10. März 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die bislang vergebliche Suche nach einer Lösung für Griechenland auf der einen und auf Rekordkurs bleibende europäische Aktienbörsen auf der anderen Seite bestimmen das Bild im ETF-Handel. „Das Handelsvolumen hat im Vergleich zu den enorm starken vorherigen Wochen ein wenig nachgelassen“, berichtet Sidi Kleefeld von der Deutschen Bank. Im Mittelpunkt des Anlegerinteresses stünden europäische Aktien außerhalb Deutschlands. „Anleger scheinen ihre bisherige Untergewichtung von Werten anderer Eurostaaten abzubauen.“ US-amerikanische Bluechips würden hingegen tendenziell abgestoßen.
Mit knapp 38.000 Trades bewegen sich die ETF-Umsätze bei der Commerzbank weiterhin auf sehr stattlichem Niveau, wie Frank Mohr meldet. Über alle Anlageklassen hinweg stünden 60 Prozent Käufe rund 40 Prozent Verkäufe gegenüber. „Die Musik spielt eindeutig im Aktienbereich“, urteilt der Händler der Commerzbank, was angesichts der EZB-Gelschwemme nicht allzu verwunderlich sei. „Mit einem Anteil von 18 Prozent gewinne der Rentenbereich wieder etwas an Bedeutung. Allerdings entfalle mit rund 76 Prozent der Löwenanteil wie gehabt auf das Geschäft mit Aktien-ETFs.
Hauptsache europäisch
Mohr
Europäische Aktien stehen laut Mohr bei Anlegern hoch im Kurs. Neben DAX-ETFs (WKNs 593393, ETF001) bevorzugten Investoren Euro Stoxx 50- (WKNs ETF050, 593395, ETFL05), MSCI Europe- (WKN A0JDGC) und Stoxx Europe 600-ETFs (WKN 263530). Tracker des MSCI EMU (WKN 633611) mit Unternehmen aus dem gemeinschaftlichen Währungsraum wären ebenfalls gefragt.
Die stetige Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar passt nach Meinung Kleefelds übrigens nicht mit der anhaltenden Vorliebe für europäische Aktien zusammen. „Eigentlich müsste der Euro wieder aufwerten, was er aber nicht tut.“ Das könne mit den sehr guten US-Arbeitsmarktzahlen und den damit erwarteten früheren Zinsanstieg zusammenhängen.
Nicht mehr Everybody's Darling
Etwas nachdenklicher geben sich Deutsche Bank-Kunden hinsichtlich der weiteren DAX-Entwicklungschancen. „DAX-ETFs sind bei uns derzeit nicht en vogue“, berichtet Kleefeld. Stattdessen landeten verstärkt französische Bluechips aus dem CAC 40 (WKNs DBX1AR, A0RADL) und dem MSCI France (WKNs A12ATD, A0REJP) in den Anlegerdepots, ebenso wie IBEX 35-Werte (WKN DBX0JE).
Einbußen möglich
Sattler
„Deutsche Aktien aus der zweiten Reihe kommen derzeit ebenfalls zum Zuge“, meldet Marcel Sattler von der ICF Bank. Anleger positionierten sich beispielsweise verstärkt in MDAX-Titeln (WKNs ETFl44). Obwohl es langfristig nach Auffassung Sattlers für den Euro Stoxx 50 noch Potenzial gibt, erwarteten Käufer des Euro Stoxx 50 Double Short (WKN A0X9AC) auf kurze Sicht fallende Kurse.
Wenig Interesse an US-Werten
Ihr Hauptaugenmerk richteten Anleger derzeit eindeutig auf Europa während US-Aktien etwa im S&P 500 (WKNs A0YEDG, DBX0F4, A1C0B5) und MSCI USA (WKNs ETFL26, A1H53M) in Summe abgestoßen würden. Auch Mohr registriert einen Abgabenüberhang für Tracker der beiden breitaufgestellten Indizes. „Einen Trend kann ich darin aber nicht erkennen.“
Rendite steht im Vordergrund
Währungsschwankungen locken
Die zum Teil hohen Schwankungen an den Devisenmärkten steigern laut der Händler das Interesse an Devisen-ETFs. Kleefeld berichtet von zumeist Abgaben etwa beim dbx-Trackers Currency Returns (WKN DBX0CT). Auf den Auf das Konto spekulative Geschäfte verbucht Sattler das rege Hin und Her beim fünffach gehebelten Long US-Dollar Short Euro (WKNs A12Z31) und umgekehrt (WKN A12Z32).
Banken haben das Nachsehen
Mit Blick auf Branchen-ETFs macht Mohr einen Abgabetrend bei Bankaktien (WKN A0F5UJ) aus. „Bei uns ist das mit 22 Prozent der aktivste Bereich von den Sektor-ETFs. Auf Rang zwei folge die Technologieindustrie (WKN ETF076) mit mehrheitlich Zuflüssen. Ebenso positionierten sich Anleger mit Käufen etwa des Stoxx Europe 600 Real Estates (WKN ETF074) in Immobilien.
von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 10. März 2015