25. September 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach neuen Höchstmarken in der vergangenen Woche gönnt sich das deutsche Aktienbarometer seit einigen Tagen eine Verschnaufpause. Technischen Analysten zufolge ist eine Korrektur nach einem derartigen Ausbruch keine Seltenheit und zieht nicht per se größere Kurseinbrüche nach sich. „Die Konsolidierung könnte noch bis in den Bereich des Ausbruchs führen“, meint Christoph Geyer von der Commerzbank, weshalb das kurzfristige Abwärtspotenzial begrenzt sei. „Bei aller Euphorie für den Ausbruch und die gute technische Lage sollte aber der zyklische Aspekt nicht aus den Augen verloren werden.“ Deshalb müssten Anleger im Herbst mit einer ausgeprägteren Talfahrt rechnen.
„Solange der deutsche Leitindex nicht unter die ehemalige Ausbruchsmarke von 8.557 Punkten fällt, besteht die Möglichkeit, dass es bei einer kleinen Konsolidierung bleibt“, beschreibt auch die Helaba. Die Gefahr für die Ausbildung eines Reversal Tops sei allerdings noch nicht vom Tisch.
Konjunkturdaten zeigen wenig Wirkung
Bauer
Für Gregor Bauer fehlen nach der Bundestagswahl zunächst die Impulse. „Anleger suchen nach Orientierung, wobei positive Nachrichten wie das jüngst veröffentlichte ZEW-Konjunkturbarometer nicht für Kaufdruck sorgten“, bemerkt der unabhängige technische Analyst. Zudem stünden in den USA wieder die schwierigen Verhandlungen mit dem Kongress zur Verabschiedung des Haushalts unter Berücksichtigung der Schuldenbegrenzung an. „Das verunsichert die dortigen Investoren.“
Charttechnisch befinde sich der DAX noch in einer Konsolidierung. „Die nächste wichtige Unterstützung verläuft zwischen 8.520 und 8.550 Punkten.“ Falle der DAX in diesen Bereich, so wäre nach Auffassung von Bauer aber noch kein Alarmzeichen gegeben. „Hier hätte der deutsche Bluechip-Index erst ein Drittel des vorherigen Anstieges von 8.094 bis 8.770 Punkten korrigiert.“ Kritisch werde es erst um die Marke von 8.425 Punkten. Dort verlaufe auch die 50-Prozent-Korrektur dieses Anstiegs.
Fortsetzung der Rallye möglich
Siegert
Auch nach Auffassung von Martin Siegert steht noch aus, ob die Stärke der DAX-Bullen anhalten wird oder eine Konsolidierung naht. Ausgehend von der Tiefbildung Ende vergangenen Monats bzw. Anfang September habe das deutsche Aktienbarometer bei der Marke von 8.094 Punkten eine impulsive Aufwärtsbewegung gestartet. „Aus Sicht der klassischen Formationsanalyse wurde dieser Bewegung durch das Reißen von drei Kurslücken innerhalb der vergangenen elf Handelstage eindrucksvoll bestätigt“, bemerkt der technische Analyst der LBBW.
Mit Erreichen des Hochs von 8.770 Zählern sei aber zugleich ein Tages-Umkehrsignal ausgebildet worden, welches den Übergang in eine Konsolidierungsphase bringen könne. „Sollte die zuletzt eröffnete Kurslücke um 8.509 Punkte geschlossen werden, steigt die Eintrittswahrscheinlichkeit dieses Szenarios“, meint Siegert und stellt in diesem Fall eine mehrwöchige Korrektur in Aussicht, in dessen Verlauf vermutlich der Unterstützungsbereich um 8.400 bzw. 8.350 Punkten getestet würde.
Siegert rechnet allerdings mit einer unmittelbaren Fortsetzung der Aufwärtsbewegung über die DAX-Marke von 8.770 Punkten, solange die Kurslücke nicht angetastet werde. „Potenzielles Kursziel ist in diesem Fall der Bereich um 8.895 Punkte.“ Als Zwischenziel und erste Preishürde auf dem Weg dorthin nennt Siegert die DAX-Marke von 8.853 Punkten.
Sentiment deutlich schlechter
Die Stimmung bei den 300 wöchentlich von der Börse Frankfurt befragten aktiven Anlegern zeigt, dass die professionellen Investoren dem DAX nach den Höchstmarken nicht mehr viel zutrauen – weder in die eine noch in die andere Richtung. Im Vergleich zur Vorwoche sinkt der Bull/Bear-Index von 51,7 auf 49,4 Punkte und rutscht damit unter die Marke von 50, die Optimisten und Pessimisten voneinander trennt. 8 Prozent der Befragten verlassen das Bullenlager, 4 Prozent das Bärenlager, jeweils zugunsten der neutral Gestimmten. Mit 35 und 34 Prozent bewegt sich die Anzahl der Optimisten und Pessimisten in etwa auf einem Niveau.
Die Laune der Privatanleger verbessert sich hingegen leicht und befindet sich insgesamt wieder im optimistischen Bereich. Der Bull/Bear-Index steigt von 45,8 auf 51,7 Punkte. 7 Prozent der Befragten verlassen die Gruppe der Pessimisten, 3 Prozent wechseln zu den Optimisten, 4 Prozent zur Seitenlinie.
Der Index misst den absoluten Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 25. September 2013