Markttechnik: Bullen auf dem Vormarsch

20. April 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es geht steil bergauf. Nach dem Höhenflug der vergangenen vier Handelstage startet der DAX mit einem erneuten Plus in die Wochenmitte und nimmt Kurs auf die Marke von 7.400 Punkten. Auch das Chartbild habe sich im Vergleich zur vergangenen Woche deutlich aufgehellt, heißt es von technischen Analysten, die dem Börsenbarometer Notierungen von 7.600 Zählern zutrauen. Die Anleger sind unterdessen skeptisch.

Die Widerstandszone gerät ins Wanken

„Die Aktienmarktbullen lassen nicht locker!“, kommentiert Jana Meier von der HSBC Trinkaus & Burkhardt die Lage am deutschen Aktienmarkt. Wie die technische Analystin erklärt, habe der DAX seine jüngste Atempause mit Hilfe von zwei aufeinander folgenden Aufwärtskurslücken bei 7.079/137 und 7.261/80 Punkten eindrucksvoll beendet. Zudem sei mit dem Sprung über das Märzhoch bei 7.356 Punkten nun auch das letzte verbliebene Hindernis auf dem Weg zum bisherigen Jahreshoch sowie mehreren Verlaufstiefs aus dem Jahr 2007 in die Knie gezwungen worden.

„Mit Blick auf die grundsätzlich konstruktive Ausgangslage der technischen Indikatoren ist der deutsche Leitindex damit auf einem guten Weg, diese Widerstandszone ins Wanken zu bringen.“ So überzeugt aus Sicht der Analystin unter anderem die Lage bei den Indikatoren: Neben einer „bearish failure“-Konstellation beim MACD liege ein erneutes Einstiegssignal des Stochastik vor.

Meier
Meier

Eine „bearish failure“-Konstellation liegt vor, wenn ein drohendes Verkaufssignal im MACD nicht zum Zuge kommt. Die Aufwärtsbewegung erhält dadurch zusätzlichen Schub.

Das jüngste Verlaufshoch des DAX sei bisher jedoch noch nicht von einem entsprechenden Hoch des Stochastik-Oszillators begleitet worden, fügt Meier hinzu. Diese divergente Entwicklung könne ein nahendes Ende der Hausse anmahnen. Grund zur Panik sei dies aber nicht: „Erst wenn das Halte-Cluster im Bereich von 7.106 bis 7.079 Punkten, das sich aus verschiedenen technischen Marken zusammensetzt, nachhaltig unterschritten wird, könnte der Traum von einem zeitnahen neuen Jahreshoch zerplatzt sein.“

Positiver Gesamteindruck

Auch Christian Schmidt, technischer Analyst der Helaba, zeigt sich optimistisch. „Nach der Anstiegsbewegung von 6.483 auf 7.242 Punkte legte der DAX zunächst eine Zwischenkorrektur ein, die in der vergangenen Woche auf der Oberseite verlassen und damit beendet wurde. Aus der ehemaligen Korrektur ist dadurch eine bullishe Fortsetzungs-Flaggen-Formation entstanden, deren Nachhaltigkeit in den vergangenen Tagen mehrfach bestätigt wurde, unter anderem durch steigende Hochpunkte“, argumentiert der Techniker.

Bemerkenswert sei zudem, dass eine fallende Fibonacci-Fanline bei 7.229 Zählern überwunden worden sei. Das unterstreiche den positiven Gesamtbildeindruck nochmals. Fibonacci-Fanlines werden zwischen markanten Hoch- und Tiefpunkten im Chartverlauf gezogen und markieren Widerstands- und Unterstützungszonen.

Schmidt
Schmidt

Daneben zeigen nach Einschätzung von Schmidt weitere Indikatoren nach oben, etwa der trendfolgende DMI und auch die 21-Tage und 55-Tage exponentiell gewichteten gleitenden Durchschnitte. „Entsprechend ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich die Aufwärtsimpulsbewegung weiter ausdehnen wird. Einzig die zuletzt recht schwach ausgeprägte Bewegungsdynamik wirft noch ein kleines Fragezeichen auf“, meint der Analyst und sieht die nächsten Kursziel für den DAX bei 7.400 und 7.436 Punkten. Weitere markante Punkte lägen bei 7.450 und 7.616 Zählern.

Auf der Unterseite sei der Markt unterdessen sehr gut abgesichert. Relevante Unterstützungen finden sich laut Schmidt bei 7.334 und 7.271 Punkten. Die nächsten Haltelinien sieht Schmidt bei 7.242 und 7.184 Zählern.

Anleger sind misstrauisch

Die Anlegerstimmung hat sich im Vergleich zur Vorwoche eingetrübt. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Sentimenterhebung der Börse Frankfurt bei 300 aktiven Investoren. DAX-Anleger werden skeptischer. Das ergibt zumindest unsere heutige Sentimenterhebung bei 300 aktiven Anlegern. 4 Prozent der Befragten haben ihre Long-Engagements in DAX-Aktien verkauft. 5 Prozent sind short gegangen. Den Bull/Bear-Index als MAß für den absoluten Optimismus im Markt drückt das auf 55 Punkte. Ab 50 Punkte überwiegt der Optimismus.

Bei den Technologieaktien polarisieren sich Meinungen. 3 Prozent der Befragten sind gegenüber der Vorwoche in Short-Positionen eingestiegen, 3 Prozent in Long-Positionen. Das belässt die Stimmung liegt bei optimistischen 62 Punkten.

Der Bull/Bear-Index misst, wie viel Optimismus in einem Markt ist. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

© 27. April 2011 / Karoline Kopp