ETFs: Ohne klare Richtung

22. November 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Trotz zum Teil heftiger Verluste an den Aktienbörsen in den vergangenen Tagen lassen sich ETF-Anleger nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Mal verkaufen, mal kaufen sie, oft warten sie einfach nur ab. „Wir hatten einen ganz leichten Käuferüberhang“, berichtet Andreas Bartels von der Commerzbank, allerdings sei die vergangene Woche von den Umsätzen her die schwächste im November gewesen. Mark Schönbrodt, Händler bei der DekaBank, meldet etwas mehr Verkäufe. „Einen klaren Trend gab es in der Vorwoche nicht“, meint Sidi Kleefeld von der Deutschen Bank. Während es lange sehr ruhig zugegangen sei, hätten Anleger gestern in die Schwäche am Aktienmarkt hinein gekauft.

Der DAX verlor am gestrigen Montag fast 200 Punkte, in der vergangenen Woche war das Aktienbarometer um über 4 Prozent eingebrochen. Am Markt macht sich zunehmend die Überzeugung breit, dass Politiker der Eurozone mit ihrem Latein am Ende sind. Zuletzt hatten zudem die gescheiterten Verhandlungen über ein Konzept zum US-Schuldenabbau für Unruhe gesorgt.

Unterschiedliche Meinungen zu DAX und Euro Stoxx

Anleger konzentrieren sich unterdessen weiter auf DAX und Euro Stoxx 50, wie Market Maker einhellig berichten. Die Commerzbank meldet ein leichtes Käuferübergewicht beim iShares DAX (WKN 593393) und beim Comstage-DAX (WKN ETF001). Laut DekaBank standen DAX- und Euro Stoxx 50-Indexfonds eher auf den Verkaufslisten (WKN ETFL01, ETFL02, DBX1EU). Der Deutschen Bank zufolge wurden gestern vor allem Euro Stoxx-ETFs (WKN DBX1EU, 593395) gekauft, doch auch S&P 500- (WKN DBX0F2) und MSCI World-Tracker (WKN DBX1MW). Der db x-trackers Stoxx Global Select Dividend 100 (WKN DBX1DG), ein Strategiefonds, und der db x-trackers MSCI Japan (WKN DBX1MJ) hätten hingegen auf den Abgabelisten gestanden.

Viel los bei Short- und Hebelprodukten


Ohta

Vergleichsweise umsatzstark präsentieren sich weiterhin ETFs mit inverser Wertentwicklung oder mit Hebel. „Hier werden beide Seiten gespielt“, erklärt Bartels und nennt als Beispiele den db x-trackers ShortDAX (WKN DBX1DS) und das Pendant von Comstage (WKN ETF004). Bastian Ohta von der Unicredit Group verweist auf den db x-trackers Euro Stoxx 50 Double Short Daily (WKN DBX0CG), der sowohl einen Hebel hat als auch invers ist, denn der ETFs bildet die zweifache umgekehrte tägliche Wertentwicklung des Euro Stoxx 50 ab.

Auf den Umsatzlisten der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage belegen inverse und gehebelte Produkte, wie bereits in der Vorwoche, obere Plätze. Etwa findet sich der db x-trackers ShortDAX auf dem zweiten und der db x-trackers Short Euro Stoxx auf dem sechsten Platz. Ungewöhnlich umsatzstark zeigen sich daneben auch weiterhin ETFs, die Anteilsinhabern eine umgekehrte und verdoppelte Partizipation bieten wie der Lyxor LevDAX (WKN LYX0AD), der ETFX DAX 2x Short Fund (WKN A0X9AA) und der ETFX DAX 2x Long Fund (WKN A0X899).

Branchen-ETFs: gemischtes Bild


Bartels

Nach einem klaren Bild fahndet man auch bei Sektoren-ETFs im Moment vergeblich. „Sowohl zyklische als auch defensive Werte werde ge- und verkauft“, bemerkt Bartels. Er hat einen Verkaufsüberhang bei den Grundstoff-ETFs (WKN ETF063) und einen Kaufüberhang bei den Chemie- (WKN ETF064) sowie Öl- und Gas-Indexfonds (WKN ETF072) registriert. Die Deutsche Bank meldet Käufe bei Immobilienfonds wie dem db x-trackers FTSE EPRA/NAREIT Eurozone Real Estate (WKN DBX0FY). Laut DekaBank sind Automobil-ETFs wie der iShares Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts (WKN A0Q4R2) oder der Stoxx 600 Optimised Automobiles & Parts Source (WKN A0RPR0) gefragt.

Zaghaftes Interesse an Schwellenländern


Schönbrodt

Auch bei Emerging Markets-Indexfonds gehen die Meinungen auseinander. Laut Deutscher Bank zeigten sich Investoren gestern kauffreudig (WKN DBX1EM, A0HGZT). „Es gab Zuflüsse bei ETFs aller Emittenten.“ Der Commerzbank zufolge stiegen Anleger beim iShares MSCI Pacific ex Japan ein (WKN A0YBR1). „Allenfalls die ganz großen Schwellenländer-Indizes werden im Moment gehandelt“, meint Stefano Valenti von der Unicredit Group mit Blick auf den db x-trackers Emerging Markets und den iShares Emerging Markets. Ansonsten herrsche, von den Umsätzen her, schon „vorweihnachtliche Ruhe“.

Keine Flucht in Geldmarkt und deutsche Staatsanleihen

Das Interesse an Renten-Indexfonds ist eher gesunken, wie Händler berichten. „Mit 15 Prozent an den Gesamtumsätzen war das Handelsaufkommen unterdurchschnittlich, meist sind es rund 20 Prozent“, erklärt Bartels. Käufe und Verkäufe lägen etwa gleichauf. Bei Geldmarktfonds haben die meisten Händler allerdings Abgaben beobachtet (WKN A0Q4RZ). Doch auch von ETFs mit deutschen Staatsanleihen, lange Zeit durchweg gesucht, trennten sich einige Anleger. 

Laut DekaBank positionierten sich Investoren weiter bei solchen Unternehmensanleihen-ETFs, die Papiere von Finanzinstituten aussparen (WKN ETFL38). Viel verdienen konnte man mit dem Produkt zuletzt allerdings nicht, die Rendite liegt auf Sicht von drei beziehungsweise sechs Monaten im Bereich von 0 Prozent. 

© 22. November 2011/Anna-Maria Borse