ETFs: Comeback der Schwellenländer?

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7. Januar 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Von einem Rückzug der Anleger rund um den Jahreswechsel ist kaum etwas zu spüren. Händler berichten einhellig von regen Geschäften im ETF-Handel. „Trotz kurzer Woche liegen wir mit rund 9.000 Trades nur knapp unter dem Durchschnitt“, meldet Andreas Bartels von der Commerzbank. Auch die Umsätze bewegten sich auf einem erfreulichen Niveau. „Nur institutionelle Anleger sind bei uns weniger aktiv.“ Über alle Anlageklassen hinweg sei das Verhältnis zwischen Käufen und Verkäufen nahezu ausgeglichen mit wenig Überraschungen bei den bestplatzierten ETFs.

„Bei kaum verändertem Handelsvolumen kommen Aktien-ETFs mit Unternehmen aus Schwellenländern gut an, hiesige und europäische Aktien werden in beide Richtungen gespielt“, fasst Jörg Sengfelder die Lage zusammen. Eine Vorliebe für Emerging Market macht der Händler von Flow Traders auch im Bereich der Staatsanleihen aus.

Sidi Kleefeld von der Deutschen Bank beobachtet insgesamt eine defensivere Positionierung der ETF-Anleger und spricht von Mittelabflüssen aus DAX- und Euro Stoxx 50-ETFs über alle Anbieter hinweg. Gestiegen sei das Interesse an Fixed Income-Produkten. „Stark gesucht sind kurzlaufende deutsche und europäische Staatsanleihen.“

Zuspruch für Japan

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Bartels

Unter den Industrienationen sind Indexfonds auf den MSCI Japan (WKN DBX0KT, A1H53P, A0REJE, ETF117) gegenwärtig beliebt, wie Bartels und Sengfelder berichten. Investoren scheinen für die weitere Entwicklung japanischer Aktien optimistisch gestimmt, auch wenn der 225 Werte umfassende Nikkei-Index an seinem ersten Handelstag 2014 knapp 2,4 Prozent auf 15.908 Punkte nachgab. Bei der Commerzbank finde der breit aufgestellte S&P 500 (WKN LYX0FS, A0JBR6) überwiegend Abnehmer.

Italien im Fokus

In der Anlegergunst in den Hintergrund rückten ETFs auf den DAX (WKN 593393, ETFL01, ETF001) und Euro Stoxx 50 (WKNs 593395, ETFL02). „Hier fließen Mittel in beide Richtungen“, bemerkt Bartels. Tracker des italienischen MIB (WKN DBX1MB) fänden dagegen spürbaren Anklang. Die deutlichen Abflüsse aus DAX- und Euro Stoxx 50-ETF in seinen Büchern verbucht Kleefeld auf das Konto Gewinnmitnahmen. Offenbar rechnen einige Anleger durchaus mit Rückschlägen.

Renditeträchtiges Festverzinsliches zieht

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Sengfelder

Als ausgeglichen und belebt beschreibt Sengfelder die Bewegungen im Markt der Renten-ETFs und spricht von „Rauschen in alle Richtungen“. Gesucht würden Bonds, die ein Mehr an Rendite bringen. Zu den meist gehandelten Werten gehörten bei Flow Traders Staatsanleihen der Schwellenländer (WKN A0HGZT) und Unternehmensanleihen ohne Finanzwerte (WKN A0YEEX). Von europäischen Bonds mit Laufzeiten zwischen fünf und sieben Jahren (WKN DBX0AF) trennten Investoren sich per Saldo.

Corporate Bonds rangierten bei der Commerzbank auf den hinteren Plätzen der Umsatzbestenliste, wobei die Handelsströme „kein eindeutiges Bild“ zeichneten. „Bei Jumbo-Pfandbriefen sehen wir starke Zuflüsse“, erklärt Bartels. Gekauft würde beispielsweise der Pfandbriefe-ETF von iShares (WKN 263526). Fonds mit deutschen Staatsanleihen (WKN 628947) landeten ebenfalls in den Anlegerdepots.

Emerging Markets wieder auf dem Schirm

Auf der Suche nach Kurspotenzial schweifen Investoren verstärkt in die Ferne. ETFs, die Schwellenländermärkte abbilden, stehen Kleefeld und Sengfelder zufolge hoch im Kurs. Mittelzuflüsse gibt es laut Flow Traders für Indexfonds auf den MSCI Emerging Markets (WKN A0HGZT, A1JM6G, LYX0BX).

Wie heiße Kartoffeln ließen Investoren ETFs auf türkische Aktien (WKN LYX0AK) fallen. „Die jüngsten politischen Entwicklungen in der Türkei haben Anlegern scheinbar einen Schreck eingejagt.“

Finanzsektor überzeugt

Im Handel mit Sektor-ETFs nennt Bartels Konsumgüter (WKN A0REJ1) als beliebteste Branche. „Zweidrittel Käufe stehen einem Drittel Verkäufe gegenüber.“ Auf Platz zwei stehe der Immobiliensektor (WKN A0Q4R4). „Hierbei verhalten sich Orders genau entgegengesetzt, die Verkäufe dominieren mit rund 70 Prozent.“ Nahezu ausschließlich Zuspruch gebe es für die Finanzindustrie (WKN ETF066). Grundstofffonds (WKN LYX0AX) fliegen Sengfelder zufolge unterdessen aus den Portfolios. „Auch von der Telekom-Branche (WKN LYX0A1) lassen Investoren zunehmend die Finger.“

von Iris Merker, Deutsche Börse AG

© 7. Januar 2014