ETFs: Anleger agieren vorsichtig

28. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Griechenland bleibt weiter im Fokus der Märkte, auch im ETF-Handel ist das nicht anders. Ab heute berät das Parlament in Athen über das Sparpaket, bis Donnerstag muss es gebilligt werden, um weitere Hilfen von der EU und dem IWF zu erhalten. „Bis dahin bleibt der Markt anfällig“, erklärt Bernardus Roelofs von Flow Traders. Doch Griechenland ist nicht der einzige Wermutstropfen. Auch der Blick über den Atlantik dämpft die Stimmung: Mehr und mehr verfestigt sich der Eindruck, dass es dort zu einer Wachstumsabschwächung kommt. „Die amerikanischen Konjunkturzahlen haben abermals enttäuscht“, berichtet Roelofs. Nichts desto trotz sind die Volumina im ETF-Handel gut: „Die Umsätze sind ganz ordentlich, Käufe und Verkäufe halten sich die Waage.“ Auch Marco Salaorno von der Société Générale sieht ein insgesamt ausgeglichenes Bild von Zu- und Abflüssen bei guten Umsätzen. „Es ist ziemlich viel los bei den Standard-Assets. Ganz verabschieden aus dem Markt wollen sich die Anleger offenbar nicht.“ Andere Händler wie Mark Schönbrodt von der DekaBank sprechen hingegen von einem deutlichen Verkäuferüberhang: „Wir hatten zu zwei Dritteln Abgaben.“.

Appetit auf DAX gebremst


Roelofs

Wie bereits in der Vorwoche meiden Investoren den DAX, während das Geschäft mit Euro Stoxx 50- oder Stoxx 600-Trackern uneinheitlich ist. Auf den Abgabelisten stehen etwa der iShares DAX (WKN 593339), gehebelte Produkte auf den deutschen Aktienindex (WKN LYX0AD) und Dividendenstrategie-Fonds (WKN ETFL23). Zu- und Abflüsse gibt es Roelofs zufolge hingegen beim iShares Euro Stoxx 50 (WKN 593395), Käufe beim Lyxor Euro Stoxx 50 (WKN 798328) und Lyxor Euro Stoxx 50 Dividends (WKN LYX0FX) und Verkäufe beim breit aufgestellten iShares Stoxx 600 (WKN 263530). Von gehebelten ETFs wie dem Lyxor Euro Stoxx 50 Leveraged (WKN LYX0BZ) trennen sich Anleger tendenziell. Zwar konzentrieren sich die Investoren im Moment auf Europa, einige Anleger wagen sich Roelofs zufolge aber bei Japan wieder vor und positionieren sich beim iShares MSCI Japan Monthly Euro Hedged (WKN A1H53P). Die USA seien weniger beliebt (WKN DBX0F4).

Bei Anleihen punktet Qualität

Renten-ETFs bleiben gesucht, vor allem solche mit den als solide geltenden deutschen Staatsanleihen. Aufgrund der Griechenland-Krise hatte der richtungsweisende Euro-Bund-Future in der vergangenen Woche ein neues Jahreshoch von 127,57 Prozent markiert, im April waren es noch 120 gewesen. „Wir sehen eine verstärkte Nachfrage nach deutschen Langläufern“, erklärt etwa Marco Salaorno. Anleger legten sich etwa den iShares eb.rexx Government Germany 5,5-10,5 (WKN 628949) oder den Lyxor Euro MTS AAA Government Bond (WKN LYX0FK), einen Rentenfonds mit Staatsanleihen bester Bonität, ins Portfolio. Inflationsgebundene Renten-ETFs würden hingegen eher abgestoßen (WKN A07FAM). Bei den Geldmarkt-ETFs gibt es Salaorno zufolge Flows in beiden Richtungen: „Verkäufer von Aktien-ETFs parken Liquidität in Geldmarkt-Indexfonds, wer sich wieder positionieren will, löst die Geldmarkt-ETFs auf.“ Die DekaBank macht den Schwerpunkt des Anlegerinteresses eher bei kürzeren oder mittleren Laufzeiten aus (WKN ETFL13, ETFL18, 628948), während lange Laufzeiten (WKN 628949), Geldmarkt-ETFs (WKN ETFL22) und Jumbo Pfandbrief-Indexfonds (WKN 263526) abgegeben würden. „Es existiert zwar Interesse an deutschen Anleihen, besonders groß ist dieses aber nicht“, meint hingegen Roelofs. Für ihn ist der ETF-Handel nach wie vor „aktiengetrieben“.

Wenig los bei Sektoren-ETFs

Bei den Sektoren-ETFs fehlen die großen Trends, es dominieren normale Portfolioumschichtungen. „Spezialthemen sind im Moment weniger gefragt“, meint Marco Salaorno. Flow Traders berichtet von Zuflüssen bei ETFs mit Aktien der Touristik- (WKN A0H08S) und Lebensmittel-/Getränkebranche (WKN ETF067, LYX0AR) sowie Abgaben bei ETFs mit Dividendentiteln aus dem Gesundheitsbereich (WKN DBX1SH). Laut DekaBank trennen sich Anleger auch von Indexfonds, die die Entwicklung der Versorger- (WKN A0Q4R0) und der Banken-Branche (WKN A0F5UJ) nachzeichnen, beliebt seien unterdessen der Automobil- (WKN A0RPR0) und der Grundstoffsektor (WKN A0RPR2). Der Société Générale zufolge gibt es allenfalls bei Indexfonds mit Gesundheits- (WKN A0Q4R3), Lebensmittel- und Banken-Aktien nennenswerte Umsätze, und zwar in beiden Richtungen. „Bei den Banken hatten wir vielleicht einen kleinen Verkäuferüberhang.“ Auch die Schwellenländer-ETFs finden weiterhin wenig Beachtung, zu sehr beschäftigt Europa die Märkte. Flow Traders meldet Abgaben beim iShares MSCI Emerging Markets (WKN A0HGZT).

© 28. Juni 2011/Anna-Maria Borse