11. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit ruhigem Handel und leichtem Verkaufsüberhang begleiten Investoren im Fondshandel das turbulente Auf und Ab an den Börsen.

Die Abstimmung der Slowaken als letztes von 17 Euro-Ländern über die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms reicht bis an die Börsen. „Spannend ist, dass ein kleines Land wie die Slowakei die bisherigen Bemühungen für eine Aufstockung des Fonds durchaus zu Fall bringen könnte“, bemerkt Vanessa Müller-Raidt von ICF Kursmakler. Unwägbarkeiten wie diese hielten die Märkte weiterhin in Atem und die Fondsanleger in Wartestellung.

Kehnen

„Anleger handeln nach wie vor mit angezogener Handbremse“, beobachtet auch Andreas Kehnen, der sich über den deutlichen Anschub der großen Indizes in den vergangenen Tagen wundert. „Es gibt wenig erkennbare Gründe für einen überschwänglichen Optimismus“, gibt der Händler der Baader Bank zu bedenken. Deutschland und Frankreich hätten sich zwar auf ein Gesamtpaket zur Bekämpfung der Krise geeinigt. „Das sind aber zunächst nur Absichtserklärungen“, kommentiert Kehnen, der angesichts des unverändert schwierigen politischen und konjunkturellen Umfelds mit einer erneuten Korrektur im DAX rechnet.

Fonds mit europäischem Fokus uneinheitlich

Der Auffassung scheint auch so mancher Besitzer von Anteilen aktiv verwalteter Portfolios. „Als Einstiegsszenario haben Anleger die kleine Ralley nicht genutzt“, berichtet Kehnen. Bei Publikumsfonds mit europäischer Ausrichtung registriert die Baader Bank einen eher ausgeglichenen Handel auf niedrigem Niveau. Reges Interesse gebe es beispielsweise für den UniDeutschland XS (WKN 975049), der sein Augenmerk auf deutsche Nebenwerte legt. Anleger legten sich zudem den BGF European Focus Fund (WKN A0J2YD) ins Depot. Verstärkt abgestoßen würden der auf deutsche Standardwerte fokussierte Cominvest Fondak (WKN 847101) und der europäisch ausgerichtete Espa Stock Europe Value (WKN A0B7XX).

Müller Raidt

Beide Seiten gespielt werden Müller-Raidt zufolge bei Mischfonds. Per Saldo deutlich abgegeben würde etwa der Carmignac Patrimoine (WKN A0DPW0), der in den vergangenen Monaten in der Anlegergunst weit oben rangierte. Gefallen finden Fondsanleger in dieser Woche eher am Pioneer Investments Substanzwerte (WKN 979200) und am Veri Europa (WKN 976327), der mindestens 60 Prozent der Anlegergelder in europäische Aktien investiert.

Internationalen Aktien ohne Trend

Ganz unterschiedlich gehandelt werden nach Beobachtung von Kehnen international orientierte Fonds. Von massiven Verkäufen spricht die Baader Bank etwa beim Arero – der Weltfonds (WKN DWS0R4). „Es gab einzelne größere Rückflüsse“, berichtet Kehnen. Abgegeben werde auch der Lingohr Systemativ LBB Invest (WKN 977479). Beim UniGlobal (WKN 849105) dagegen greifen Anleger unterm Strich zu. Weltweit orientierte Mischfonds wie der Flossbach von Storch SICAV – Multiple Opportunities (WKN A0M430) und der M&W Privat (WKN A0LEXD) stehen Müller-Raidt zufolge weiterhin oben in der Anlegergunst.

China wiederentdeckt

Geringes Treiben registriert Kehnen bei asiatisch ausgerichteten Publikumsfonds. „Asien steht seit Ausbruch der Schuldenkrise im Schatten von Europa“, bemerkt der Händler der Baader Bank. Auf niedrigem Handelsniveau erkennt er dennoch ein wieder erwachtes Interesse an chinesischen Bluechips. „Anleger kommen scheinbar zunehmend zu der Erkenntnis, dass China interessant bleibt“, vermutet Kehnen. Ins Depot legen sich Anleger beispielsweise den Baring Hong Kong China Fund (WKN 972840) und den BGF China Fund Hedged (WKN A0Q7YF). Weniger überzeugt scheinen Investoren von den Aussichten indischer Konzerne und trennen sich etwa vom AGIF – Allianz RCM Indonesia (WKN A0Q09X). Abgegeben werde zudem der First State Asia Pacific Leaders Fund (WKN A0BK0C), der auf asiatische Standardwerte ohne Japan setzt.

Gemischtes Bild bei Goldminen

Uneinheitlich gestalte sich der Handel im Edelmetallsektor. Mehr Verkäufe als Käufe macht Kehnen etwa bei der US-Dollar-Version des BGF World Mining Fonds (WKN 986932) aus. Die relative Stärke der US-amerikanischen Währung könne eine Rolle spielen. Stärkere Nachfrage gebe es hingegen für den BGF World Gold Fund Hedged (WKN A0M9SB) und den Nestor Gold Fund (WKN 570771).

Bei Energiekörben wie dem BGF World Energy Fund (WKN 632995) spricht Müller-Raidt von einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Käufen und Verkäufen. Bei breiter aufgestellten Rohstofffonds wie dem Allianz RCM Rohstoffonds (WKN 847509), dem JPM Global Natural Resources (WKN A0DPLL) und dem Pioneer Investments Aktien Rohstoffe (WKN 977988) erkennt die Spezialistin von ICF Kursmakler einen erhöhten Abgabedruck. Einen Nachfrageüberhang gebe es hingegen beim DWS Global Metals & Mining (WKN 847412).

Immobilienfonds im Abgabesog

Anleger trennten sich in dieser Woche tendenziell von ihren Investitionen in offenen Immobilienfonds, insbesondere von solchen, die derzeit geschlossen sind, wie Müller-Raidt berichtet. Die sei etwa der Fall beim Kanam Grundinvest (WKN 679180), beim SEB Immoinvest (WKN 980230) und beim Axa Immoselect (WKN 984645). Bei Axa stehe beispielsweise am 12. November die Entscheidung an, ob die Investmentgesellschaft ihren eingefrorenen Fonds wieder öffnen wird. Im Handel mit Anteilen des UniImmo Deutschland halten sich laut Händlerin Verkäufe und Käufe in etwa die Waage.

© 11. Oktober 2011/Iris Merker