ETFs: Aktive Anleger, reger Handel

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2. Dezember 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Über 200 Punkte hat der DAX in den vergangenen fünf Handelstagen gewonnen. Nach vielen vergeblichen Anläufen knackte der deutsche Bluechip-Index heute Morgen sogar erstmals seit Anfang Juli wieder die 10.000 Punkte-Marke. Im ETF-Handel geht es nach Angaben der Spezialisten bei regem Handel allerdings in beide Richtungen. Während Gregor Hamme von der UniCredit gleichermaßen Zu- wie Abflüsse verbucht, spricht Frank Mohr von überwiegenden Verkäufen der DAX-ETFs (WKNs A0H08R, LYX0A1, 593393, ETF001, ETFL01). „Über alle Anlageklassen hinweg überwiegen bei der Commerzbank mit 52 Prozent leicht die Abgaben.“

Vom nahenden Jahresende verspürt Mohr im ETF-Handel jedenfalls wenig. Mit 25.000 Trades bleibe das Handelsniveau ausgesprochen hoch. Der Händler erwartet, dass sich dieses erfreuliche ETF-Aufkommen bis zu den Feiertagen halten wird. „Anleger machen derzeit keine Anstalten die Bücher zu schließen.“

Vertrauen in westliche Unternehmen

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Sengfelder

„Wir hatten in der vergangenen Woche ein sehr hohes Order-Aufkommen mit leichtem Verkaufsdruck“, bestätigt Jörg Senfelder von Flow Traders. Bei Trackers der europäischen Leitindizes Euro Stoxx 50 (WKNs 593395, 935927, 798328), Stoxx Europe 600 (WKNs 263530, DBX1A7) und MSCI Europe (WKNs A0MZWQ) griffen Anleger in Summe zu.

Auf den vorderen Plätzen der Kaufstatistik rangieren bei Sengfelder zudem Tracker des Stoxx Europe Mid 200 (WKN 593399), der 200 mittelgroß kapitalisierte europäische Unternehmen umfasst.

Aktien-ETFs mit nordamerikanischen Unternehmen führt Sengfelder ebenfalls der Kaufseite. Anleger setzten dabei verstärkt auf S&P 500- (WKNs A0YEDG, 622391) und MSCI USA-Indexfonds (WKN ETF120).

Nachfrage größer als das Angebot

Deutlichen Zuspruch für ETFs mit Aktien asiatischer Schwellenländer verbucht Stefano Valenti von der UniCredit. „Abgesehen von den Abgaben am gestrigen Montag ist die Nachfrage in diesem Segment unterm Strich derzeit beachtlich.“ Käufe gebe es etwa für Portfolios, die an den MSCI Emerging Markets (WKN A0HGWC, DBX1EM) gekoppelt sind.

ETFs mit chinesischen Aktien (WKN DBX0NK) wären so beliebt, dass derzeit keine weiteren Zuflüsse möglich seien. „Da die Quote für ausländische Investoren erreicht wurde, muss sich die Deutsche Bank als Emittent zunächst von den chinesischen Behörden ein zusätzliches Kontingent genehmigen lassen“, erklärt Valenti.

Bewegung in beide Richtungen macht der Händler bei Trackern des MSCI Brazil (WKN A0HG2M) aus, ebenso zeige sich im Handel mit MSCI Latin America-ETFs (WKNs LYX0B0, A1H8BL) ein gemischtes Bild.

Flow Traders‘ Handelspartner interessieren sich dagegen nicht für Schwellenländer. Sowohl marktbreite Emerging Markets-ETFs (WKN A0HGWC) als auch Aktienkörbe einzelner Schwellenländer wie Brasilien (WKN DBX1MR) und Mexico (WKN DBX0ES) kämen tendenziell aus den Depots raus.

Ausverkauf von Ölwerten Investments

Ins gefühlt uferlose fallende Rohölpreise schlagen sich in deutlichen Abgaben von ETFs mit Ölaktien (WKNs LYX0GK, A0H08M, LYX0A9, A0RPSB) wider, wie die Händler einhellig vermuten.

In diesem Zusammenhang sieht Valenti auch die Abflüsse bei Trackern russischer Indizes wie dem Dow Jones Russia (WKN LYX0AF) und dem MSCI Russia (WKN A1C1HV). „Aufgrund Russlands großer Abhängigkeit vom Ölexport befinden sich sowohl der russische Aktienmarkt als auch der Rubel im freien Fall“, begründet die UniCredit.

Telekom-Aktien gesucht

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Hamme

Favorisierte Branchen-ETFs sind derzeit ganz klar Telekom-Tracker (WKNs A0H08R, LYX0A1), wie Hamme feststellt. Der Händler begründet dies durch Fusionsgerüchte etwa zwischen Vodafone und weiteren Kabelnetzbetreibern wie dem US-Konzern Liberty Global. „Das beflügelt vermutlich die Anlegerfantasie.“ Auch die British Telecom sei auf Einkaufstour und interessiere sich beispielsweise für die Telefonica-Tochter O2, die sie für rund 14 Milliarden Euro übernehmen wolle.

Von Energieversorgern (WKN A0Q4R0) und Unternehmen der Grundstoff-Industrie (WKN LYX0AX) trennen sich Anleger laut Sengfelder per Saldo.

Rendite lockt

Bei Renten-ETFs setzen Investoren derzeit eindeutig auf Unternehmensanleihen mit hoher Verzinsung, wie Sengfelder meldet. Produkte wie der Euro Corporate Bonds ex Financials (WKN A0YEEX), der Global High Yield Corporate Bond (WKN A1KB2A) und der Euro High Yield Corporate Bond (WKN A1C3NE), alle drei von iShare, befänden sich auf der Beliebtheitsskala weit oben.

Pfandbriefe (WKN A1W6DJ, 263526) und hiesige Staatsanleihen (WKN A0J21A) mit kurzer Laufzeit würden in Summe verkauft.

von Iris Merker , Deutsche Börse AG
© 2. Dezember 2014