Markttechnik: „Nach unten kaum Spielraum“

4. Januar 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Einen Kavaliersstart hat der deutsche Aktienmarkt seit Montag hingelegt. Das Minus zur Wochenmitte ist nach allgemeinem Konsens lediglich eine kurze Verschnaufpause, die Bahn bleibe auf mittlere Sicht frei. Ein relativ großer Teil der von der Börse Frankfurt befragten Anleger hat dagegen die Straßenseite zu den Pessimisten gewechselt.

Wegweiser gen Norden


Staud

Markttechniker Wieland Staud ist ohnehin seit November zuversichtlich: „Der wahnsinnige Pessimismus gepaart mit dem Chartbild lässt nach unten kaum Spielraum.“ Deswegen sieht der Analyst von Staud Research für die Kurse die Hauptrichtung nach oben, sein langfristiges strategisches Kursziel liegt bei 8.000 Punkten für den DAX, was natürlich nicht in diesem Jahr erreicht werden müsse.


Meier

Kurzfristig, angesichts der bereits sehr ordentlichen Kursgewinne seit Montag, werde es jetzt wohl erst mal seitwärts gehen, aber bereits für die nächsten Wochen ist Staud bullish und erwartet, dass die Erholungshochs vom November bei 6.400 Punkten getestet werden könnten. Jana Meier, technische Analystin bei der HSBC in Düsseldorf, ist nur auf den ersten Blick pessimistischer, weil sie sich fragt, ob die Ampeln wirklich auf Grün stünden. Ihrer Ansicht nach haben die deutschen Aktien seit Jahresbeginn aber nicht nur den seit Juli bestehenden Abwärtstrend aus dem Weg geräumt, sondern sind auch in ein Verlaufshoch bei 6.170 Punkten von Anfang Dezember vorgedrungen. Über dieser Marke winkten weitere Kursgewinne. Die nächste Widerstandszone sieht Meier zwischen 6.387 und 6.483 Punkten. Könnte diese überwunden werden, wäre der Weg nach oben frei.

Statistische Daumen nach oben

Jens Lüders von godmode-trader wird konkret: Bis 11. Januar sollten die Kurse steigen. Für den US-Markt begründet er dies mit Statistik, d.h. in welchen Monaten aus historischer Betrachtung heraus mit welcher Wahrscheinlichkeit Kursgewinne anfallen. Und unterfüttert das Zahlenwerk mit einer Chartanalyse des S&P 500. Statistik und Chart reichten aus, um eine erhöhte Gewinnwahrscheinlichkeit für die Long-Seite auszumachen. Das gelte auch für den deutschen Markt, da der DAX in nächster Zeit mit dem US-Markt gleich laufen werde. Ab der zweiten Handelswoche könnte es unruhiger werden, weil größeres Volumen in den Markt komme und der Terminverfall näher rückt.

Dämpfer für die Anlegerstimmung

Andere Erwartungen als die zitierten Charttechniker hat dagegen ein gar nicht so kleiner Teil der Investoren, die jeden Mittwoch von der Börse Frankfurt nach ihrer Meinung zur Marktentwicklung befragt werden. Von den etwa 300 Umfrageteilnehmern haben sich 14 Prozent seit der vorherigen Erhebung vor Weihnachten von ihren Long-Engagements getrennt und sind direkt short gegangen. Das drückt den Bull/Bear-Index auf 61, Prozent.

Ihre TecDAX-Aktien haben immerhin 6 Prozent der Befragten verkauft, die auch jetzt short sind. Der Bull/Bear-Index für den TecDAX liegt bei 55 Prozent.

Der Bull/Bear-Index drückt den absoluten Optimismus im Markt aus. Für seine Berechnung werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Die Anleger werden nach ihrer Meinung zu DAX oder TecDAX auf Sicht von 30 Tagen gefragt. Bei der Frage geht es allerdings nicht um die konkrete Erwartung für den Indexstand in vier Wochen, sondern vielmehr darum, ob die Anleger long, short oder gar nicht im Markt sind. Im Zeitablauf lassen sich aus der Veränderung der Positionierung unter Umständen auch Einstandspreise ableiten.

Die vollständige Analyse lesen Sie ab 17 Uhr auf boerse-frankfurt.de/sentiment.

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© 4 Januar 2012 /Edda Vogt