29. März 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach den Verkäufen „auf Teufel komm raus“ in der Vorwoche, scheint die derzeitige Devise im Handel mit aktiv verwalteten Fonds das Wiederauffüllen der leergefegten Depots zu sein. Diesen Kaufüberhang registrieren Händler zumindest für europäisch und international orientierte Portfolios. „Nachdem sich angesichts der Katastrophe in Japan eine gewisse Beruhigung eingestellt hat, wird wieder kräftig gekauft“, berichtet Anja Deisenroth-Boström von der Baader Bank. Mit der schwächelnden portugiesischen Finanzkraft sei zwar zwischenzeitlich neues Ungemach aus dem Euroraum gekommen. „Dieses Ereignis hat die Fonds-Anleger jedoch wenig beeindruckt“, berichten die Baader Bank und ICF Kursmakler einmütig. Ebenfalls „kaum Spuren hinterlassen“ hätten die Ergebnisse der Landtagswahlen in Deutschland.

Werte mit japanischem Fokus profitierten von dieser Bewegung wenig oder gar nicht. Vor allem Fonds mit japanischen Aktien befänden sich weiterhin auf der Abgabenliste. Investoren seien aber in dieser Woche auf den Zug der „grünen“ Fonds aufgesprungen.

Europäische Aktienfonds gesucht

Deisenroth-Boström

Wurden sie in der vergangenen Woche noch massiv abgestoßen, so gelten europäische und deutsche Aktien in Fonds-Form nun wieder als viel versprechende Anlage. So zumindest deutet Deisenroth-Boström den Zick-Zack-Kurs der Anleger. Einen Kaufüberhang beobachtet sie etwa für den Fidelity European Growth Fund A (WKN 973270) und den DWS Deutschland (WKN 849096). Werte mit internationaler Ausrichtung ohne großem Engagement in Japan konnten in dieser Woche ebenfalls überzeugen. Anleger legen sich zum Beispiel verstärkt den DWS Top Dividende (WKN 984811) und den Warburg Value Funde (A0DN29) in Depot. „Bei indischen Aktien tut sich derzeit dagegen überhaupt nichts“, meldet Vanessa Müller-Raidt von ICF Kursmakler.

Abwendung von Asien

Von Portfolios mit asiatischem Fokus hielten sich Anleger auch in dieser Woche eher fern, von japanischen Werten trennten sie sich weiterhin in großem Stil. „Das Vertrauen in die Berichterstattung über die Auswirkungen des Unglücks im japanischen Atommeiler ist eher gering“, vermutet Müller-Raidt. Anleger betrachteten die Aussagen der japanischen Regierung und des betroffenen Energiekonzern mit Skepsis. Abgaben überwogen ihr zufolge etwa beim Comgest Growth Japan (WKN 631026) und beim AXA Rosenberg Japan Small Cap Alpha Fund (WKN 691347). Ebenfalls mit einer Verkaufswelle konfrontiert sehe sich der DWS Japan Opportunities (WKN 849095) und der Fidelity Japan Advantage Fund (WKN A0CA6W). Beruhigt habe sich die Situation etwas beim DWS Top 50 Asien. Entgegen der vergangenen Wochen werde dieser Fonds derzeit wieder stärker gesucht.

Europäische Immobilien bevorzugt

Müller-Raidt

Auch die Immobilienfonds mit internationaler Ausrichtung konnten sich der japanischen Krise nicht ganz entziehen. Die Verkaufstendenzen treffe Immobilienfonds mit außereuropäischen Beständen wie der Deka Immobilien Global (WKN 748361) sie halte. Ob japanische Objekte im Portfolio sind oder nicht, spiele dabei scheinbar eine untergeordnete Rolle. „Anleger wissen oft nicht genau, wie der Fonds zusammengesetzt ist“, glaubt Müller-Raidt. Rein vorsorglich, meint die Spezialistin, scheinen sie ihre Anteile deshalb erst einmal zu veräußern. Das freue die Fonds-Verwalter von europäisch aufgestellten Immobilienfonds wie dem Deka Immobilien Europa (WKN 980956). Diese hätten zuletzt wieder Zuspruch erfahren.

Anlegerstrom zu alternativen Energien und Wasser

Ob Wasserkraft, Sonnen- oder Windenergie, Hersteller von Produkten für die Erzeugung alternativer Energien haben derzeit Hochkonjunktur. Nun sprängen Müller-Raidt zufolge auch Fonds-Anleger auf diesen Trend auf. Auch die Wasserindustrie sei gefragt. Mit von der Partie seien beispielsweise der SAM Sustainable Water Fund (WKN 763763), der Pioneer Funds Global Ecologygy (WKN A0MJ48), der BNP Paribas Sustainable Diversified Europe Balanced (WKN 502422) sowie der Pictet Water (WKN 933349).

Edelmetalle legen zu

Ein neues Allzeithoch bei Gold und der höchste Silberpreis seit 31 Jahren hätten auch den Minenwerten wieder Auftrieb gegeben. „Vor allem Fonds mit Silberminen haben profitiert“, meldet Anja Deisenroth-Boström. Nachfrage gebe es etwa für den Stabilitas Silber und Weissmetalle (WKN A0KFA1). Gesucht sei auch der in US-Dollar notierte BGF World Mining Fund (WKN 986932).

© 29. März 2011/Iris Merker