12. April 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). ETF-Anleger zeigen sich derzeit durchaus risikofreudig. Von einem eindeutigen Käuferüberhang im Handel mit Indexfonds berichtet etwa Frank Mohr. „Dabei sind die Investitionen ganz klar aktienlastig“, erklärt der Commerzbank-Händler. „Wir haben eine merkwürdige Situation. Die Nachrichten sprechen zwar nicht für steigende Kurse, trotzdem bleiben die Märkte oben. Das wirkt sich auch auf den ETF-Markt aus“, fasst Bastian Ohta von der Unicredit Group seine Einschätzung zusammen. Allerdings sind die Volumina nicht mehr so hoch wie vor einigen Wochen. „Nach dem Rekordmonat März ist es ruhiger geworden, die Umsätze sind aber noch gut“, meint Bernardus Roelofs von Flow Traders. Jeder warte auf neue Impulse, vor allem durch die beginnende Berichtssaison. „Bis dahin bleiben die großen Themen am Markt der hohe Ölpreis, die Inflation, die Zinserhöhungen in der Eurozone und China, der Hilferuf Portugals und die Spitzenpreise beim Gold. Trotzdem kaufen die Leute weiter.“
Bluechips machen das Rennen
Überwiegend Zuflüsse sehen die Händler bei DAX- (WKN 593393) und Euro Stoxx 50-ETFs (WKN 593395). Auf Interesse gestoßen sind laut Commerzbank daneben aber auch breit angelegte Tracker wie der ComStage Stoxx Europe 600 (WKN ETF060). „In Europa läuft die Konjunktur eben gut“, führt Frank Mohr als Begründung an. Von den entsprechenden Short-Produkten wie dem db x-trackers Euro Stoxx 50 Short (WKN DBX1SS) trennten sich Anleger hingegen eher, wie Flow Traders bemerkt. Laut Unicredit Group beherrschen im Übrigen derzeit die institutionellen Anleger das Geschäft: „Wir sehen große Tickets und wenig kleine.“
Asien wieder angesagt
Ohta
Gut weggegangen ist Ohta zufolge zuletzt auch der MDAX-ETF (WKN 593392), ebenso ein an den österreichischen Aktienindex ATX gekoppeltes Produkt (WKN A0D8Q2). Bei Indexfonds mit japanischen Aktien, die vor einigen Wochen noch panikartig abgestoßen wurden, wird jetzt durchaus wieder zugegriffen. Auch bei den in Mitleidenschaft geratenen Regionenfonds mit dem Schwerpunkt Asien und Pazifik, etwa dem db x-tracker MSCI Pacific ex Japan (WKN DBX1AF9), steigen Anleger wieder ein, wie Flow Traders weiß. „Bei China und Korea haben wir ebenfalls Zuflüsse gesehen“, ergänzt Frank Mohr (WKN DBX1FX).
„China, Indien, Korea und Taiwan stehen wieder höher im Kurs“, meint auch Paolo Giulianini von der Unicredit Group. Ansonsten ist die Tendenz bei den Schwellenländern für ihn klar: Raus aus Lateinamerika und speziell Brasilien, rein in Russland. Diese Einschätzung teilen andere Händler aber nicht unbedingt: Laut Flow Traders zieht der iShares MSCI Brazil (WKN A0HG2M) durchaus. Bei ETFs mit osteuropäischen Aktien habe hingegen es sowohl Zu- (WKN A0F6BV) als auch Abflüsse (WKN A0HGZV) gegeben.
Banken-Indexfonds nach Kapitalerhöhung gesucht
Im Handel mit Sektoren-Fonds waren zuletzt die Kapitalmaßnahmen von Banken das Thema Nummer 1, wie Gregor Hamme von der Unicredit Group erläutert: „Erst brachte Intesa Sanpaolo eine Kapitalerhöhung auf den Weg, dann die Commerzbank.“ Zwar knickte der Commerzbank-Aktienkurs ein, ETFs mit Bank-Aktien (WKN 628939) seien aber gefragt gewesen. „Offenbar verkaufen Anleger die Commerzbank-Aktie, sehen die Branche als Ganzes aber positiv und gehen long mit ETFs“, vermutet der Händler.
Öl- und Gas-ETFs mit Nase vorn
Hamme
Aufgrund des steigenden Ölpreises rangieren daneben auch Öl- und Gas-ETFs (WKN A0RPSB) in der Gunst der Investoren weit oben. Am vergangenen Freitag kletterte die Notierung für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent auf fast 1,27 US-Dollar und damit den höchsten Stand seit Mitte 2008. Darüber hinaus zeigen sich Frank Mohr zufolge Anleger bei Indexfonds mit Industrieaktien (WKN ETF069) kauffreudig. Die Unicredit Group sieht auch Interesse an Roh- und Grundstoffunternehmen (LYX0AX), aber Abgaben bei Telekommunikations-Indexfonds (WKN 628935). „Nach den Kurszuwächsen infolge des Telekom-Abschieds aus den USA sind das wohl Gewinnmitnahmen“, argumentiert Hamme.
Flow Traders zufolge war „wenig los“ bei Sektoren-ETFs, Kasse hätten Investoren allerdings beim db x-trackers LPX MM Private Equity (WKN DBX1AN) gemacht. Der ETF, der die Entwicklung von Private Equity Gesellschaften abbildet, war seit Anfang 2009 sehr gut gelaufen, im März aber eingebrochen. Zuletzt konnte der Indexfonds allerdings seine Verluste zu einem großen Teil wieder wettmachen.
Allenfalls Geldmarktmarktfonds interessant
Im Handel mit Renten-ETFs geht es weiterhin sehr ruhig zu. „Große Investitionen sehen wir nicht“, berichtet etwa Frank Mohr. Wenn gehandelt werde, dann überwögen die Abgaben. Abflüsse hat die Commerzbank etwa beim ComStage iBoxx Euro Sovereigns Germany Capped 5-10 (WKN ETF522) und beim db x-trackers iBoxx Global Inflation-Linked Hedged (WKN DBX0AL) registriert, einem Fonds mit inflationsindexierten Anleihen. Flow Traders meldet Abflüsse beim iShares US-Dollar Treasury Bond 7-10 (WKN A0LGQB) und beim iShares eb.rexx Government Germany 1,5-2,5 (WKN 628947). „Nur zum Parken von Geld setzen Anleger auf Geldmarktfonds“, heißt es von Seiten der Commerzbank.
© 12. April 2011 / Anna-Maria Borse