2. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Turbolenzen an den Börsen hinterlassen auch im Handel mit Publikumsfonds ihre Spuren. Von Abgaben auf breiter Front seit Ende vergangener Woche berichten die Händler. „Bis Freitag lief noch alles relativ ruhig“, beobachtet Frank Wöllnitz. Danach sei die Einigung über die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA vom Wachstumseinbruch der US-Industrie überschattet worden und habe dem Händler der ICF zufolge die Fondsanleger verschreckt. Der viel beachtete Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager (ISM) ist im Juli überraschend kräftig um 4,4 auf 50,9 Punkte auf den niedrigsten Wert seit Juli 2009 gesunken. Mit 49,1 Punkten befinden sich auch die Einkaufsmanagerwerte für das verarbeitende Gewerbe in Großbritannien auf dem niedrigsten Stand seit Juni 2009. „Seit Freitag kennt der Fondsmarkt nahezu nur Verkäufe“, registriert auch Andreas Kehnen von der Baader Bank. Kaum einer nutze die derzeitigen Kurse zum Einstieg.
Franken weiterhin beliebt
Das schwindende Vertrauen in den Euro bringe den Schweizer Franken deutlich öfter ins Gespräch. Geldmarktfonds in der Alpenwährung waren auch in dieser Woche überaus begehrt. Investoren legen sich Kehnen zufolge etwa den Parvest Short Term CHF (WKN 973228) und den Vontobel Swiss Money B-CHF (WKN 578796) ins Depot. Diese Geldmarktfonds hätten sich in den vergangenen Wochen gut entwickelt und Anlegern eine ansehnliche Rendite gebracht „Den Schweizern gefällt die Stärke ihrer Währung aber überhaupt nicht“, fügt der Händler hinzu. Mit 1,0989 Franken sei der Euro heute früh gegenüber der Schweizer Währung zeitweise auf ein Rekordtief gesunken. Oder anders ausgedrückt: „So hoch stand der Franken noch nie.“
Goldminen überzeugen nicht immer
Kehnen
Von einem gemischten Bild spricht Kehnen bei Edelmetallen. Verkäufen von Anteilen etwa am BGF World Mining Fonds (WKN 797735) stehen tendenziell mehr Käufe beispielsweise beim Hansa Gold (WKN A0RHG7) gegenüber. Dem Goldpreis hätten enttäuschende US-Konjunkturdaten auf die Sprünge geholfen. In US-Dollar hat der Preis für da Edelmetall an sein Rekordhoch gekratzt hat, in Euro markiert er bei knapp 1.150 Euro pro Feinunze sogar ein neues Allzeithoch.
Fonds mit europäischen Konzerne haben das Nachsehen
Fonds mit Fokus auf hiesige und europäische Unternehmen kommen derzeit ebenso wenig beim Fondsanleger an wie andere Aktiengattungen. Betrachte man dagegen die gesamte Handelswoche, so erkennt Kehnen etwa beim UniFonds (WKN 975020) und beim DWS Deutschland (WKN 849096) in Summe durchaus einen Kaufüberhang. Beide investierten überwiegend in deutsche Standardwerte. Von Rückflüssen dagegen spricht er beispielsweise beim Dr Erhardt German Equity (WKN A0F552), beim UniDeutschland XS (WKN 975049) und beim Fidelity Funds European Growth Fund (WKN 973270).
Anleger meiden Fonds mit asiatischem Fokus
Die anfängliche Erleichterung über die Einigung im US-Schuldenstreit sei auch an den asiatischen Aktienmärkten mittlerweile verpufft. „Dies bekommen die Aktienfonds ebenfalls zu spüren“, bemerkt Andreas Kehnen. Anleger trennen sich beispielsweise vom DWS Top 50 Asien (WKN 976976) und von der US-Dollar Version des Baring Hong Kong China Fund (WKN 972840). Aber auch hier gelte, dass querbeet verkauft werde und kaum Käufe zu verzeichnen seien, ergänzt Kehnen.
Türkei punktet
Wöllnitz
Die Finger lassen Fondsanleger in dieser Woche zudem von osteuropäischen Aktien, berichtet Wöllnitz. Die Abgaben etwa beim DWS Russia (WKN 939855) stünden stellvertretend für Verkäufe in anderen Werten. Gegen den Strom schwimme mit dem DWS Türkei (WKN A0DTW3) ein Fonds mit Fokus auf börsennotierte Unternehmen mit Sitz in der Türkei. „Die türkische Börse hat sich dem allgemeinen Sog nach unten ganz gut entziehen können“, berichtet Wöllnitz und erkennt darin den Grund für das Interesse an dem Fonds.
Anleger trennen sich von internationalen Aktien
Von einem Abgabenüberhang sprechen die Händler zudem bei international ausgerichteten Publikumsfonds wie dem M&G Global Basics Fund (WKN 797735) und dem DWS Megatrend Performance 2016 (WKN DWS04). Überwiegend Verkäufe registriert Wöllnitz auch für den HVB Vermögensdepot Privat Banlance (WKN A0M034).
© 2. August 2011/Iris Merker