ETFs: Handelsschub nach US-Wahl

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13. November 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Aktivität im ETF-Handel steigt wieder – zumindest seit der zweiten Hälfte der vergangenen Woche, berichten Market Maker. „Bis Mitte der Woche waren die Anleger noch in einer Art ‚Obama-Schockstarre‘. Als der Markt nach den Wahlergebnissen dann nach unten drehte, kam auch das ETF-Geschäft wieder in Gang“, kommentiert Jörg Sengfelder von der DekaBank.

Das bestätigt auch Gregor Hamme von der Unicredit: „Nach der Wahl sind die Umsätze deutlich angezogen.“ Martina Schröttle, Händlerin bei der Commerzbank spricht von einer Steigerung der Trades um gut 20 Prozent. „Vor allem im Aktiensegment war sehr viel los, dieser Bereich machte in der vergangenen Woche gut 80 Prozent des gesamten Handels aus – normalerweise ist der Anteil mit rund drei Vierteln deutlich geringer.“

Uneinheitliche Tendenz

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Perini

Eine einheitliche Tendenz lässt sich dabei allerdings nicht ausmachen: Während die DekaBank im Bluechip-Bereich ein weitestgehend ausgeglichenes Verhältnis von Käufen zu Verkäufen beobachtet, berichtet die Commerzbank mit 54 Prozent von einem deutlichen Kaufüberhang. Laut Flow Traders hingegen wurden DAX- und Euro Stoxx-Tracker in der abgelaufenen Handelswoche überwiegend abgegeben.

So beobachtet Florian Perini eine anhaltende Verunsicherung der Anleger: „Gleich nach der Wiederwahl Obamas ist der seit Monaten schwelende Haushaltsstreit zwischen der Partei des Präsidenten und den Republikanern wieder in den Vordergrund gerückt“, erklärt der Händler von Flow Traders mit Blick auf die automatischen Ausgabenkürzungen, die den USA zum Jahreswechsel drohen, sollten sich die Parteien nicht auf eine Lösung einigen. Die geplanten Kürzungen und Steuererhöhungen könnten zu diesem Zeitpunkt das Wirtschaftswachstum wieder abwürgen und eventuell die USA zurück in die Rezession schicken. Die Stimmung der Investoren sei dementsprechend verhalten: „In den vergangenen fünf Handelstagen waren zwar vereinzelt Käufer unterwegs, jedoch standen die meisten der aktiven Teilnehmer auf der Verkäuferseite“, berichtet Perini und spricht von einem Verkaufsüberhang bei Trackern der europäischen sowie der US-Aktienindizes (WKNs u. a. 593393, 593395, 628939, 264388).

Schröttle verzeichnet im Aktienbereich indes lediglich bei den US-Indizes Abgaben, etwa im iShares S&P 500 (WKN 264388). Vor allem aber die breiteren europäischen Indizes wie der Euro Stoxx 50, der MSCI Europe oder auch der Stoxx 600 würden stark nachgefragt (WKNs 778188, A0X978, 263530), berichtet die Händlerin.

Deutsche Staatsanleihen auf der Abschussliste

Ein gemischtes Bild bietet sich auch bei den Festverzinslichen: Während der vermeintlich sichere deutsche Rentenhafen laut DekaBank und Commerzbank gemieden wird, engagieren sich die Anleger in hochverzinslichen Bonds, inflationsindexierten Papieren und Coroporate Bonds. „Deutsche Staatsanleihen mit den unterschiedlichsten Laufzeitbändern werden verkauft (WKNs RX2TEX, ETFL17), während exotischere Produkte, wie etwa der iShares Markit iBoxx Euro High Yield Bond (WKN A1C8QT) oder der iShares Barclays Capital Global Inflation-Linked Bond (WKN A0RFED) gesucht sind“, meint Sengfelder.

Schröttle berichtet zudem von Abgaben im Geldmarktsegment. Hier trennten sich die Anleger etwa vom ComStage ETF Commerzbank EONIA Index TR (WKN ETF100).

Flow Traders beobachtet im Gegensatz dazu fast ausschließlich Käufe im Rentensegment – sowohl bei deutschen Staatsanleihen, als bei Emerging Market-Bonds (WKNs u. a. 628946, 628949, A0RFFT, A1JJTV). 

Von den Corporate Bond-ETFs sind laut Schröttle vor allem der iShares Barclays Capital EURO Corporate Bond ETF (WKN A0RM45) und der iShares Barclays Capital EURO Corporate Bond ex-Financials 1-5 (WKN A0YEEY) gesucht.

Teilweise Umschichtungen in defensive Sektoren

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Hamme

Mit Blick auf die Sektoren spricht Hamme von Umschichtungen raus aus zyklischen und rein in defensivere Branchen. „Deutliche Zuflüsse haben wir in den Sektoren Gesundheit und Lebensmittel gesehen (WKNs 550884, LYX0AR), während der Bankensektor (WKN LYX0AP) verkauft wurde“, berichtet der Market Maker. Schröttle beobachtet indes einen leichten Kaufüberhang im zyklischen Rohstoffsektor (WKN ETF063): „Basic Resources ist schon seit einigen Wochen der mit Abstand stärkste Sektor bei uns, in der vergangenen Woche machte die Branche allein 44 Prozent der gesamten Sektorenumsätze aus.“ Hohe Umsätze verzeichnet Schröttle auch im Sektor Industriegüter und -dienstleistungen (WKN ETF069). Hier überwiegen allerdings die Abgaben.

© 13. November 2012 / Karoline Kopp