ETFs: Vorweihnachtliche Zweifel

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16. Dezember 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Vorweihnachtszeit ist für die Aktienbörsen alles andere als besinnlich. Zwei Tage mit heftigen Kurseinbrüchen scheinen nicht genug. Auch am Dienstag rutscht der DAX nach negativen Vorgaben aus den USA und Asien in die Verlustzone und notiert am Morgen zwischenzeitlich bei 9.219 Punkten. Damit steht seit Anfang vergangener Woche ein Minus von rund 8 Prozent zu Buche, selbst die Bilanz für 2014 ist inzwischen negativ.

An den Rahmenbedingungen hat sich nach Meinung der Helaba wenig geändert. Der fallende Ölpreis und schwächere Konjunkturdaten aus China drückten weiterhin auf die Anlegerstimmung. Hinzu kämen technische Faktoren. Mittlerweile habe der DAX die wichtige 200-Tage-Linie deutlich unterschritten und an der Wall Street lasse ein bestätigtes „Hindenburg Omen“ die Alarmglocken klingeln. In der technischen Analyse weist ein solches Signal, das durch eine hohe Zahl neuer Hoch- und Tiefpunkte entsteht, auf schwierige Situationen an den Aktienmärkten hin. Ungewöhnlich seien die zahlreichen aufeinander folgenden Hindenburg-Omen in den vergangenen zwei Wochen.

Raus aus Schwellenländeraktien

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Mohr

Diese Entwicklungen spiegeln sich laut ETF-Spezialisten im Handel wider. „Gestern gab es einen regelrechten Ausverkauf“, berichtet Frank Mohr von der Commerzbank. ETFs auf Schwellenländerindizes seien besonders betroffen, unabhängig davon, ob es um Aktien- oder Bond-Produkte gehe. Anleger trennten sich beispielsweise von Indexfonds, die an den MSCI Emerging Marktes (WKNs A1JJTE, ETF127) und den MSCI EM Asia (WKNs A1JJTG, A1H918) gekoppelt sind. Gleichzeitig stünden Staatsanleihen (WKNs A1C9B0) und Unternehmensanleihen (WKN A1JWS3) von Schwellenländern zur Disposition.

Vergangene Woche sah das noch anders aus: Die Commerzbank registrierte über alle Anlageklassen hinweg mit 53 Prozent Käufen und 47 Prozent Verkäufen eher ausgeglichene Bewegungen in beide Richtungen.

Emerging Market-Aktienportfolios (WKN A0HGWC) gehören auch bei Marco Salaorno zu den großen Verlierern. Allerdings positionierten sich Anleger dem Händler der Société Générale zufolge deutlich in ETFs mit chinesischen Werten etwa im db-x trackers CSI300 (WKN DBX0M2) und im Lyxor ETF China Enterprise (WKN A0F5BW).

Ein wenig Vertrauen bleibt

Die größten Bewegungen macht Salaorno bei Aktienprodukten der Industrienationen aus. „In diesem Segment war außergewöhnlich viel los, auch wenn sich Tendenzen angesichts der alles überlagernden Tagesverläufe an den Börsen nur schwer ausmachen lassen.“ Zwischenzeitlich seien MSCI Europe- (WKN DBX1ME) und DAX-ETFs (WKN DBX1DA) zwar massiv verkauft worden. „Auf der anderen Seite nutzten Anleger die niedrigen Kurse zum Einstieg.“ Tracker des marktbreiten MSCI World (WKN A0HGV0) und MSCI Europe-Werte (WKN A0MZWQ) landeten dann wieder in den Anlegerdepots.

Rendite zieht

Bei Renten-ETFs bleiben Investoren bevorzugt auf Renditekurs aus dem Bereich Unternehmensanleihen, wie Salaorno meldet. Produkte wie der iShares Global Corporate Bonds (WKN A1W2KG). Staatsanleihen der Eurostaaten etwa im Euro MTS Global Index (WKN A0B9ED) und Deka iBoxx EUR Liquid Sovereign Diversified 10+ (WKN ETFL16) würden in Summe gekauft.

ETF-Markt floriert

2014 ist für Anbieter von Indexfonds übrigens zweifellos ein erfolgreiches Jahr. Allein im vergangenen Monat gab es laut BlackRock per Saldo Mittelzuflüsse in Höhe von 40,1 Milliarden US-Dollar weltweit. Dies entspricht rund 32,3 Milliarden Euro. Seit Jahresbeginn entwickele sich der Markt mit einem Plus von 267,9 Milliarden US-Dollar bzw. 216,1 Milliarden Euro mehr als erfreulich. Insgesamt verwalteten ETF-Anbieter per Ende November Anlegergelder von rund 2,7 Billionen US-Dollar bzw. 2,2 Billionen Euro.

von Iris Merker , Deutsche Börse AG
© 16. Dezember 2014