ETFs: Mehr als ein Fünkchen Hoffnung

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6. Oktober 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Bislang zeigt sich der Oktober von einer besseren Seite als der September: Der DAX hat zu Beginn des vierten Quartals Boden gut machen können, am Dienstagmittag liegt der Index bei 9.850 Punkten. Vor einer Woche war er noch auf ein Jahrestief von 9.325 Zählern gefallen. Auch ETF-Anleger zeigen sich zunehmend kauffreudig. So nutzen bei der Commerzbank viele die Kurse für Positionierungen. „Wir hatten vergangene Woche mit 60 Prozent einen deutlichen Käuferüberhang“, berichtet Andreas Bartels. Auch bei der Unicredit Group finden ETFs wieder mehr Zuspruch – jedenfalls die, die Industrieländeraktien abbilden.

Andreas Kehnen von der Baader Bank meldet sogar durchweg Käufe. „Das war in den Wochen davor auch so, als es an den Aktienmärkten deutlich bergab ging. Anleger sehen das als Chance.“ „Es ist weiter uneinheitlich“, meldet hingegen Sven Titze von der ICF Bank. Zum Teil werde gekauft, zum Teil verkauft. „Lediglich am gestrigen Montag überwogen die Zuflüsse – zumindest gefühlt.“ Die Umsätze bleiben den Händlern zufolge durchschnittlich. „Anleger halten sich weiter zurück“, meint Titze. Auch bei der Commerzbank war die Woche mit 30.000 Transaktionen „normal“.

Beliebte europäische Aktien

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Titze

Laut Bartels wurde vergangene Woche vor allem auf europäische Aktien gesetzt. „Anleger haben DAX- (WKN ETF001), Euro Stoxx- (WKN ETF050), MSCI Europe- und Stoxx 600-ETFs gekauft.“ShortDAX- (WKN ETF004, DBX1DS) und ShortEuro-Stoxx-Indexfonds wurden erwartungsgemäß abgestoßen. Der Unicredit zufolge interessierten sich Anleger für Aktien aus allen Industrieländern (WKN A0JDGC, 593395). „Das war vergangene Woche so, ganz besonders aber am gesterigen Montag.“

Bei Bartels standen S&P-Tracker (WKN ETF012) aber auf den Verkaufslisten. Aus den USA kamen zuletzt überwiegend negative Nachrichten: Zum einen enttäuschten die am Freitag bekannt gegebenen US-Arbeitsmarktdaten, es wurden weniger neue Arbeitsplätze geschaffen als erhofft. Zum anderen blieb auch der am Donnerstag veröffentlichte ISM-Einkaufsmanagerindex für die Industrie, ein wichtiger Stimmungsindikator, hinter den Erwartungen zurück.

Reduzierte Schwankungen

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Bartels

Bei der ICF Bank gibt es Zu- und Abflüsse in DAX-, Euro Stoxx- und MDAX-Trackern (WKN ETFL01, ETFL02, ETFL06, ETFL44). Gehandelt würde auch der Deka DAXplus Maximum Dividend (WKN ETFL23), der an dividendenstarke Titel gekoppelt ist. „Gut an kommt auch der ETFS 3x Daily Long DAX 30 (WKN A1YKTG)“, berichtet Titze. Dabei handelt es sich um einen ETN, der die Entwicklung des DAX mit dreifachem Hebel wiedergibt. Bei der Baader Bank werden DAX-, MDAX und TecDAX-ETFs (WKN DBX1DA, 593392, 593397) gekauft, ebenso Euro Stoxx 50 und Stoxx  Europe 600-ETFs (WKN DBX1EU, 263530) sowie MSCI World-Indexfonds (WKN DBX1MW).

Etwas gewachsen ist das Interesse an japanischen Aktien (WKN A1H53P), wie Hammes Kollege Stefano Valenti beobachtet hat. „Nach den Abflüssen in den Vorwochen werden jetzt wieder beide Seiten gespielt.“ Beliebt bleiben der Commerzbank zufolge die schwankungsärmere Aktien abbildenden Minimum Volatility- und Minimum Variance-Produkte auf Euro Stoxx oder S&P 500. 

Weiterhin wenig los ist im Handel mit Schwellenländer-ETFs. „Käufe und Verkäufe halten sich die Waage“, erklärt Bartels. „Die Märkte haben sich zwar etwas erholt, in den ETF-Umsätzen schlägt sich das aber nicht nieder“, bemerkt Valenti.

Kapriziöse Rohstoffaktien

Für viel Aufregung sorgt derzeit die Rohstoffbranche: Die Aktien des Rohstoffhändlers Glencore, die seit April massiv an Wert verloren hatten, stiegen am gestrigen Montag an der Londoner Börse um rund 20 Prozent, in Hongkong sogar um zwischenzeitlich über 70 Prozent in die Höhe. Auslöser war die Meldung, dass der angeschlagene Konzern derzeit über den Verkauf seiner Agrarsparte verhandelt. Bei der Unicredit führte das zu in höheren Umsätzen mit Grundstoff-ETFs, etwa im Lyxor Stoxx Europe 600 Basic Resources (WKN LYX0AX). „Gestern überwogen die Käufe“, meint Hamme. Der ETF hatte seit dem Frühling über 40 Prozent an Wert eingebüßt, in den vergangenen Tagen ging es aber um 11 Prozent nach oben.

Die Aufregung um VW und die Autobranche hat sich offenbar etwa gelegt, Bartels berichtet von deutlich rückläufigen Umsätzen in Automobil-ETFs (WKN A0Q4R2). Ganz oben auf der Umsatzliste stünden vielmehr – wie fast immer – Banken-Indexfonds, mit einem kleinen Verkaufsüberhang. Zu- und Abflüsse gleichermaßen meldet der Händler für die Technologie- und die Immobilienbranche. Auch bei der Unicredit trennten sich Anleger von Banken-ETFs (WKN A0F5UJ).

Druck auf Unternehmensanleihen

Reger als in den Vorwochen wurden Fixed Income-ETFs gehandelt, jedenfalls bei der Commerzbank. „Bei uns gab es viele Positionierungen in deutschen Staatsanleihen unterschiedlicher Laufzeiten“, konkretisiert Bartels. Getrennt hätten sich Investoren hingegen von europäischen Unternehmensanleihen. „In vielen Indizes sind auch VW-Anleihen enthalten.“ Diese Woche habe sich der Trend aber schon wieder umgekehrt.

Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 6. Oktober 2015