Marktstimmung: Unverhofftes Ostergeschenk

Zusammenfassung der Analyse

Schaukelbörse, gegenläufige Schaukelstimmung. Kaum hat sich der Markt etwas erholt, nämlich um 3,7 Prozent im Wochenvergleich, trennen sich 8 Prozent der Befragten von ihren Aktien und 4 Prozent schlagen sich auf die Short-Seite. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index liegt nun bei +6 Punkten nach +18 Punkten in der Vorwoche.

Joachim Goldberg findet nicht nur die Kursbewegung beachtlich, die die fundamentale Nachrichtenlage eigentlich gar nicht hergebe und auch das Chartbild habe sich um 180 Grad gedreht. Der verhaltensorientierte Analyst vermutet, dass es scheinbar einigen Investoren seit Jahresbeginn immer wieder gelinge, zu vergleichsweise günstigen Preisen in den Markt ein- und ein paar Prozente höher mit Gewinn dann wieder auszusteigen. Hinter den Preissteigerungen vermutet er dann auch andere, langfristiger agierende Kapitalströme.

Goldberg skizziert ein für den Markt postives Bild mit überwiegender Nachfrage und viel Nachfragepotential angesichts des niedrigen Optimismus. Außerdem sei nicht mit Panikkäufen der Bären zu rechnen, sollte der DAX weiter steigen.

Aus technischen Gründen konnten die privaten Anleger heute nicht befragt werden.

Börse Frankfurt Sentiment-Index

  • Profis: +6 Punkte (Vorwoche +18 Punkte).
  • Private: n.a. (Vorwoche +7). 

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Goldberg

23. April 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es ist schon bemerkenswert, wie es dem DAX immer wieder gelingt, sich aus recht aussichtslos scheinenden Situationen zu befreien, so als ob nichts geschehen wäre. Denn die Begründungen für den neuerlichen deutlichen Kursanstieg des Börsenbarometers um 3,7 Prozent im Wochenvergleich fielen nicht so bedeutsam aus, als dass man daraus ein nachhaltig bullishes Szenario stricken müsste. Aber derzeit reichen offenbar die mehrheitlich besser als erwartet ausgefallenen Unternehmensergebnisse aus dem ersten Quartal, vornehmlich in den USA, um verstärktes Kaufinteresse zu wecken. Und obgleich sich die Lage in der Ukraine über die Osterfeiertage eher wieder etwas angespannt hat, zeigt sich der Markt zumindest vordergründig wenig interessiert an diesen Entwicklungen. Aber auch technisch orientierte Händler haben mit der jüngsten DAX-Entwicklung ihre liebe Not. Zeigten sich Standardwerte vor Ostern aufgrund diverser Chartinterpretationen noch in miserabler Verfassung, hat sich dieses Bild nunmehr um 180 Grad zum Positiven gedreht.

Wer jedoch glaubt, die jüngste Aufwärtsbewegung sei dem Engagement der von der Börse Frankfurt allwöchentlich befragten Anleger geschuldet, muss sich angesichts des jüngsten Umfrageergebnisses getäuscht sehen. Denn deren Optimismus ist – wie sich am Börse Frankfurt Sentiment-Index ablesen lässt – fast wieder auf den Stand von vor 14 Tagen zurückgefallen. Diese Entwicklung überrascht uns nicht sonderlich, zumal wir gerade von den in der vergangenen Woche hinzugekommenen Käufern erwartet hatten, dass sie bei neuerlichen Kursgewinnen dem DAX schnell den Rücken kehren und ihre Profite realisieren würden. Dabei bleibt zu konstatieren, dass diese Strategie bei doch deutlichen Kursausschlägen des DAX von einer Gruppe unseres Panels seit Jahresbeginn konsequent und durchaus profitabel durchgehalten wird. Unabhängig von fundamentalen Ereignissen ist es einigen Investoren immer wieder gelungen, zu vergleichsweise günstigen Preisen in den Markt ein- und ein paar Prozente höher mit Gewinn dann wieder auszusteigen.

Kapitalströme aus unterschiedlichen Richtungen

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In der Hoffnung, ein weiteres Mal vom deutlichen Auf und Ab des Börsenbarometers zu profitieren, hat sich das Bullenlager geleert, in Zahlen macht das 8 Prozent der Befragten aus. Dabei verteilt sich die Wanderung unterm Strich gleichmäßig auf neutral Gestimmte und Bären. Allerdings erweist sich der Mut in dieser Gruppe, noch mal auf fallende Kurse zu setzen, als deutlich niedriger als noch vor zwei Wochen.

Wie bereits vor einer Woche stellt sich dem unbefangenen Betrachter natürlich die Frage, wer letztlich für diese starken Kursausschläge des DAX verantwortlich ist. Dass sich dafür keine wirklich überzeugende Erklärung finden lässt und außerdem deutliche Trends im deutschen Aktienmarkt fehlen, spricht für den starken Einfluss langfristiger Kapitalströme aus unterschiedlichen Richtungen.

Am Ende bleibt jedoch der Eindruck bestehen, dass die Nachfrageseite stärker vertreten ist. Da sich die Stimmung bei unseren mittelfristig orientierten Marktteilnehmern – absolut gemessen – gerade noch in positivem Terrain befindet, dürfte sich, sofern der DAX weiterhin steigt, nur wenig Gegenwehr einstellen. Zur treibenden Kraft in einem neuerlichen Aufwärtstrend würden sich diese Akteure jedoch nicht entwickeln, denn die vergangenen Erfolgserlebnisse, als es ihnen gelang, die Bandbreite des DAX gut einzuschätzen, dürften ihnen genug Selbstvertrauen geben, um frühe Panikkäufe zu verhindern. Andererseits stünden bei neuerlichen Kursrückgängen etliche neue Bären als stützende Nachfrager bereit.

von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

© 23. April 2014

[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.


Börse Frankfurt Sentiment-Index

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Blaue Balken: institutionelle Investoren, gelbe Balken: private Anleger, Kurve: DAX


Instituitionelle Anleger

  Bullish Bearish Neutral
Total 40 %
34 %
26 %
ggü. letzter Erhebung -8 %
+4 %
+4 %

 

  • Stand DAX (23. April): 9.580 Punkte (+3,55% gegenüber der letzten Erhebung)
  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +6 Punkte (Vorwoche: +18 Punkte)


Private Anleger – Mit freundlicher Unterstützung von Comdirect

Die privaten Anleger konnte heute aus technischen Gründen nicht ausgwertet werden.

  • Stand Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: n.a. (Vorwoche: +7 Punkte)

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