
4. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Entspannung an den Aktienmärkten nach dem deutschen Ja zur Erweiterung des Euro-Rettungsschirms war von kurzer Dauer. Händler im ETF-Handel machen Berichte über unzureichende Fortschritte der griechischen Regierung bei der Umsetzung der Sparmaßnahmen mitverantwortlich. „Das stellt die Auszahlung der nächsten Tranche aus dem Rettungsschirm einmal mehr in Frage“, bemerkt Frank Mohr von der Commerzbank. Zudem sei mit der französisch-belgischen Dexia Bank ein weiteres europäisches Geldhaus in Bedrängnis und habe die Finanztitel an den Börsen mit nach unten gezogen. Die Ratingagentur Moody’s prüfe eine mögliche Abstufung der Kreditwürdigkeit Dexias. „In diesem Umfeld finden positive Konjunkturdaten wie der Einkaufsmanager-Index der Industrie und die gestiegenen Bauausgaben nur wenig Beachtung“, vermutet Mohr.

Mohr
In den Hintergrund rücken Florian Perini zufolge zudem hoffnungsvolle Meldungen der vergangenen Woche aus den USA. „Der Rückgang der Anträge auf US-Arbeitslosenhilfe, der Anstieg des US-Bruttoinlandsprodukts oder ein besser als erwartet ausgefallener Index zum Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan haben bis Ende vergangener Woche für mehr Käufe bei ETFs gesorgt“, glaubt der Händler von Flow Traders. Seit Wochenbeginn überwögen allerdings die Rückflüsse. Für die vergangenen fünf Handelstage registrieren die Market Maker im ETF-Handel insgesamt ein ausgeglichenes Verhältnis von Käufen und Verkäufen. „Rekordverdächtig sind die Aktivitäten der Anleger trotz hoher Volatilität aber nicht“, bemerkt Marco Salaorno von der Société Générale. Hauptaugenmerk der Investoren liege auf den großen Indizes der etablierten Märkte.
Deutsche Bluechips gefragt

Perini
Insgesamt ausgewogen geht es im Handel mit Trackern der tonangebenden Indizes zu, wie die Händler einhellig berichten. Beide Seiten gespielt würden etwa bei Indexfonds auf den Euro Stoxx 50 (WKNs 935927, 593395, DBX1ET), den S&P 500 (WKN 264388), den Stoxx Europe 600 (WKN DBX1A7) und den MSCI North Amercia (WKN A0J206). Von einem leichten Kaufüberhang spricht Frank Mohr bei deutschen Bluechip-ETFs (WKNs 593393, 593397, ETF001, DBX1DA, LYX0AC). Zudem versuchten kurzfristig orientierte Investoren mit dem Handel von Short-ETFs auf den DAX (WKNs DBX1DS) und den Euro Stoxx 50 (WKN DBX1SS) von den täglichen Schwankungen an den Aktienbörsen zu profitieren.
Aufmerksamkeit für Schwellenländer-ETFs gestiegen
Wie aus dem Dornröschenschlaf erwacht sei der Handel mit Schwellenländer-ETFs. Von gleichermaßen Ab- und Zuflüssen berichtet Perini etwa bei breiter aufgestellten Emerging Markets Indexfonds (WKNs DBX1EM, DBX1MA, A0HGZT), ETFs mit russischen (WKN LYX0AF), koreanischen (WKN A0HG2L) oder brasilianischen Aktien (WKN A0HG2M). Tendenziell einen Verkaufsdruck bei Körben von Schwellenländer-Aktien (WKN UB42AB, A0BK6R) erkennen Commerzbank und Société Générale.
Banken und Versicherungen im Fokus
Bei den Sektoren dominierten Indizes mit Banken und Versicherungen den ETF-Handel. Flow Traders spricht von gleichermaßen Zu- und Abflüssen beispielsweise beim breit aufgestellten STOXX 600 Banks (WKN DBX1SF) und beim iShares DJ EURO STOXX Banks (WKN 628930). Von tendenziell mehr Käufen spricht Salaorno dagegen bei defensiven ETFs, etwa mit Unternehmen des Gesundheitssektors (WKN LYX0AS).
Wenig los bei Festverzinslichem
Kaum Betrieb herrsche derzeit bei Rentenfonds. „Mit einem Anteil von 12 Prozent am Gesamtumsatz des ETF-Handels bleibt das Volumen für Renten-ETFs unter den sonst bei der Commerzbank üblichen 15 bis 16 Prozent“, berechnet Frank Mohr. Vergleichsweise ruhig bezeichnet auch Salaorno das Geschehen rund um ETFs mit festverzinslichen Wertpapieren. Einen leichten Kaufüberhang macht er für Indexfonds mit deutschen Staatsanleihen etwa mit einer Restlaufzeit von 2,5 bis 5,5 Jahren (WKN 628948) aus. Eine Vorliebe für mittlere Fälligkeiten deutscher Rentenwerte erkenne er darin aber nicht. „Deutsche Staatsanleihen sind durch die Bank eher gesucht“, berichtet der Händler. Einen Nachfrageüberhang verbucht Salaorno zudem für Jumbo-Pfandbriefe (WKN WKN A0BRC5). Anleger finden laut Perini auch Gefallen an US-Staatsanleihen (WKN A0LGQB) und Bonds von Schwellenländern (WKN A0RFFT).
© 4. Oktober 2011 / Iris Merker