ETFs: Wieder auf Einkaufstour

17. Januar 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die vergleichsweise gute Laune an den Börsen schlägt sich auch im ETF-Handel nieder. „Die Zuflüsse überwiegen“, erklärt Frank Mohr von der Commerzbank. Er spricht von wachsender Risikofreude bei regen Umsätzen. „Geldmarkt-ETFs werden abgestoßen, die Liquidität fließt in Aktien-Indexfonds.“

Laut Florian Perini von Flow Traders kam es mit der Herabstufung einiger Eurostaaten und des Rettungsschirms EFSF durch die Rating-Agentur S&P zwar zwischenzeitlich zu Verkäufen, dies habe sich aber schnell wieder gedreht. „Trotz eines teilweise hektischen Echos in den Medien ignoriert ein Großteil der Investoren, hier und in Übersee, die Rating-Entscheidung.“ Der DAX notiert am heutigen Dienstag nach überraschend positiven ZEW-Konjunkturerwartungen auf dem höchsten Stand seit Ende Oktober.

US-Investments dank Euroschwäche

Erste Präferenz der Anleger sind wieder Aktien-ETFs, wie Händler einhellig berichten. Laut Commerzbank entscheiden sich Investoren zwar weiter vor allem für DAX-Tracker, an zweiter Stelle der begehrten Indizes stünde derzeit aber nicht der Euro Stoxx. „Vielmehr wird etwa der MSCI North America gesucht.“ Anleger wollten ihre Gelder offenbar diversifizieren (WKN ETF113, A0J206). Darüber hinaus spiele der Wechselkurs eine Rolle. „Die Euroschwäche lässt Gelder in die USA fließen.“ Auch der DekaBank zufolge stehen vor allem an US-Indizes gekoppelte Fonds auf den Einkaufslisten. „S&P 500- und MSCI North America-ETFs rangieren ganz oben“, erklärt Mark Schönbrodt (WKN 264388, A0J206). Alexander Kuppler von der Deutschen Bank hat ein besonderes Interesse am MSCI World (WKN DBX1MW, A0HGZR) ausgemacht.

Von Short-Produkten auf Bluechip-Tracker verabschieden sich Investoren unterdessen. Die Umsätze sind nach wie vor hoch, etwa steht der db x-trackers ShortDAX (WKN DBX1DS), der die Entwicklung des deutschen Leitindex invers abbildet, auf der Xetra-Umsatzliste der vergangenen fünf Handelstage auf dem zweiten Platz. Das Pendant mit Euro Stoxx 50-Aktien (WKN DBX1SS) belegt immerhin noch Rang sieben.

Auch einzelne Schwellenländer beliebt


Mohr

Wie bereits in der Vorwoche sind Schwellenländer-Produkte weiter gesucht. Vor allem die breit gestreuten Emerging Markets-Körbe (WKN DBX1EM, A0HGZT) kommen gut an. Doch nicht nur die: „Anleger setzen sogar wieder auf einzelne Länder wie Indonesien und Taiwan“, erklärt Frank Mohr (WKN DBX0EU, LYX0CT). Flow Traders hat Interesse an koreanischen (WKN DBX1K2) und brasilianischen (WKN A0HG2M) Aktien registriert. Der marktbreite db x-trackers MSCI Emerging Markets hat in diesem Jahr klar zulegen können, auf Sicht von drei Monaten ist mittlerweile ein Plus von über 12 Prozent zu verzeichnen.

Zuversichtlicher für Banken-ETFs


Perini

Daneben finden auch die lange verschmähten Banken-ETFs wieder Anhänger. Etwa steigen Anleger in Indexfonds ein, die den Stoxx 600 Banks (WKN 628930, DBX1SF, A0F5UJ) abbilden. „Stützend wirkte hier die Ausweitung der Anleihekäufe durch die EZB sowie erfolgreich platzierte Emissionen italienischer, spanischer und französischer Staatsanleihen“, meint Perini. Entsprechende Short-Produkte würden hingegen abgestoßen (WKN DBX1AH). Die Commerzbank berichtet zudem von Zuflüssen in ETFs mit Aktien aus der Energie-, der Grundstoff- (WKN ETF063) und der Konsumgüterbranche.

Parkplatz Geldmarkt passé

Bei Renten-ETFs ist die Richtung derzeit klar: Heraus aus Geldmarktprodukten. „Diese wurden zum Parken von Liquidität genutzt. Jetzt werden die ETFs verkauft, die Gelder fließen in Aktien-Indexfonds“, erklärt Mohr. Abgegeben werde etwa der ComStage EONIA (WKN ETF100).

Daneben melden einige Händler einen Trend heraus aus Bundesanleihen und hinein in die als riskanter geltenden Staatsanleihen der gesamten Eurozone. Etwa positionieren sich Investoren laut Commerzbank bei Indexfonds mit ein- bis dreijährigen europäischen Staatsanleihen (WKN ETF502), der Deutschen Bank zufolge bei ETFs mit drei- bis fünfjährigen Staatsanleihen der Eurozone (WKN DBX0JJ). „Eine klare Tendenz ist das aber noch nicht“, meint Kuppler. Dafür sei die Eurokrise noch zu präsent. Flow Traders sieht auch durchaus noch Interesse an deutschen Anleihen, etwa dominierten beim iShares eb.rexx Government Germany 5,5-10,5 (WKN 628949) die Käufe.

Vom Rentenbereich berichtet die DekaBank noch von Zuflüssen in Produkte mit Unternehmensanleihen, etwa den iShares Barclays Capital Euro Corporate Bond ex-Financials (WKN A0YEEX, ETFL38). Auch bei ETFs auf Schwellenländeranleihen (WKN A0RFFT) werde zugegriffen.

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© 17. Januar 2012 / Anna-Maria Borse