ETFs: Wechselhafter Handel

8. November 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die abermals hohe Wellen schlagende europäische Schuldenkrise katapultiert auch das Handelsaufkommen mit Indexfonds nach oben, Händler berichten allerdings von unterschiedlichen Positionierungen. „
Die Unsicherheit ist nach wie vor hoch“, erklärt Frank Mohr von der Commerzbank. Er hat bei DAX-ETFs einen Käufer-, bei Euro Stoxx-Indexfonds aber einen Verkäuferüberhang beobachtet. „Anfang vergangener Woche ging der Trend bei hohen Umsätzen hin zu Aktien-ETFs, danach wieder zu defensiveren Anlagen, bei dünnem Volumen“, meint Sidi Kleefeld von der Deutschen Bank. „Es ist aber nicht wirklich schlechte Stimmung im Markt.“ Mit Blick aufs Jahresende positioniere sich der ein oder andere schon wieder auf der Long-Seite.

Trend hin zu US-Aktien


Mohr

Deutschland, Gesamteuropa, USA oder lieber Japan? Hier gehen die Ansichten der Investoren offenbar auseinander. Aufgrund der zum Teil chaotischen Zustände in der alten Welt orientierten sich Anleger zunehmend anders, meinen einige Händler. „Wir beobachten wachsendes Interesse an US-amerikanischen und japanischen ETFs und dem USA-lastigen MSCI World“, heißt es etwa von Frank Mohr. „Der Trend geht heraus aus Europa“, erklärt auch Florian Perini von Flow Traders: An europäische Indizes gekoppelte ETFs würden abgegeben, stattdessen setze man auf US-amerikanische. Bei der Deutschen Bank standen Euro Stoxx-Tracker aber durchaus hoch im Kurs.

Insgesamt präsentiert sich der Handel somit uneinheitlich: Flow Traders zufolge finden sich DAX- (WKN 593393) und Euro Stoxx-Tracker (WKN 593395, 935927) auf den Verkaufs-, MSCI USA-Indexfonds (WKN A1H53M, DBX1MU, A0JMFG) hingegen auf den Einkaufslisten. Die Commerzbank berichtet von Zuflüssen bei DAX- (WKN ETF001) und Abflüssen bei Euro Stoxx 50-ETFs (WKN ETF050) sowie Interesse am ComStage MSCI USA (WKN ETF120), Comstage MSCI Japan (WKN ETF117) und Comstage MSCI World (WKN ETF120). Der DekaBank zufolge trennten sich Anleger vom ETFlab DAX (WKN ETLF01), vom db x-trackers DAX (WKN DBX1DA) und vom iShares Euro Stoxx 50 (WKN 593395).

Synthetische ETFs weniger gefragt

Die Diskussion um swap-basierte ETFs schlägt sich unterdessen weiter im Handel nieder: „Die Nachfrage nach voll replizierenden ETFs steigt, die nach swap-basierten sinkt“, erklärt Mohr. Von einer Flucht aus synthetischen Produkten will er allerdings nicht sprechen. ETFs, die Swaps einsetzen, waren zuletzt immer stärker in die Kritik geraten, etwa hat die Bank of England wiederholt darauf hingewiesen, dass bestimmte Indexfonds wegen ihrer Komplexität nicht für Privatanleger geeignet seien.

Konjunkturunabhängigkeit punktet


Perini

Bei den Sektoren-ETFs sind aktuell defensive Anlagen en vogue. Heraus aus Bank- und Versicherungsaktien, hinein in Pharma- und Telekommunikationswerte – so fasst Florian Perini den Trend zusammen (WKN 628930, LYX0AQ, 628931). Mark Schönbrodt von der DekaBank meldet ebenfalls Abgaben bei Banken- (WKN 628930), aber auch bei Automobil-ETFs (WKN A0RPR0) sowie Zuflüsse bei Grundstoff- (WKN A0RPR2) und Gesundheits-Indexfonds (WKN A0Q4R3). Der Commerzbank zufolge verabschiedeten sich Anleger von ETFs mi Aktien von Finanzdienstleistern (WKN ETF066) und investierten lieber in die Öl- und Gas- (WKN ETF072) oder die Versorgerbranche (WKN ETF079).

Sicherheit weiter hoch im Kurs

Bei Rentenprodukten ist Qualität weiter das Maß aller Dinge, besonders gut kommen Staatsanleihen mit dem AAA-Siegel an. „Speziell Bundesanleihen sind gefragt“, konkretisiert Perini und verweist unter anderem auf die Produkte von iShares (WKN 628948, 628949, 628946). Auch die Commerzbank sieht deutsche Staatsanleihen im Fokus, gekauft würden aber ebenso Pfandbrief-Indexfonds wie der iShares eb.rexx Jumbo Pfandbriefe (WKN 263526). Die DekaBank hat Käufe bei ETFs mit französischen Rentenpapieren mittlerer (WKN ETFL40) und deutschen Staatsanleihen langer Laufzeit (WKN 628949) registriert.

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© 8. November 2011 / Anna-Maria Borse