Fonds: Europäische Aktien en vogue

daxtafel+haendlerschranke+188x80.jpg

22. Juli 2015. (FRANKFURT) Börse Frankfurt. Große Bewegungen an den Aktienbörsen haben laut Händlern in den vergangenen Wochen die Nachfrage nach aktiv verwalteten Fonds beflügelt. „Streckenweise war bei uns die Hölle los“, meldet Anja Deisenroth-Boström von der Baader Bank. Fondsanleger seien insbesondere auf den seit Monatsbeginn steigenden DAX-Zug aufgesprungen. Allein in den vergangenen zwei Wochen kletterte der deutsche Aktienindex immerhin rund 1.000 Punkte nach oben. Der Euro Stoxx 50 erholte sich parallel dazu von 3.294 auf aktuell 3.647 Zähler.

„Das ist zweifellos ein Wort“, kommentiert Frank Wöllnitz die beeindruckenden Zuwächse. Für die großen Sprünge an den Börsen hinkten die Umsätze im Fonds-Handel allerdings etwas hinterher. „Bei unseren Kunden kamen am häufigsten Portfolios mit europäischen Aktien und Mischfonds zum Zuge.“

Europäische Aktien ins Depot

woellnitz+frank+120x125.jpg
Wöllnitz

Deutsche und europäische Aktien sind auch bei den Baader Bank-Kunden Favorit, wie Deisenroth-Boström meldet. Seit sich eine Lösung zwischen Griechenland und den Geldgebern abzeichne, stünden Käufe deutlich im Vordergrund.

Europäische Standardwerte etwa im JPM Europe Equity Plus (WKN A0MN22) seien ebenso beliebt wie Unternehmen aus der zweiten Reihe im Threadneedle Pan European Smaller Companies (WKN A0HMGB). Ersterer investiere mindestens 67 Prozent des Fondsvermögens in Aktien und an Aktien gekoppelte Wertpapiere von europäischen Unternehmen. Eine Verbesserung der Anlagerenditen verspreche sich das Fonds-Management durch Engagements in Long- und Short Positionen mittels gedeckter, bar abgewickelter Aktien-Swaps.

In der Umsatzstatistik weit oben rangierten bei der Baader Bank kleinere und mittlere deutsche Unternehmen beispielsweise im DWS German Small/Mid Cap (WKN 515240). „Hier überwiegen bei weitem die Zuflüsse.“ Hiesige Bluechips im DWS Aktien Strategie Deutschland (WKN 976986) stünden ebenfalls hoch im Kurs. Seit Jahresbeginn kommt der Fonds auf eine Performance von immerhin rund 30 Prozent.

Mischfonds gesucht

Angesichts des Tauziehens in der Griechenlandfrage kommen auf Sicht der vergangenen vier Wochen gemischte Portfolios besonders gut an, wie Wöllnitz registriert.

Beliebte Publikumsfonds wie der Leonardo (WKN A0MYG1) und Kapital Plus (WKN 847625) lande verstärkt in den Anlegerdepots. „Hier hatten wir fast ausschließlich Käufe.“

Von starken Umsätzen in beide Richtungen spricht der Händler mit Blick auf den Klassiker Carmignac Patrimoine (WKN A0DPW0), während beim M&G Optimal Income (WKN A0MND8) die Abgaben deutlich überwögen.

Zuflüsse trotz politischer Schieflage

Die gesamte deutsche Fondsbranche sammelte übrigens laut BVI bis Ende Mai diesen Jahres per Saldo 95,6 Milliarden Euro ein. Davon seien insgesamt 38,5 Milliarden Euro in Publikumsfonds geflossen. Im Mai hätten fast alle Fondsgruppen unterm Strich zusätzliche Mittel erhalten. Lediglich aus Rentenfonds seien 0,6 Milliarden Euro abgeflossen.

Neben Aktien-ETFs, die in die BVI-Statistik einfließen, setzten Anleger seit Januar insbesondere auf Fonds mit dividendenstarken Titeln.

Von den Mischfonds-Nettozuflüssen in Höhe von 20,7 Milliarden Euro entfielen 8,3 Milliarden Euro auf Fonds, die Aktien und Renten gleich gewichten. Aktienbetonte Mischfonds hätten 5,8 Milliarden Euro eingesammelt, während Fonds mit Schwerpunkt auf Rentenwerte 6,6 Milliarden Euro schwerer seien.

Internationale Aktien-Fonds beliebt

deisenroth-bostroem+anja+120x125.jpg
Deisenroth-Boström

International aufgestellte Fonds sind bei den Kunden der Baader Bank überaus gefragt, wie Deisenroth-Boström meldet. Unterm Strich überwögen bei gesuchten Produkten wie dem Arero – Der Weltfonds (WKN DWS0R4), dem UniFavorit Aktien (WKN 847707) und dem Robeco Global Premium Equities (WKN A0DLK6) die Abnehmer. „Die Nachfrage ist aktuell immer noch groß.“ In Summe abgestoßen würden hingegen der M&G Global Basics Fund (WKN 797735) mit Schwerpunkt auf Aktien von Unternehmen aus der Grundstoffindustrie, der Templeton Growth Fund (WKN 941034) und der Flossbach von Storch Global Equity (WKN 989975).

Biotechnologie verliert Anziehungskraft

Der Zuspruch für den gewohnt schwankungsintensiven Biotechnologie-Sektor hat nach Angaben von Wöllnitz spürbar nachgelassen. Zu den meist gehandelten Werten bei ICF gehörten der DWS Biotech (WKN 976997) mit gleichermaßen Zu- wie Abflüssen. „Je nach Marktrichtung wurden beide Seiten gespielt.“

Anleger verabschieden sich aus ihren chinesischen Engagements

Nach der Durststrecke rücken asiatische Werte seit einigen Wochen wieder stärker in den Vordergrund. Die Umsätze in dieser Gattung seien mit dem Einbruch am chinesischen Markt nach oben geschnellt. „Anleger verlassen fast schon panikartig das sinkende Schiff“, beschreibt Deisenroth-Boström die Situation. Zu den meist verkauften Produkten gehöre beispielsweise der Fidelity Funds China Focus Fund (WKN A0CA6V), der HSBC GIF Chinese Equity (WKN 972629) und der Deutsche Invest Chines Equities (WKN DWS0BJ).

Der chinesische CSI 300 bewege sich trotz Stabilisierung aufgrund massiver staatlichen Intervention auf Monatssicht immer noch rund 600 Punkte im Minus.

Von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 22. Juli 2015