Marktstimmung: Liegen gelassene Gewinne

Zusammenfassung der Analyse

Private und Profis stehen Nase an Nase, was die Erwartungen an die weitere Aktienpreisentwicklung angeht. Allerdings hat sich die Stimmung beider Anlegergruppen seit vergangenen Mittwoch leicht verschlechtert. 2 Prozent der institutionellen und 4 Prozent der privaten Investoren haben DAX-Werte verkauft, 1 Prozent bzw. sogar 8 Prozent der Privatanleger sind short gegangen.

In der Summe zeigen die Sentiment-Indizes mit +9 und +7 Punkten weiterhin Optimismus an. Der DAX hat sich im selben Zeitraum 70 Punkte verbilligt.

Joachim Goldberg ist allerdings erstaunt, dass nicht mehr der Anleger Gewinne mitgenommen hatten. Denn im Verlauf der Woche war der DAX deutlich im Plus gewesen. Bislang hätte ein Plus in dieser Höhe den Akteuren ausgereicht. Das wertet der Behavioral Finance-Analyst als kritisch, denn diese Anleger stünden parat, bei den nächsten Gewinnen auszusteigen.

Allerdings befänden sich die Sentiment-Indizes leicht unter ihrem Jahresdurchschnitt, so dass der DAX von inländischer Seite nicht gefährdet scheine. Für einen nachhaltigen Anstieg wäre aber mehr langfristige Nachfrage aus dem Ausland nötig und der schwache Kurs des Euro deute darauf hin, dass diese derzeit zu wünschen übrig ließen.

Börse Frankfurt Sentiment-Index

  • Profis: +9 Punkte (-3 Punkte)
  • Private: +7 Punkte (-12 Punkte)

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Goldberg

24. September 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die mittelfristig orientierten Investoren hatten den richtigen Riecher gehabt. Am Tag nach unserer Stimmungserhebung in der vergangenen Woche gewann der DAX vorübergehend fast 2,5 Prozent an Wert, bevor er sich im weiteren Verlauf sogar so weit abschwächte, dass wir bei der heutigen Stimmungsumfrage im Wochenvergleich ein Minus von 0,7 Prozent feststellen mussten. Dieses kurzzeitige Aufbäumen des Börsenbarometers wurde vielerorts in erster Linie der am vergangenen Mittwoch zu Ende gegangenen Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank zugeschrieben, deren Statement zumindest von den Börsianern derart aufgefasst wurde, dass es in den USA wohl doch nicht so schnell eine Zinswende geben wird.

Offenbar haben die mittelfristig orientierten institutionellen Investoren aber mit einer länger andauernden Aktienkursrallye gerechnet, denn nur wenige Akteure sahen sich bemüßigt, die aufgelaufenen Kursgewinne tatsächlich einzustreichen. Dies ist insofern etwas ungewöhnlich, weil sich die von der Börse Frankfurt befragten Entscheider in der jüngeren Vergangenheit mit ähnlich hohen, aber durchaus auch mit niedrigeren Profiten zufriedengegeben hatten. Möglicherweise waren dieses Mal aber auch die dem Optimismus zu Grunde liegenden Engagements nicht hoch genug gewesen, um sich mit den temporär aufgelaufenen Kursgewinnen zufrieden zu geben. Der Rückgang von zwei Prozent der Befragten im Bullenlager und der damit auf +9 gesunkene Börse Frankfurt Sentiment-Index scheinen diese Interpretation zu stützen.

Privatanlegerstimmung nun fast gleichauf

Analyse im TV:

Jeden Donnerstag

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Die Privatanleger verhielten sich indes aktiver als ihre institutionellen Pendants. Dabei dürfte sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index infolge von Gewinnmitnahmen verringert haben und zeigt nur noch einen Optimismus von +7 an, nachdem wir in der Vorwoche noch einen Wert von +19 verzeichnen konnten. Dieser Rückgang fällt so deutlich aus, weil ein Teil der Privatanleger nicht nur seine aufgelaufenen Gewinne eingestrichen, sondern sich gleichzeitig auch die Gruppe der Pessimisten deutlich erhöht hat. Der Zuwachs von 8 Prozent der Befragten – er speist sich zu gleichen Teilen aus ehemaligen Bullen und neutral gestimmten Akteuren – ist zum einen sicherlich einer negativeren Einschätzung der Börse geschuldet. Zum anderen ist diese deutliche Wanderung ins Bärenlager auch als Teil einer Normalisierung zu werten, da jene Gruppe zuletzt recht niedrig repräsentiert war.

Mit der heutigen Sentiment-Erhebung hat sich per Saldo die Stimmung unter institutionellen und privaten Anlegern nach einer Phase längerer Divergenz nunmehr wieder so weit angenähert, dass man sie beinahe als identisch bezeichnen kann. Zwar befinden sich die Sentiment-Indizes leicht unter ihren Jahresmittelwerten, so dass der DAX von inländischer Seite nicht gefährdet erscheint. Allerdings darf dabei nicht übersehen werden, dass ein Teil der institutionellen Optimisten die gute Gewinnchance vom vergangenen Donnerstag nicht genutzt hat und im Falle eines neuerlichen Anstiegs der Kurse auf das Vorwochenhoch von fast 9.900 Punkten zumindest vorübergehend für leichten Abgabedruck sorgen könnte. Für einen nachhaltigen Anstieg des DAX wäre ohnehin mehr langfristige Nachfrage aus dem Ausland vonnöten – der schwache Kurs des Euro zum Dollar in Kombination mit unseren heutigen Umfrageergebnissen vermittelt jedoch, dass die Kapitalflüsse in den deutschen Aktienmarkt derzeit zu wünschen übrig lassen.

von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
© 24. September 2014

[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.

Börse Frankfurt Sentiment-Index

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Blaue Balken: institutionelle Investoren, gelbe Balken: private Anleger, Kurve: DAX

Institutionelle Anleger

  Bullish Bearish  Neutral
Total 44% 35% 21%
ggü. letzter Erhebung -2% +1% +1%

 

  • Stand DAX (24. September): 9.580 Punkte (-0,73%)
  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +9 Punkte (-3 Punkte)

Private Anleger – Mit freundlicher Unterstützung der comdirect bank AG

  Bullish Bearish  Neutral
Total 44% 37% 19%
ggü. letzter Erhebung -4% +8% -4%

 

  • Stand DAX (24. September): 9.580 Punkte (-0,73%)
  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +7 Punkte (-12 Punkte)