Markttechnik: Echte Erholung nicht in Sicht

31. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mal hoch, mal runter – der Zickzackkurs an der Börse findet kein Ende. Nach einem erfreulichen Wochenauftakt sorgten gestern die Stimmungsindikatoren für Verluste: Erst belastete die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone, dann führte der Einbruch des US-Verbrauchervertrauens zu einem Kursrutsch, wenn auch nur zwischenzeitlich. Am heutigen Mittwoch sieht es wieder etwas besser aus, doch der deutsche Aktienindex liegt immer noch mehr als 20 Prozent unter dem Niveau von Ende Juli. Nach Ansicht vieler technischer Analysten ist mit einer Erholung vorerst auch nicht zu rechnen. Die Stimmung der Anleger ist übrigens nach wie vor gut, wie die aktuelle Sentimentumfrage der Börse Frankfurt ergeben hat. Sowohl bei den DAX- als auch den TecDAX-Werten bleiben die Bullen in der Überzahl.

Kapitulation steht noch aus


Deppermann

Laut Klaus Deppermann von der BHF-Bank ist die Zeit für einen Wiedereinstieg in den Aktienmarkt noch nicht gekommen. „Im internationalen Konzert ist der DAX der schwächste Kandidat“, erklärt der Charttechniker mit Verweis auf die magerere Erholungsbewegung des deutschen Aktienindex im Vergleich mit den US-Indizes und auch dem Euro Stoxx. „Nach der von Februar bis Juli anhaltenden Topbildungsphase war der Abwärtsimpuls so stark, dass eine monatelange Bodenbildung erforderlich ist.“ Darüber hinaus sei die Stimmung zwar schon recht negativ, nach Kapitulation sehe es aber nicht aus. „Die Stimmungsindikatoren etwa von Sentix oder der Börse Frankfurt halten sich noch erstaunlich gut. Das ist kein Kaufsignal.“

„Die Erholung wird diese Woche auslaufen. Wir werden neue Tiefs sehen“, meint Deppermann daher. Als Kursziel für die nächsten sechs Wochen nennt er 4.780 Punkte. „Mitte September ist der früheste Zeitpunkt für ein Ende der Abwärtsbewegung. Eine mittelfristige Aufwärtsbewegung dürfte sich aber erst ab Dezember entwickeln.“

Hausse-Trend verlassen


Wurm

Sophia Wurm von der Commerzbank ist ähnlich pessimistisch. Der DAX sei im August mit mehreren Verkaufssignalen unter Druck gekommen, durch die Unterstützungsmarke von 7.000 Punkte gefallen und aus dem zentralen Hausse-Trend ausgeschert. „Als technische Konsequenz ist damit im DAX die 29-monatige Hausse seit dem Frühjahr 2009 beendet. Der Index befindet sich nun in einer mittelfristigen, technischen Gegenbewegung auf die Hausse“, erklärt die Analystin. Bereits die erste technische Phase, die Abwärtsbewegung seit Anfang Mai 2011, weise mit einem Kursrückgang von rund 30 Prozent den technischen Charakter einer Baisse auf.

„Auch wenn sich die mittelfristige Abwärtsdynamik im DAX nach den massiven Kursverlusten der Vorwochen abschwächen sollte, wird das Herausbilden eines tragfähigen technischen Bodens wohl viele Wochen beziehungsweise Monate in Anspruch nehmen“, meint Wurm. Aus kurzfristiger technischer Sicht weise der Aktienindex oberhalb von 5.350/5.400 eine volatile Stabilisierung auf. „Eine mögliche kurzfristige Erholung sollte den DAX in die Zone zwischen 5.800 und 6.400 aus dem Sommer 2010 zurückführen.“

Zuversichtliche Anleger

Die Anleger bleiben unterdessen optimistisch, wie die aktuelle Befragung von 300 professionellen Investoren seitens der Börse Frankfurt ergeben hat. Bezüglich der DAX-Werte ist keine große Veränderung gegenüber der Vorwoche zur vermelden, bezüglich der Technologieaktien sind die Investoren etwas skeptischer.

Für den DAX sind wie in der Vorwoche 54 Prozent der Befragten positiver Erwartungen, das Bärenlager der Shortgänger ist dagegen um 2 Prozent der Befragten angewachsen auf jetzt 24 Prozent. Der Bull/Bear-Indexzeigt sich aber in der Summe mehr oder weniger unverändert bei 66,7 nach 67,8 Prozent in der Vorwoche.

Beim TecDAX hat sich die Einschätzung etwas deutlicher eingetrübt, hier geht der Bull/Bear-Index von 66,4 auf 59,3 Prozent zurück, liegt aber immer noch weit über der neutralen 50-Prozent-Linie. 5 Prozent der Befragten haben ihre Long-Positionen verkauft, 5 Prozent sind short gegangen.

Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

© 31. August 2011/Anna-Maria Borse