7. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Feiertagsbedingt ruhig und mit einem Überhang an Abgaben zeigt sich aktuell der Handel mit aktiv verwalteten Fonds, berichten die Spezialisten. Wenig zu spüren seien die Auswirkungen der Einigung über die Griechenlandhilfen. Noch hätten Fondsinvestoren auf die enttäuschenden US-Konjunkturdaten der vergangenen Woche besonders stark reagiert. Anleger zeigten sich eher wenig beeindruckt von der derzeitigen Korrektur im Markt. „Viele ängstlichere Marktteilnehmer haben sich bereits während der Katastrophe in Japan zurückgenommen und sind größtenteils noch nicht wieder zurückgekehrt“, glaubt Ivo Orlemann. Deshalb sei bei den derzeitigen Akteuren eine gewisse Gelassenheit zu spüren. Interesse registriert der Händler von ICF Kursmakler tendenziell an Mischfonds, während Fondsinvestoren von osteuropäischen Engagements eher Abstand nehmen würden.

Orlemann

Mischfonds beliebt

Freudlos präsentierten sich in den vergangenen Handelstagen einige Fonds mit Fokus auf Deutschland und Europa. Abgesehen vom Deka Fonds (WKN 978622), für den Andreas Kehnen viele kleinere Orders registriert, trennten Anleger sich in Summe eher von ihren hiesigen Engagements. Davon betroffen seien beispielsweise die beiden auf deutsche Aktien spezialisierten DWS Aktien Strategie Deutschland (WKN 976986) und DWS Deutschland (WKN 849096). Auf wenig Gegenliebe stoße zudem der Fidelity Funds – European Growth (WKN 973270). Das Schwergewicht investiert in europäische Aktien, die das Fondsmanagement für unterbewertet erachtet. Scheinbar mehr Vertrauen bringen Fondsliebhaber derzeit Mischfonds entgegen. Besonders beliebt zeigten sich etwa der Dauerbrenner Ethna Aktiv (WKN 764930) und der Walser Portfolio German Select (WKN A0BKM9).

Abgaben bei Edelmetallminen

Kehnen

Der Einbruch bei den Minenindizes in der vergangenen Woche habe auch bei Körben mit Minengesellschaften seine Spuren hinterlassen. So sei etwa der Amex Gold Bugs Index innerhalb von fünf Tagen über 6 Prozent eingebrochen. „Darauf reagieren Fondsanleger natürlich auch“, erklärt Andreas Kehnen die kleine Flucht aus Edelmetallen. Investoren trennten sich beispielsweise von der US-Dollar-Version des BGF World Mining Fonds (WKN 986932). Von Rückgaben spricht die Baader Bank auch beim Earth Gold Fund (WKN A0Q2SD) und beim BGF World Gold Fund Hedged (WKN A0M9SB).

Erholung bei Immobilienfonds

Beide Seiten der Medaille würden dagegen bei den offenen Immobilienfonds gespielt. „Einerseites hat Aberdeen ein Teilportfolio des Degi International für rund 204 Millionen Euro erfolgreich an einen deutschen institutionellen Investor veräußert“, berichtet Orlemann. Mit dem Verkauf von Objekten in London, Brüssel und Prag habe die Fondsgesellschaft ihre Liquidität verdoppeln und so die geplante Wiederöffnung des Fonds im November unterstreichen können. „Positiv bewertet wird, dass die Objekte nahezu zum Verkehrswert veräußert worden sind“, glaubt Ivo Orlemann. Das habe dem Abgabesog der vergangenen Wochen entgegengewirkt und dem Händler von ICF Kursmakler zufolge insgesamt für eine Nachfrage nach Anteilen geführt.

Andererseits hätten die andauernden Liquiditätsprobleme ein weiteres Opfer hervorgebracht, so dass der Sektor mit der Ankündigung der Abwicklung des rund 730 Millionen Euro schweren TMW Immobilien Weltfonds (WKN A0DJ32) eine weitere Hiobsbotschaft verkraften müsse. „Die noch vorhandenen Gebäude des Fonds sollen nun bis Ende Mai 2014 möglichst zu angemessenen Preisen verkauft werden“, beschreibt Orlemann den Auflösungsprozess. Ab Januar 2012 sei die halbjährliche Auszahlung der Erlöse an die Anleger geplant.

Anteile des TMW seien nach der Ankündigung zwar verstärkt verkauft worden. Dem stünden jedoch vermehrte Käufe beim Kanam Grundinvest (WKN 679180) und beim CS Euroreal (WKN 980500) gegenüber. Selbst Anteile des SEB Immoinvest (WKN 980230), der zuletzt die Aussetzung der Rücknahme der Anteilsscheine bis 2012 verlängert hatte, legten Anleger sich wieder ins Depot. Dadurch sei dem Fonds eine kleine Erholung gelungen. Beim Hausinvest (WKN 980701) und beim Grundbesitz Europa (WKN 980700) etwa halten sich laut ICF Kursmakler Verkäufe und Käufe in etwa die Waage.

Geben und Nehmen bei internationalen Portfolios

Publikumsfonds mit internationalem Engagement geben sich im Handel eher ausgeglichen. Anleger legten sich auch in dieser Woche zum Beispiel die beliebten Fonds Warburg Value (WKN A0DN29) und Arero – Der Weltfonds (WKN DWS0R4) ins Depot. Interesse zeigten sie zudem laut Orlemann an dem Carmignac Patrimoine (WKN A0DPW0). Sein französicher Vermögensverwalter Carmignac Gestion plane im Sommer dieses Jahres eine Geschäftsstelle in Frankfurt am Main zu eröffnen. „Der Fonds ist in Deutschland bereits erfolgreich und möchte seine Position wohl weiter ausbauen“, berichtet ICF Kursmakler. Weniger überzeugend und deshalb von Abgaben betroffen seien der DJE Dividende & Substanz (WKN 164326) und der M&G Global Basic Fund (WKN 797735). Letzerer investiert weltweit vorrangig in Aktien von Unternehmen, die in der Grundstoffindustrie aktiv sind.

Osteuropäer werden abgestoßen

Wenig angetan zeigten Fondsanleger sich derzeit von osteuropäischen und asiatischen Aktien und trennen sich per Saldo von ihren Engagements. Tendenziell veräußert werden beispielsweise Anteile des Pioneer Funds Austria – Russia Stock (WKN 594867) und des auf Osteuropa konzentrierten Pictet – Eastern Europe (WKN 694224). Auf der Beliebtheitsskala weiter unten befinden sich laut Baader Bank auch Fonds wie der in US-Dollar notierte Baring Hong Kong China Fund (WKN 972840), der HSBC GIF Chinese Equity Fund (WKN 972629) und der Invesco PRC Equity Fund (WKN 974759).

© 7. Juni 2011/Iris Merker