21. Dezember 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zwar zeigt sich der deutsche Aktienmarkt seit gestern ausgesprochen freundlich, technische Analysten warnen aber vor zu viel Euphorie. Die BNP Paribas bestätigt zwar ihre allgemeine Aufwärtsprognose für einen Zeitraum von circa drei Wochen. „Es handelt sich allerdings nur um den zweiten Teil eines Zwischenanstieges im intakten mehrmonatigen bis mehrjährigen Bärenmarkt“, ergänzen die Charttechniker. Auch Christian Henke von der WestLB und der freie technische Analyst Stefan Salomon sind skeptisch, beziehungsweise mahnen zur Vorsicht. Anders sehen das die Anleger, deren Stimmung vor einigen Wochen noch am Boden lag, mittlerweile aber wieder richtig gut ist, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt ergeben hat.
Es bleibt beim Abwärtstrend
Laut Henke hält sich der DAX unverändert in einem intakten Abwärtskanal auf – daran ändere auch die aktuelle Erholung nichts. „Ende November wurde die Unterseite der Seitwärtsphase bei 5.488/5.503 Punkten erfolgreich getestet“, erklärt der technische Analyst. Davon habe sich der DAX nach oben entfernen können. Anfang Dezember sei dann die obere Begrenzung der genannten Preisspanne bei 6.040/6.090 Zählern erreicht worden. Zwar sei der Sprung darüber gelungen, die fallende gewichtete 200-Tage-Glättungslinie habe zu diesem Zeitpunkt aber ein weiteres Voranschreiten verhindert.
Henke
„Von diesem Niveau ging es wieder abwärts.“ Da der gewichtete, aber auch der lineare 200-Tage-Durchschnitt falle, rechnet Henke nicht mit einer baldigen Trendwende. „Über kurz oder lang sollte sich der DAX wieder in Richtung der unteren Begrenzung der Seitwärtsphase bei 5.488/5.503 Zählern orientieren.“
Rallye mit Fragezeichen versehen
Nach Einschätzung von Salomon besteht nach dem gestrigen positiven Handelstag zwar durchaus die Chance auf eine kleine Jahresendrallye in Richtung 6.000 oder 6.100 Punkte. „Aufgrund der dünnen Umsätze und der zu erwartenden Impulse bis Ende dieser Woche sind jedoch auch schnelle Richtungsänderungen möglich“, meint der Analyst. Negative Impulse könnten den DAX auch wieder unter die Marke von 5.700 drücken.
Salomon zufolge befindet sich der DAX derzeit übergeordnet in einer trendlosen Phase. Der seit Anfang Dezember gültige kurzfristige Abwärtstrendkanal sei durch die jüngsten Kursgewinne nach oben verlassen worden. Nun sei ein weiterer Anstieg bis zu den Dezemberhochs möglich, klare übergeordnete Signale fehlten aber. „Ob die Rallye nachhaltig sein wird, steht noch in den Sternen.“
Anleger versprühen Optimismus
Ganz anders als die Charttechniker beurteilen die Anleger die aktuelle Lage. In der letzten Befragung in diesem Jahr zeigen sie sich gut gestimmt. Im Vergleich zur Vorwoche ist der Optimismus sogar nochmals deutlich gestiegen, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Investoren zeigt. 13 Prozent der Befragten sind gegenüber der Vorwoche long gegangen, 10 Prozent haben ihre Short-Positionen verkauft. Der Bull/Bear-Index für deutsche Bluechips springt von 63,9 auf 76,7 Punkte. Das ist ein neues Jahreshoch für das Stimmungsbarometer, das den absoluten Optimismus im Markt wieder gibt.
Noch deutlicher ist die Verbesserung bei den Technologiewerten, hier steigt der Bull/Bear-Index von 55 auf 70,7 Punkte.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
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© 21. Dezember 2011 / Anna-Maria Borse