Marktstimmung: "Vorsichtshalber zurückgekauft"

Zusammenfassung

Die Marktstimmung steigt wieder auf das rekordverdächtige Niveau der Vorwoche. Der DAX hat im betrachteten Zeitraum 180 Punkte gewonnen. 5 Prozent der professionellen Anleger haben seit Mittwoch Aktien gekauft, ebenso viele haben ihre Short-Engagements geschlossen. Das hebt die Marktstimmung auf +41 Punkte. Von den privaten Anlegern sind immerhin 3 Prozent long gegangen, bzw. nicht mehr short. Das ergibt +43 Punkte. Beide Indikatoren liegen also deutlich im bullishen Bereich über der Nulllinie.

Dieser schnelle Stimmungswechsel in einer engen Kursspanne überrascht Joachim Goldberg nicht. In einem sich konsolidierenden Markt würden auch Nachrichten der zweiten Reihe beachtet, die bei hoher Volatilität untergingen. Der verhaltensorientierte Analyst findet es bemerkenswert, dass es nicht zu größeren Gewinnmitnahmen gekommen ist. Kein gutes Zeichen für die bereits jetzt von einigen Akteuren angepeilte Jahresendrallye. Denn von den heimischen Investoren alleine können sie nicht in Gang gesetzt werden, da deren potentielle Nachfrage zu großen Teilen verbraucht sei. „Mit anderen Worten: Für größere Kurssprünge sind frische, langfristige Kapitalzuflüsse (vornehmlich aus dem Ausland) notwendig.“ 

  • Profis: +41 Punkte (Vorwoche: +31)
  • Private: +43 Punkte (Vorwoche: +37
  • DAX:  +180 Punkte

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Goldberg

21. Oktober 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Man kann nicht behaupten, dass sich der DAX während der vergangenen 14 Tage besonders volatil gezeigt hätte. Vielmehr verläuft das Handelsgeschehen in vergleichsweise ruhigen Bahnen, wobei der Tiefpunkt von ca. 9.900 Zählern nur Stunden nach unserer vergangenen Stimmungserhebung noch einmal getestet wurde. Dieses Niveau sollte der einzig günstige Einstiegszeitpunkt für Aktienkäufer während des Berichtszeitraums bleiben. Dennoch hat sich die Stimmung unter den institutionellen Anlegern unseres Panels nach einem leichten Knick fast wieder auf das recht hohe Niveau von vor zwei Wochen hochgeschraubt – wir notieren heute einen Börse Frankfurt Sentiment-Index von +41 Punkten, das bedeutet einen Zuwachs von zehn Punkten. Dieser recht schnelle Stimmungswechsel in einem kurstechnisch recht engen Umfeld mag auf den ersten Blick überraschen, da die Rückkäufe der Vorwoche nur mit viel Glück profitabel vollzogen worden sein dürften.

Auf den zweiten Blick sind die schnellen Stimmungswechsel innerhalb eines sich konsolidierenden Marktes nicht ungewöhnlich, denn in dieser Situation wird selbst weniger wichtigen Börsennachrichten ein Gewicht beigemessen, das sie während volatilerer Zeiten kaum erfahren dürften. Dazu kommen die sich teils widerstreitenden Einschätzungen und Nachrichten über die Politik der US-Notenbank bis zum Jahresende. Während sich unter den Händlern eher die Meinung durchsetzt, dass die Fed wohl frühestens im März 2016 die Zinswende einleiten werde, sind sich Kommentatoren in dieser Frage nicht ganz so sicher. Vor allem, weil Mitglieder des Offenmarktausschusses sich diesbezüglich uneinig zeigen. Aber auch die morgige Sitzung der Europäischen Zentralbank, von der man sich neuerdings fast einhellig zumindest keine geldpolitische Lockerung oder eine konkrete Ankündigung derselben verspricht, dürfte für manchen Börsianer die Lage etwas unübersichtlich gestaltet haben.

Dennoch scheint am Ende die Meinung die Oberhand zu gewinnen, dass wohl aus dieser Ecke wenig Gegenwind für eine positive Kursentwicklung am Aktienmarkt zu erwarten sei. Gleichzeitig hat der DAX zwar im Wochenvergleich um 1,8 Prozent zulegen können, ist aber bislang auffallend oft – es handelte sich bis zum Erhebungszeitpunkt um vier Versuche – daran gescheitert, das Niveau von circa 10.200 Zählern nachhaltig zu überwinden.

Warten auf die Jahresendrallye

Auch von den Privatanlegern hat sich ein Teil der Pessimisten direkt wieder in Richtung Bullenlager bewegt, so dass der Börse Frankfurt Sentiment-Index wieder auf einen Wert von +43 Punkten gestiegen ist – der Zuwachs von sechs Punkten gegenüber der Vorwoche fällt aber im Gegensatz zu den institutionellen Pendants nicht so stark aus.

Damit befinden sich die Sentiment-Indices der institutionellen und der privaten Investoren fast auf gleichem Niveau und wieder in der Nähe ihrer Jahreshochs. Auffällig bleibt weiterhin, dass es unter dem Strich trotz des schleppenden Verlaufes in der DAX-Entwicklung keine größeren Gewinnmitnahmen gegeben hat. Im Gegenteil: Die Skepsis eines Teils der von uns befragten Akteure während der vergangenen Woche war nur von kurzer Dauer. Gleichermaßen wird jedoch auch erkennbar, dass eine etwaige Jahresendrallye, wie sie von einigen Kommentatoren in einem noch recht frühen Stadium des Jahres bereits erwähnt wurde, von den heimischen Investoren alleine wohl nicht in Gang gesetzt werden kann. Denn deren potentielle Nachfrage ist zu großen Teilen verbraucht und dürfte auch bei größeren Rücksetzern des Börsenbarometers fehlen. Mit anderen Worten: Für größere Kurssprünge sind frische, langfristige Kapitalzuflüsse (vornehmlich aus dem Ausland) notwendig.

  • 11.15 Uhr auf n-tv
  • 14.10 / 18.05 Uhr auf DAF

von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

© 21. Oktober 2015.

[1] Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positiven in negative Werte markiert die neutrale Linie. Die Werte des früheren Cognitrend Bull/Bear-Index sind auf die neue Skalierung umgerechnet worden.

Börse Frankfurt Sentiment-Index
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Blaue Balken: institutionelle Investoren, gelbe Balken: private Investoren

Institutionelle Anleger

 

   Bullish Bearish  Neutral
Total  63%  22%  15%
ggü. letzter Erhebung   +5%   -5%  unverändert

 

    • DAX (Veränderung im Vergleich zu 14. Oktober): 10.140 (+180 Punkte ggü. letztem Sentiment)
    • Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionelle Anleger: + 41 Punkte  (letzte Erhebung: +31 Punkte)
DAX-Entwicklung im betrachteten Zeitraum
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Private Anleger

 

   Bullish Bearish  Neutral
Total  62%  19%  19%
ggü. letzter Erhebung  +3%  -3%  unverändert

 

  • DAX (Veränderung im Vergleich zu 14. Oktober): 10.140 (+180 Punkte ggü. letztem Sentiment)
  • Börse Frankfurt Sentiment-Index private Anleger: 43 Punkte (letzte Erhebung: +37 Punkte)