Jahresausblick: Aktien „alternativlos“

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27. Dezember 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Bis zu den letzten Handelstagen dieses Jahres gilt es, die Luft anzuhalten: Der US-Haushaltsstreit ist immer noch nicht gelöst. Misslingt die Einigung bis Silvester, drohen den USA Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen, das Land könnte in die Rezession fallen.

All zu viel ändern dürfte das aber nicht an der Tatsache, dass 2012 ein überaus gutes Aktienjahr war. Der DAX punktet mit einem Plus von knapp 30 Prozent, der Euro Stoxx 50 kommt immerhin auf rund 14 Prozent. Trotz der kräftigen Gewinne sehen fast alle Analysten auch für 2013 weitere Kursfortschritte – wenn auch nicht im gleichen Tempo wie 2012. 

USA und Japan könnten überraschen

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Halver

Für Robert Halver von der Baader Bank sind Aktien derzeit „alternativlos“. Zum einen sei die massive Liquiditätsausstattung der Märkte ein historisch belegtes Argument für Dividendentitel. „Zudem dürfte der Risikoappetit der Finanzanleger angesichts der fortschreitenden Stabilisierung der Eurozone sowie einer stabilisierten Weltkonjunktur weiter zunehmen.“ Hinzu komme ein inflationsträchtiges Umfeld, in dem sich Aktien als „verbrieftes Sachkapital“ gut zur Absicherung eigneten.

Nach Halvers Erwartungen dürften 2013 die USA und Japan stärker im Fokus stehen. „Die allmähliche Reindustrialisierung Amerikas und die erforderliche Lösung der fiscal cliff-Problematik versprechen dem S&P 500 gute Aussichten.“ Sollte Japan mit seiner Yen-Abwertungspolitik Erfolg haben, könne der Nikkei 225 sogar zum Überraschungsmarkt des nächsten Jahres werden. Die abnehmende Risikoaversion spreche auch für südeuropäische Aktienmärkte, „Wohl und Wehe“ hänge dort aber von politischen Aspekten ab. „Dagegen wird sich der deutsche Aktienmarkt weiter behaupten können.“ Er gelte in Europa als sicherer Hafen, zumal die Konjunkturrisiken überschaubar seien.

Viele noch unterinvestiert

Nach Einschätzung der Helaba sind gerade deutsche und europäische Aktien noch immer günstig, zumindest gemessen an der eigenen Historie und im Vergleich zu gängigen Anlagealternativen. Den Analysten zufolge haben die negativen Gewinnrevisionen ihren Höhepunkt erreicht, mit einer Wende der Frühindikatoren hellten sich auch die Ertragsperspektiven der Unternehmen wieder auf. „Zwar spricht die verhaltene Wachstumsdynamik lediglich für einen Anstieg der Nettoergebnisse im einstelligen Bereich. In Verbindung mit einer moderaten Bewertungsexpansion dürfte dies aber für ansehnliche Kurszuwächse ausreichen.“

Darüber hinaus hätten sich die Aktienquoten in den Portfolios privater und institutioneller Anleger bislang lediglich auf dem Durchschnittsniveau der letzten zehn Jahre eingependelt. „Hier besteht somit Nachholpotenzial.“ Der DAX werde daher die zyklischen Höchststände aus den Jahren 2000 und 2007 in Angriff nehmen, bis zu 8.200 Punkten halten die Analysten für möglich.

Extrem hohe Dividendenrenditen

Wie die Deutsche Bank in ihrem „Ausblick Deutschland“ bemerkt, hat die optimistischere Einschätzung der Euro-Schuldenkrise den DAX in die Höhe getrieben – nicht zuletzt, da es bei negativen Realzinsen am deutschen Anleihemarkt an Anlagealternativen fehle. „Der Abstand der Dividenden- zur Anleiherendite hat derzeit ein 35-Jahreshoch.“ Dass sich deutsche Aktien seit Beginn der Schuldenkrise besser als andere europäische Märkte entwickelt haben, sei auch durch relativ bessere Unternehmensergebnisse für das dritte Quartal gestützt. „Unsere Aktienanalysten erwarten einen Stand des DAX von 8.000 und des Stoxx 600 von 315 Punkten zum Jahresende 2013.“

Anzeichen für Ende der Flaute

Die Commerzbank geht davon aus, dass die DAX-Bullen dank einer global expansiv ausgerichteten Geldpolitik weiterhin Kraft haben werden, den Index in die Höhe zu treiben. „Vor dem Hintergrund der expansiven Geldpolitik in den USA mehren sich die positiven Anzeichen für die US-Konjunktur“, argumentiert Andreas Hürkamp. Auch im Euroraum habe sich das Wachstum der M1-Geldmenge von 1 Prozent im Sommer 2011 auf 6 Prozent im Herbst 2012 beschleunigt, was ein Indiz für das Auslaufen der Rezession im ersten Halbjahr 2013 sein könnte. „Und in den Emerging Markets liegen die Leitzinsen mittlerweile wieder auf dem niedrigen Niveau des Jahres 2009“, ergänzt der Analyst und nennt Brasilien als Beispiel. „Der DAX könnte 2013 auf 8.500 steigen.“

Technische Aussichten ebenfalls bestens

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Geyer

Aus technischer Sicht stehen die Chancen auf ein erfreuliches Aktienjahr ebenfalls gut. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls der Charttechniker Christoph Geyer von der Commerzbank auf Basis der Zyklus-Analyse. Jahre nach einer US-Präsidentschaftswahl fielen üblicherweise positiv aus. „Sie zeichnen sich durch einen holprigen Jahresauftakt aus, welcher nach dem ersten Quartal von einer freundlichen Bewegung bis Ende August abgelöst wird.“ Danach werde wieder ein Teil der Gewinne abgegeben, gefolgt von einer Anfang November einsetzenden Jahresschlussrallye. „Im Dekadenzyklus sind Jahre, die auf eine 3 enden, ebenfalls positive Jahre“, ergänzt der Analyst.

Auch der DAX folge dem US-Präsidentschaftswahlzyklus. Allerdings finde die Sommerflaute hier bereits Ende September ihr Ende. Hinzu komme, dass in den vergangenen 100 Jahren das Tief der jeweiligen Dekade meistens in den ersten vier Jahren ausgeprägt wurde. „Da bereits 2011 ein signifikantes Tief zu beobachten war, gehen wir davon aus, dass dieses nicht mehr unterschritten wird.“
 

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Donnerstag, 27. Dezember

  • 16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board Dezember. Umfragen zufolge wird mit 70 Punkten gerechnet. Das wäre ein Rückgang gegenüber dem November, als 73,7 Punkte erreicht wurden. Das Verbrauchervertrauen des Conference Board ist ein wichtiger US-Frühindikator.

Freitag, 28. Dezember

  • 15.45 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Chicago Dezember. Hier werden 51 Punkte erwartet, das wäre ein kleines Plus gegenüber dem November, als 50,4 Punkte erreicht wurden. Der Index beruht auf einer Befragung von mehr als 200 Einkaufsmanagern des verarbeitenden Gewerbes. Ein Wert über 50 Punkte bedeutet eine wachsende, ein Wert unter 50 eine schrumpfende Wirtschaft.
  • 14.00 Uhr. Vorgezogener Handelsschluss an der Börse Frankfurt. Die genauen Zeiten für Clearing und Settlement können Sie dem Handelskalender entnehmen.

Montag, 31. Dezember (Silvester): Kein Handel an der Börse Frankfurt

Dienstag, 1. Januar (Neujahr):  Kein Handel an der Börse Frankfurt

Mittwoch, 2. Januar

  • 14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise Dezember. Die deutschen Verbraucherpreise dürften im Dezember saisonbedingt wieder etwas stärker gestiegen sein, meint die DekaBank. Nahrungsmittel, Pauschalreisen, Beherbergungsleistungen sowie die Preiserhöhungen bei der Bahn und den Nahverkehrsbetrieben hätten die Inflationsrate wohl über 2 Prozent klettern lassen. Der Jahresdurchschnitt 2012 von 2,1 Prozent werde durch die Dezemberzahlen bestätigt.
  • 16.00 Uhr. USA: ISM-Index Verarbeitendes Gewerbe Dezember. Die Helaba rechnet mit 50 nach 49,5 Punkten im Vormonat. Das Institut for Supply Management (ISM) veröffentlicht mit diesem Index die monatlichen Ergebnisse einer landesweiten Befragung von mehr als 400 Einkaufsmanagern. Ein Wert unter 50 Prozent bedeutet, dass die Wirtschaftstätigkeit stagniert oder rückläufig ist.

Donnerstag, 3. Januar

  • 9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenzahlen Dezember. Die wirtschaftliche Lageeinschätzung der Unternehmen ist laut DekaBank mehrheitlich von Molltönen geprägt. Dies habe sich wahrscheinlich in einer weiteren Zunahme der registrierten Arbeitslosigkeit im Dezember niedergeschlagen. Die Analysten erwarten eine in saisonbereinigter Rechnung stagnierende Arbeitslosenquote, nicht saisonbereinigt gehen sie von einem Anstieg aus.
  • 20.00 Uhr. USA: Protokoll der Fed-Sitzung vom 12. Dezember.

Freitag, 4. Januar

  • 11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise Dezember. Der Verbraucherpreisanstieg ist laut DekaBank eiterhin durch diverse Mehrwertsteuererhöhungen beeinflusst, sollte aber seine fallende Tendenz fortsetzen.
  • 14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen Dezember. Der US-Arbeitsmarktbericht für Dezember dürfte laut DekaBank mit einem moderaten Stellenaufbau um 120.000 Personen aufwarten. Die Analysten gehen zwar davon aus, dass sich die Lage am  amerikanischen Arbeitsmarkt weiter sukzessive verbessern wird. Allerdings sei das Einstellungsverhalten der Unternehmen im Dezember wahrscheinlich durch die schwierigen politischen Verhandlungen zur drohenden „fiskalischen Klippe“ gebremst worden.
  • 16.00 Uhr. USA: ISM-Index Dienstleistungen Dezember.

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© 27. Dezember 2012/Anna-Maria Borse