Fonds: Politische Unruhen verschrecken

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7. Januar 2014. (FRANKFURT) Börse Frankfurt. 23 Prozent Plus des DAX, 26 Prozent des Dow Jones – viele Halter von Aktienfonds wollten die hohe Gewinnen im Jahr 2013 lieber mitnehmen. „Ende Dezember waren die Umsätze richtig gut, dominiert haben ganz klar Abgaben“, berichtet Matthias Präger von der Baader Bank. Danach sei Ruhe eingekehrt. „Die Lage hat sich normalisiert. Es wird auch wieder gekauft.“

Frank Wöllnitz von ICF Kursmakler bezeichnet das aktuelle Handelsaufkommen als „mittelprächtig“. Privatanleger hielten sich im neuen Jahr noch zurück, Profis seien schon wieder recht aktiv. Sehr viel Bewegung gebe es in Fonds mit türkischen und thailändischen Aktien. „Die sind wegen der Unruhen dort stark unter Druck geraten.“

Kurseinbruch in Istanbul

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Wöllnitz

Die politische Krise erschüttert das Vertrauen in das einstige Wirtschaftswunderland Türkei, türkische Lira und Aktien befinden sich auf Talfahrt. Seit dem Hoch im Frühling vergangenen Jahres hat der Leitindex ISE 100 rund 27 Prozent an Wert eingebüßt. „Einige Fonds haben sogar 30 bis 40 Prozent verloren“, bemerkt Wöllnitz. „Es ist ganz große Unsicherheit im Markt. Keiner will die Aktien mehr anfassen.“ Betroffen seien etwa der ESPA Stock Istanbul (WKN 694675) und der HSBC GIF Turkey Equity (WKN A0D9FL). Der Letztere verzeichnet auf Sicht von zwölf Monaten mittlerweile ein Minus von 36 Prozent.

Raus aus Thai-Aktien

Ebenfalls unter die Räder gekommen sind Wöllnitz zufolge Fonds mit thailändischen Aktien. Bereits seit Oktober wird immer wieder gegen Thailands Ministerpräsidentin protestiert. Das verschreckt Investoren. Verkauft wurden zum Beispiel der HSBC GIF Thai Equity (WKN A0D8GB, A0D8GA) und der Allianz Thailand Equity (WKN A0Q1LH), wie Wöllnitz meldet. Der Fonds der Allianz hat auf Sicht von zwölf Monaten mittlerweile 29 Prozent verloren. „In den Fonds gab es zuletzt aber eine Gegenbewegung.“

Präger zufolge wurden noch der Aberdeen Global Asian Smaller Companies (WKN A0HMM3) und der Baring Hong Kong China (WKN 972840) verkauft, der FF China Focus von Fidelity (WKN A0CA6V) hingegen gekauft. Osteuropäische Dividendentitel (WKN 987339) werden ebenfalls abgestoßen. „Das hängt wahrscheinlich mit den Anschlägen im Vorfeld der olympischen Winterspiele in Sotschi zusammen“, meint Wöllnitz.

Glattstellungen und Neuengagements

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Präger

Industrieländeraktien betreffend entschlossen sich viele Fondsanleger vor Monatsultimo zu Gewinnmitnahmen. Präger zufolge verabschiedeten sie sich etwa von den beiden auf deutsche Aktien setzenden Fonds DWS Investa (WKN 847400) und DWS Aktien Strategie Deutschland (WKN 976986) sowie vom international investierenden Carmignac Investissement (WKN A0DP5W).

Wöllnitz berichtet von hohen Abflüssen aus dem Nebenwertefonds Standard Life SICAV Euro Smaller Companies (WKN A0M091).

Zuflüsse gibt es laut Präger etwa im Allianz Nebenwerte Deutschland (WKN 848176), im Baring German Growth Trust mit deutschen Aktien (WKN 972849) sowie im internationalen DWS Top Dividende (WKN 984811).

Flaggschiff überzeugt nicht mehr

Auf den Abgabelisten steht im Bereich der Mischfonds unterdessen immer noch der ehemalige Publikumsliebling Carmignac Patrimoine (WKN A0DPW0), wie Wöllnitz feststellt. „Da wird massiv verkauft.“ Große Positionen abgegeben würden auch im UniRak (WKN 849104).

Wie Präger beobachtet hat, steigen Investoren zudem aus dem Astra Fonds aus (WKN 977700).

Zugegriffen wird laut Wöllnitz lediglich im Aramea Rendite Plus (WKN A0NEKQ), ein Mischfonds, der vor allem auf Anleihen setzt und damit zuletzt ziemlich erfolgreich war: In den vergangenen drei Jahren wurde zum Beispiel eine Rendite von 11,52 Prozent im Jahr erzielt, der Carmignac Patrimoine kommt nur auf 2,75 Prozent im Jahr.

Minenfonds: Desinteresse überwiegt

Nicht viel los ist weiterhin im Handel mit Minenfonds. Nach dem Fall des Goldpreises unter 1.200 US-Dollar je Feinunze vor Weihnachten haben sich die Notierungen zwar etwas erholen können, durch die heftigen Preiseinbußen 2013 und die negativen Einschätzungen vieler Rohstoffanalysten wenden sich viele Anleger aber von Goldanlagen ab. Präger meldet Abflüsse aus dem Gold Equity (WKN 757324), allerdings Zuflüsse im Falcon Gold Equity (WKN 972376).

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 7. Januar 2014