Fonds: Verkäufe quer Beet

9. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Bei den Fondsanlegern kommen die Beruhigungsmaßnahmen von Seiten der Politik und der EZB offenbar ebenso wenig an wie bei den Aktionären. „Wir sehen nur Verkäufe – und das bei hohen Umsätzen“, berichtet Frank Wöllnitz von ICF Kursmakler. Alles werde abgestoßen, vor allem natürlich Aktienfonds. „Wir sind bis oben voll mit Aufträgen“, schildert die Baader Bank die Lage. Quer Beet werde alles verkauft – sowohl deutsche als auch internationale, asiatische oder US-amerikanische Fonds. „Da sticht nichts heraus.“

Handel kennt nur eine Richtung

Der Crash kommt in Raten: Ganz so rabenschwarz wie von vielen befürchtet war der gestrige Tag, der erste Handelstag nach der Herabstufung der USA durch die Rating-Agentur Standard & Poor`s, zwar nicht ausgefallen. Allerdings verzeichneten die Börsen empfindliche Abschläge: Der DAX verlor 5 Prozent, der Dow Jones 5,6. Der Tragödie zweiter Teil folgt allerdings offenbar heute: In Asien setzte sich der Trend nach unten fort, auch für den DAX geht es weiter gen Süden – und zwar massiv. Zwischenzeitlich lag das deutsche Aktienbarometer 7 Prozent im Minus, aktuell sind es immer noch 2. Der Goldpreis erreicht unterdessen immer neue Höhen, heute Morgen wurde ein neuer Spitzenwert von 1.771 US-Dollar je Feinunze markiert. Die Anleger fliehen zudem weiter in den Schweizer Franken. „Die Versicherungen der Regierungen der G7-Staaten, nötige Schritte zur Stabilisierung der Märkte zu ergreifen, war wenig konkret und wirkte daher kaum beruhigend“, erklärt die Commerzbank. Dagegen habe die EZB durch den Ankauf spanischer und italienischer Staatsanleihen den Markt bewegt. „Die Renditen sanken deutlich: für italienische Anleihen mit 5-jähriger Laufzeit von 5,5 Prozent auf 4,5 und bei spanischen von 5,4 Prozent auf 4,4.“

Auch Publikumslieblinge abgestoßen


Wöllnitz

Im allgemeinen Rausch nach unten bleibt nichts ausgespart: Auf den Verkaufslisten steht Wöllnitz zufolge etwa das Fonds-Schwergewicht Carmignac Patrimoine (WKN A0DPW0). Der Mischfonds hat innerhalb weniger Tage seine zuletzt erzielten Gewinne aufgezehrt und verzeichnet seit Jahresanfang mittlerweile ein Minus von über 6 Prozent. Andere, sonst ebenfalls beliebte Produkte wie die deutschen Aktienfonds UniFonds (WKN 975020), DWS Deutschland (WKN 849096) und Dr. Erhardt German Equity (WKN A0F552) kommen ebenso wenig ungeschoren weg, dasselbe gilt für den im Bereich deutsche Nebenwerte engagierten UniDeutschland XS (WKN 975049).

Keine Flucht in Rentenfonds

Schwellenländerfonds, von denen sich ohnehin viele in diesem Jahr enttäuschend entwickelt haben, werden nicht verschont: Anleger trennten sich vom DWS Russia (WKN 939855) und vom HSBC GIF Indian Equity (WKN 974873), wie ICF Kursmakler meldet. Aktienfonds mit Rohstoffwerten würden ebenfalls abgestoßen, als Beispiel nennt Wöllnitz den Allianz RCM Rohstofffonds A (WKN 847509). Auch andere Fonds mit Rohstoffunternehmen wie der BGF World Gold Fund A2 (WKN 974119), der BGF World Mining Fund A2 (WKN 986932) und der Stabilitas Silber+Weißmetalle (WKN A0KFA1) haben herbe Verluste hinzunehmen. Von einem besonderen Interesse an Rentenfonds, etwa mit deutschen Staatsanleihen, oder auf Euro lautenden Geldmarktfonds können die Händler übrigens nicht berichten. Offenbar konzentriert sich derzeit alles auf den Ausverkauf – wie es dann weitergeht, wird später entschieden.

Ökofonds ebenfalls abgestraft

Selbst bei Ethik-Fonds, von denen viele eine langfristige Perspektive haben, heißt die Devise „Verkaufen“. Wöllnitz hat etwa große Abflüsse beim Pioneer Funds Global Ecology A (WKN A0MJ48) beobachtet. Der Öko-Fonds investiert in Unternehmen, die umweltfreundliche Technologien und Produkte entwickeln, nachhaltig wirtschaften und sich die Erhaltung einer sauberen Umwelt auf die Fahnen geschrieben haben. Dabei konzentriert sich das Fondsmanagement nicht auf eine Branche, sondern sucht sich Unternehmen aus unterschiedlichsten Sektoren wie regenerative Energien, Recycling, Luftverunreinigungskontrolle, Wasserklärung und Wasseraufbereitung, biologische Nahrungsmittel oder Umweltberatung. Nichts zu tun haben dürfen die Adressen mit Rüstung beziehungsweise Waffen, Tierversuchen, Menschenhandel, Tabak, Glücksspiel, Pornographie und Alkohol. Mit rund 3.500 Unternehmen ist das Anlageuniversum relativ groß, wie die Investmentgesellschaft erklärt. Viel Freude hat der Fonds seinen Anlegern in diesem Jahr allerdings nicht bereitet: Schon vor dem Crash verzeichnete er, gerechnet seit Jahresanfang, deutliche Verluste, seit gestern geht es im freien Fall nach unten.

Frohlocken können unter den Fondsanleger derzeit lediglich die, die in den vergangenen Wochen so beliebten Geldmarktfonds in Schweizer Franken halten: Der Parvest Short Term CHF (WKN 973228) und der Vontobel Swiss Money B-CHF (WKN 578796) legten nochmals deutlich zu. Der erstere kommt auf Sicht von einem Monat mittlerweile auf ein Plus von 10,5 Prozent, auf Sicht von drei sind es 16,4, der letztere auf 11,1 und 16,7 Prozent.

© 9. August 2011/Anna-Maria Borse

Name des Fonds Anlageschwerpunkt WKN Tendenz
Carmignac Patrimoine A Mischfonds Aktien+Anleihen/Welt A0DPW0 Verkäufe
UniFonds -net- Aktienfonds Deutschland 975020 Verkäufe
DWS Deutschland Aktienfonds Deutschland 849096 Verkäufe
UBAM – Dr. Ehrhardt German Equity RC Aktienfonds Deutschland A0F552 Verkäufe
UniDeutschland XS Aktienfonds Deutschland/Nebenwerte 975049 Verkäufe
DWS Russia Aktienfonds Russland 939855 Verkäufe
HSBC GIF Indian Equity AD Aktienfonds Indien 974873 Verkäufe
Allianz RCM Rohstoffonds – A – EUR Aktienfonds Rohstoffe 847509 Verkäufe
BGF World Gold Fund A2 USD Aktienfonds Gold 974119 Verkäufe
BGF World Mining Fund A2 USD Aktienfonds Rohstoffe 986932 Verkäufe
STABILITAS – SILBER+WEISSMETALLE P Aktienfonds Rohstoffe A0KFA1 Verkäufe
Pioneer Funds – Global Ecology A EUR (ND) Aktienfonds Russland A0MJ48 Verkäufe