ETFs: Erfolgsgeschichte geht weiter

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23. Dezember 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das Jahr ist noch nicht zu Ende, doch eins ist schon klar: 2014 war für ETFs ein Erfolgsjahr – auch wenn es Zeiten mit Abflüssen gab. „In der ersten Jahreshälfte haben wir nur Käufe gesehen, ab September aber auch Verkäufe“, berichtet Ciriaco Carrozino von der Unicredit Group in London. Unter dem Strich stehen allerdings ganz klar Zuflüsse: In Europa erhöhte sich das ETF-Vermögen im November auf den Rekordwert von 376,9 Milliarden Euro, wie das Finanzinformations- und Analysehaus Morningstar berichtet.

Das schlägt sich auch im ETF-Handel der Commerzbank nieder: „Im Vergleich zu 2013 ist die Anzahl der Trades bei uns 2014 um 65 Prozent auf 990.000 gestiegen“, meldet Andreas Bartels. Das Volumen sei ebenfalls stark gewachsen. „Wir sehen aber auch viele kleinere Order, da mehr und mehr Privatanleger ETFs kaufen.“ Zudem seien die Kunden viel aktiver geworden: „Die Buy & Hold-Strategie, also Kaufen und Halten, wird zunehmend durch häufige taktische Allokationen ersetzt.“

Renten-ETFs holen auf

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Bartels

Zwar sind Aktien-ETFs nach wie vor die gesuchtesten Indexfonds, Renten-ETFs werden aber immer beliebter. „Aktien-ETFs machten per Ende November gut 68 Prozent des europäischen ETF-Marktes aus“, schreibt Ali Masarwah von Morningstar. Bond-ETFs hätten ihren Marktanteil in den vergangenen zwölf Monaten aber deutlicher gesteigert, nämlich von 19,25 Prozent im November 2013 auf 21,3 Prozent per Ende des vergangenen Monats. „Der Marktanteil von Rohstoffprodukten reduzierte sich im selben Zeitraum dagegen von 10,1 auf 7,8 Prozent.“

Bei der Commerzbank hielt sich der Anteil von Aktien-ETFs am Gesamthandel bei 80 Prozent, Renten-ETFs machten 17 Prozent aus nach 16 Prozent im Vorjahr. „So gut wie keine Rolle mehr spielen Geldmarktfonds“, bemerkt Bartels.

S&P 500 schlägt DAX und Euro Stoxx

Gefragt waren in Europa Morningstar zufolge insbesondere US-Aktien, gefolgt von europäischen Unternehmensanleihen, weltweiten Aktien, europäischen Staatsanleihen und japanischen Dividendentiteln, während DAX- und Euro Stoxx-Tracker unter dem Strich Abflüsse zu verzeichnen hatten. Dass speziell US-Aktien viele Anhänger fanden, bestätigt Bartels für die Commerzbank: „Das gilt besonders für die zweite Jahreshälfte, in der ersten liefen bei uns MSCI Europe- und Stoxx 600-Tracker besonders gut.“ „Wir haben in diesem Jahr vor allem ein riesiges Interesse an US-amerikanischen Aktien gesehen“, berichtet auch Carrozino. Extrem gut weggegangen seien zudem währungsgesicherte Varianten von ETFs, die US-Aktien abbilden, aber auch solche, die an japanische Titel gekoppelt sind.

Die Umsatzrenner an der Börse Frankfurt waren in diesem Jahr abermals Tracker des DAX (WKN 593393, ETFL01, DBX1DA) und Euro Stoxx 50 (WKN 593395), daneben auch des Stoxx Europe 600 (WKN 263530).

Ziemlich weit oben auf der Umsatzliste 2014 stehen zudem MDAX- (WKN 593392), Short-DAX- (WKN DBX1DS) und LevDAX-ETFs (WKN LYX0AD) sowie der währungsgesicherte MSCI Japan-Tracker von iShares (WKN A1H53P), erst dann kommen US-Aktien mit dem iShares S&P 500 (WKN 264388).

Banken-Indexfonds dominieren Statistik

Innerhalb der Sektoren gibt es einen klaren Favoriten: die Banken, und zwar mit dem iShares Euro Stoxx Banks (WKN 628930). Die starke Konzentration auf Banken zeigt sich auch bei der Commerzbank: „Auf diese entfielen bei uns 23 Prozent der Umsätze in Sektoren-ETFs, 2013 waren es nur 15 Prozent“, meldet Bartels. Dabei hätten Käufe dominiert. Ebenfalls umsatzstark waren dem Händler zufolge ETFs, die die Immobilien- und die Grundstoffbranche abbilden – allerdings mit weitem Abstand zu den Banken.

Auf der Bond-Seite hat die Unicredit in diesem Jahr hohe Zuflüsse in europäische Staats- und Unternehmensanleihen beobachtet, außerdem großes Interesse an Schwellenländer-Anleihen. „Bei Emerging Markets-Bonds gab allerdings es zwei große Verkaufswellen in diesem Jahr: einmal im Juli, einmal im Dezember, bedingt durch die Russland-Krise.“ Bartels sieht länger laufende deutsche Staats- und Unternehmensanleihen auf den Einkaufslisten.

USA-Werte haben Nase vorn

Mit US-Aktien lagen Anleger in diesem Jahr übrigens genau richtig: Wer zu Jahresanfang etwa auf den ishares MSCI USA (WKN A0YEDU) gesetzt hat, kommt auf ein Plus von 28 Prozent. Beim Industrieländerindex MSCI World sind es, etwa mit dem Lyxor MSCI World (WKN LYX0AG), immerhin noch 18 Prozent, beim Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets, zum Beispiel mit dem db x-trackers MSCI Emerging Markets (WKN DBX1EM), gut 9 Prozent.

Gerade mal ein Plus von 3,7 Prozent hat der iShares Core DAX (WKN 593393) seit Jahresanfang eingefahren. Ganz schlecht aus sieht es für Investoren in russische Aktien: Der db x-trackers MSCI Russia Capped (WKN DBX1RC) hat mehr als ein Drittel an Wert verloren.

An Sektoren-ETFs, die die Bankenbranche abbilden, hatten Anleger unterdessen auch eher wenig Freude: Der iShares Euro Stoxx Banks (WKN 628930) ist seit Jahresanfang um 1,4 Prozent im Minus. 

ETFs, die Staatsanleihen aus Europas Peripherieländern abbilden, haben sich gut entwickelt: Etwa ist der db x-trackers II iBoxx Sovereigns Eurozone Yield Plus (WKN DBX0HM) seit Jahresanfang um 14,8 Prozent gestiegen. Mit 12,8 Prozent etwas weniger sind es beim db x-trackers II iBoxx Sovereigns Eurozone (WKN DBX0AC), der sich auf europäische Staatsanleihen generell bezieht. Der an Unternehmensanleihen gekoppelte iShares Euro Corporate Bond Large Cap (WKN 251124) kommt auf 8 Prozent.

Smart Beta voll im Trend

Nicht nur die Volumina sind gestiegen, auch die Produktvielfalt: Immer mehr Nischenmärkte werden mit ETFs abgebildet, zum Teil mit komplizierten Konstruktionen. „Ein großer Trend sind in diesem Jahr sicherlich Smart Beta-ETFs mit Equal Weight-, Minimum Variance- oder Low Volatility-Ansätzen“, meint Bartels. Mit Smart Beta-Indexfonds soll ein Index nicht nur abgebildet, sondern geschlagen werden, sie wollen besonders „smart“ sein. „Wenn sie Sinn machen, kommen sie auch gut an“, ergänzt der Händler.

Definitiv auf Erfolgskurs sind währungsgesicherte ETFs, ein Beispiel ist der währungsgesicherte MSCI Japan-Tracker von iShares. „Das betrifft aber nicht nur Euro/US-Dollar oder Euro/Yen, sondern auch Euro/Franken oder Euro zu Emerging Markets-Währungen.“ Wenn ETFs hingegen zu kompliziert würden, schlage sich das meist auch in den Kosten nieder – sowie einem hohen Geld/Brief-Kurs. „ETFs sollen bleiben, was sie sind: einfache, leicht verständliche Produkte.“

von Anna-Maria Borse,
Deutsche Börse AG © 23. Dezember 2014