank sieht insgesamt steigende Umsätze. Bei ihm stehen zwei Dritteln Käufer einem Drittel Verkäufer gegenüber.
Ruhiger war es dagegen für Bastian Ohta von der UniCredit. Als „Abklingen des Sturms“ bezeichnet der Händler die Marktphase. „Die großen Investoren, die es kalt erwischt hat, sind vielleicht noch zu gekränkt, um schon wieder einzusteigen“. Entsprechend habe es Ohta im Moment vor allem mit kleineren Orders zu tun, „am Markt handeln“, nennt er dies.
Volatilität fördert Handel in reversen und gehebelten Bluechip-ETFs
Bartels
„Unsere Investoren haben wegen der Eurokrise vor allem europäische Indizes im Blick“, konkretisiert Bartels. 70 Prozent der Aktivitäten hätten sich auf den Euroraum bezogen, etwa 45 Prozent auf deutsche Werte. Neben den Standards zu DAX, Euro Stoxx 50 oder dem marktbreitem DJ Stoxx 600 hätten sich Anleger vor allem auf gehebelte ETFs und Short-ETFs kapriziert. „Sie versuchen, Marktverwerfungen zu nutzen“, erklärt Bartels.
Bemerkenswert sind die hohen Umsätze im DivDAX-ETF (WKN 263527). Das ist Gregor Homme von der UniCredit zufolge vermutlich ein Steuerthema großer institutioneller Investoren. Der ETF hat am vergangenen Freitag Dividenden ausgeschüttet. Außerdem sei ein gewichtiger Leerverkäufer aktiv, der jedoch bei der Eindeckung gebremst werde. Der Emittent des ETFs hat die tägliche Ausgabe neuer Anteile auf 3 Prozent des verwalteten Vermögens begrenzt. „Das wird noch spannend in den nächsten Tagen“, glaubt Homme.
Wenn international, dann US-Aktien
Schönbrodt
Wie Bartels berichtet, sind außerhalb der Eurozone ETFs mit US-amerikanische Aktien gesucht, mit asiatischen Unternehmen und Emerging Market-Werten dagegen gar nicht. Bei Schönbrodt hat es allerdings Nachfrage nach einem ETF mit chinesischen Aktien gegeben (WKN A0F5UJ).
Außerdem deckten sich Anleger auch mit Anteilen am ETF auf den sehr breit gestreuten MSCI World (A0HGZR) ein. Der Tracker auf den Subindex von MSCI mit nordamerikanischen Aktien wäre dagegen mehrheitlich zurückgegeben worden.
Vor allem Bundesanleihen
Bartels zufolge waren insbesondere ETFs mit deutsche Staatsanleihen begehrt, und zwar im Laufzeitbereich von 5 bis 10 Jahren (WKN 628949), aber auch Anteile an ETFs mit kürzerlaufenden Bundesanleihen – 1,5 bis 2,5 bzw. 2,5 bis 5,5 Jahre (WKNs 628947, 628948) – hätten Abnehmer gefunden. Bei der DekaBank ist außerdem der ETF mit Bundesanleihen aller Laufzeiten gekauft worden (WKN 628946).
Spekulativer agierende Investoren hätten den Lyxor ETF Daily Double Short Bund gehandelt (WKN LYX0FW), der bemerkenswert weit oben auf den Umsatzlisten der zurückliegenden Woche erscheint, wie Bartels beobachtet hat. Der ETF bildet zweifach die Preisveränderungen des Bund-Futures auf Tagesbasis ab.
Autos und Banken
Im Bereich der Sektoren waren Anleger der Commerzbank vor allem in ETFs mit Automobil-Aktien, Grundstoffunternehmen und Banken aktiv. Während erstere ausgeglichen gehandelt wurden, sind Tracker des Banksektors mehrheitlich verkauft worden.
Auch bei Homme gehen vor allem Anteile an ETFs mit Automobilaktien ‚über den Tresen‘ (WKN A0RPR0). Dieser Trend halte nun schon einige Wochen an. „Zuletzt hat BMW mit einer angehobenen Prognose Schub in das Thema gebracht.“ Das ziehe sich wie ein roter Faden durch den Markt. Eine gute Nachricht nach der anderen bringe Kundenkäufe mit sich.
Im Zuge der Diskussion um italienische Staatsanleihen seien außerdem vor allem europäische Banken-ETFs wegen der italienischen Banken verkauft worden. Gegen Ende der Woche, vor Veröffentlichung der Stresstests, sind die Anleger wieder eingestiegen“, blickt der Händler zurück (WKN 628930). Der Sektor habe in dem Zeitraum auch am zweitbesten abgeschnitten. „Gutes Näschen oder Erholungsrallye“, interpretiert Homme das Anlegerverhalten.
© 19. Juli 2011/Edda Vogt