Marktstimmung: So richtig nach dem Geschmack der Optimisten

Zusammenfassung

Obgleich sich der DAX nach einem erneuten Schwächeanfall in der Vorwoche mit einem Plus von zeitweise mehr als 800 Punkten deutlich erholen konnte, hielten sich die Gewinnmitnahmen der Anleger in Grenzen. Gerade einmal gut zehn Prozent der institutionellen Marktteilnehmer haben mit der heutigen Umfrage das Bullenlager verlassen, jedoch nicht den Mut gehabt, sich auf die andere Seite zu stellen: Die Gruppe der Pessimisten hat deswegen nur marginal zugenommen. Der Optimismus der Privatanleger hat unterdessen sogar leicht zugelegt, wofür vor allen Dingen, wenn auch in überschaubarem Maße, Stopp-Loss-Käufe ausschlaggebend waren.

  • Profis: +19 Punkte (Vorwoche: +26)
  • Private: +18 Punkte (Vorwoche: +15)
  • DAX: +550 Punkte

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Goldberg

24. Juni 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Bereits seit vier Wochen geben sich die mittelfristig orientierten Anleger unseres Panels trotz der nicht enden wollenden griechischen Schuldenkrise überwiegend optimistisch. Daran hat sich im Wesentlichen auch bei unserer heutigen Stimmungserhebung nichts geändert, obgleich sie einige Gewinnmitnahmen offenbart hat. Dennoch befindet sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index mit einem Wert von +19 (Vorwoche +26) sowohl absolut als auch im bisherigen Jahresvergleich immer noch in solidem bullishen Terrain. Dieser Rückgang des Optimismus ist fast überwiegend auf reine Gewinnmitnahmen zurückzuführen – nur ganz wenige haben es gewagt, nunmehr auf fallende Kurse zu setzen. Dabei lässt sich seit der vergangenen Stimmungserhebung eine Zweiteilung der Kursentwicklung beim DAX feststellen. Während in der vergangenen Woche überwiegend Schwächetendenzen beim Börsenbarometer feststellbar waren, hat sich die Lage über das Wochenende schlagartig verändert: Ausgehend von einer Basis von knapp 10.800 Zählern hat sich der DAX zwischenzeitlich vorübergehend um rund 7,5 Prozent befestigen können.

Diese starke Rallye mag für manche Akteure durchaus überraschend gekommen sein, zumal sich an der Einstellung gegenüber dem hellenischen Schuldendrama zumindest hierzulande nicht viel geändert hat. Denn im Großen und Ganzen gingen die meisten Marktteilnehmer bis dato ohnehin davon aus, dass am Ende des ganzen Hin und Hers zwischen der Athener Regierung auf der einen und der Europäischen Union auf der anderen Seite ein irgendwie gearteter Kompromiss stehen wird. Auffällig ist allerdings, dass sich diese Erkenntnis offenbar erst nach dem Wochenende deutlich beim DAX bemerkbar gemacht hat. Und als einige Kommentatoren am Montag den Kurssprung von mehr als 400 Zählern allein beim DAX der neuen Hoffnung auf eine Einigung mit Griechenland zuschrieben, mag dies für manchen Akteur sogar seltsam geklungen haben. Denn zumindest die Mehrheit der Teilnehmer unseres Panels hatte sich doch schon längst optimistisch gezeigt und nicht erst zum Wochenbeginn entsprechend positioniert.

Privatanlegerstimmung fast gleichauf

Bemerkenswert ist in jedem Fall, dass sich die Gewinnmitnahmen bei den mittelfristig orientierten Akteuren unseres Panels trotz des deutlichen Kurssprungs bislang in Grenzen gehalten haben. Dass es dennoch zu dieser rasanten DAX-Rallye gekommen ist, könnte möglicherweise auf neue Zuflüsse ausländischen Kapitals zurückzuführen sein, wofür auch die jüngsten Absicherungsverkäufe gegen Währungsrisiken beim Euro gegenüber dem US-Dollar sprechen.

Betrachtet man indes die Stimmungsentwicklung bei den Privatanlegern, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Zwar ist es hier, wenn auch in geringem Maße, ebenfalls zu Gewinnmitnahmen gekommen. Da aber andererseits eine größere Gruppe ehemaliger Pessimisten ihre Position aufgegeben und Aktien zurückgekauft hat, ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index unter dem Strich deswegen sogar um drei Zähler auf +18 gestiegen.

Per Saldo liegt also die Stimmung der institutionellen und der privaten Anleger erstmals seit längerem wieder auf gleichem Niveau. Zwar ist der Optimismus der Akteure unserer Panels nicht überbordend, dennoch könnte er eine gewisse Belastung für den DAX darstellen. Auch wenn die bisherigen Abgaben durch Gewinnmitnahmen über entsprechende Nachfrage auf der anderen Seite aus langfristigen Quellen wettgemacht wurden, ist dies keine Garantie für eine Fortsetzung der jüngsten DAX-Rallye. Im Gegenteil: Das Gros der Akteure wartet auf weitere Kursgewinne, um diese – möglicherweise nach einem vielerorts erwarteten Kompromiss im griechischen Schuldenstreit – schon bald einstreichen zu können, was eine weitere DAX-Erholung behindern dürfte. Sollte es auf der anderen Seite in der Causa Griechenland zu einer bösen Überraschung kommen, wovon derzeit kaum jemand ausgeht, müssten diese Engagements dann möglicherweise mit teils großen Verlusten glattgestellt werden.

  • 11.15 Uhr auf n-tv
  • 14.10 / 18.05 Uhr auf DAF

von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

© 24. Juni 2015

[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.

Börse Frankfurt Sentiment-Index
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Blaue Balken: institutionelle Investoren, gelbe Balken: private Investoren

Institutionelle Anleger

 

   Bullish Bearish  Neutral
Total  48%  29%  23%
ggü. letzter Erhebung  -6%  +1%  +5%

 

    • DAX (24. Juni): 11.550 (+5%)
    • Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionelle Anleger: +19 Punkte  (+26 Punkte in der Vorwoche)
DAX-Entwicklung im betrachteten Zeitraum
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Private Anleger

 

   Bullish Bearish  Neutral
Total  47%  29%  24%
ggü. letzter Erhebung  -2%  -5%  +7%

 

  • DAX (24. Juni):  11.550 (+5%)
  • Börse Frankfurt Sentiment-Index private Anleger: +18 Punkte (+15 Punkte in der Vorwoche)