18. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach den kräftigen Kursgewinnen seit Monatsanfang ist mit dem Auftakt zur neuen Woche die Unsicherheit an die Finanzmärkte zurückgekehrt. Die zwischenzeitlich hohen Erwartungen an den EU-Gipfel am Wochenende sind mittlerweile wieder geschrumpft. Im Fondshandel herrschte aber auch schon zuvor Funkstille. „Das Orderaufkommen ist sehr gering“, berichtet Ivo Orlemann von ICF Kursmakler. Als „verhaltenes Abwarten“ beschreibt der Händler die Lage. „Die Umsätze sind überschaubar. Es ist sehr, sehr ruhig“, meint auch Matthias Präger von der Baader Bank. Die hohe Schwankungsbreite an den Märkten habe sich nicht im Geschäft niedergeschlagen. Weder hätten die explodierenden Aktienkurse in der vergangenen Woche zu Käufen geführt, noch sorgten die aktuell sinkenden Kurse für Verkäufe. „Insgesamt ist der Handel ausgeglichen.“

Immobilienfondsbranche kommt nicht zur Ruhe

Orlemann

Eindeutige Trends gibt es lediglich bei den derzeit geschlossenen offenen Immobilienfonds. Seit Ende September haben einige der ohnehin stark gebeutelten Produkte nochmals deutlich an Wert verloren, wie Orlemann berichtet. Der Axa Immoselect (WKN 984645) und der Degi International der Gesellschaft Aberdeen (WKN 800799) müssen nämlich spätestens bis zum 16. November wieder öffnen, andernfalls werden sie aufgelöst. Und es sieht nicht gut aus. „Nach einem Pressebericht zu diesem Thema sind die Kurse nochmals eingebrochen“, erklärt Orlemann. Der Axa Immoselect wird an der Börse mittlerweile nur noch zu rund 30 Euro gehandelt, vor einem Monat waren es noch 37, der Degi International notiert aktuell bei 25 Euro nach 28 vor einem Monat. Auch andere Immobilienfonds wie etwa der CS Euroreal (WKN 980500) seien in Mitleidenschaft geraten, wie Orlemann ergänzt.

Lieber Sicherheit mit Mischfonds

Ansonsten ist Ruhe angesagt. Kauffreudig zeigten sich Anleger ICF Kursmakler zufolge meist nur bei Mischfonds. Als Beispiele nennt Orlemann den Flossbach von Storch SICAV – Multiple Opportunities (WKN A0M430) und den M&W Privat (WKN A0LEXD). Aber auch der zuletzt sehr beliebte, auf deutsche Nebenwerte setzende Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen (WKN A0M8HD) sei gut nachgefragt worden. Beim Flaggschifffonds Carmignac Patrimoine (WKN A0DPW0) hätten sich Zu- und Abflüsse hingegen die Waage gehalten. Überwiegend Abgaben hat der Händler beim eigentlich sehr angesagten Nomura Real Return (WKN 848436) registriert. Das Management des Rentenfonds konzentriert sich auf inflationsgeschützte Staatsanleihen hoher Bonität aus dem gesamten Laufzeitenspektrum der OECD-Länder, Fremdwährungsanleihen werden überwiegend gegenüber dem Euro abgesichert. Seit Jahresanfang kann der Nomura Real Return mit einem Plus von 9,25 Prozent aufwarten, in den vergangenen fünf Jahren waren es im Schnitt 5,67. Die Ratingagentur Morningstar bewertet den Fonds mit der Höchstnote von fünf Sternen.

Auch Asien findet wenig Zuspruch

Präger

Daneben standen Präger zufolge im Bereich Deutschland/Europa die beiden Aktienfonds UniDeutschland XS (WKN 975049) und der DekaFonds TF (WKN DK2D7T) auf den Einkaufslisten, während der DWS Deutschland (WKN 849096) und der cominvest Fondak (WKN 847101), ebenfalls Aktienfonds, sowie der Absolute Return-Fonds Amundi Absolute Volatility Euro Equities (WKN A0ML43) eher verkauft worden seien. Auch bei den internationalen Anlagen würden beide Seiten gespielt mit Verkäufen (WKN 984811, A0NH57) und Käufen (WKN A0DN29, DWS0R4, A0DP5W). Fonds mit Asien-Schwerpunkt können ebenso wenig überzeugen, zu durchwachsen sind die Nachrichten aus China oder Indien mittlerweile. Etwa war Hang Seng-Index in Hong Kong Anfang Oktober auf den tiefsten Stand seit Herbst 2008 gefallen, hat sich seitdem zwar etwas erholt, liegt seit Jahresanfang aber noch immer tief in der Verlustzone. Präger zufolge trennten sich Investoren etwa von dem auf US-Dollar lautenden Baring Hong Kong China (WKN 972840) und vom DWS Top 50 Asien (WKN 976976), während beim auf Euro lautenden Baring Hong Kong China (WKN 933583) und beim First State Asia Pacific Leaders (WKN A0BKOC) noch die Käufe überwogen hätten.

Goldminenfonds überzeugen nicht

Wenig aufregend gestaltet sich auch das Geschäft mit Minenfonds. Verkäufe beim auf die US-Währung lautenden BGF World Gold Fund A2 (WKN 974119) und beim Nestor Gold Fonds (WKN 570771) sowie auf der anderen Seite Käufe beim Falcon Gold Equity (WKN 972376) und beim auf Euro lautenden BGF World Gold Fund A2 (WKN A0BMAL) prägten hier das Bild, wie die Baader Bank berichtet. Ohnehin haben Goldminenaktien von der Goldpreishausse in diesem Jahr nicht profitiert. Zum einen leiden sie unter der seit Sommer geltenden allgemeinen Aktienaversion, zum anderen trübten branchenspezifische Meldungen wie etwa Streiks in Minen und steigende Förderkosten die Stimmung. Etwa verzeichnet der BGF World Gold Fund in Euro auf Sicht von sechs Monaten ein Minus von 2,83 Prozent, auf Sicht von einem Jahr sieht es nicht viel besser aus.

© 18. Oktober 2011/Anna-Maria Borse