Markttechnik: Kaum Hoffnungszeichen

16. November 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der politische Neuanfang in Italien und Griechenland scheint Investoren nicht zu überzeugen. Im Gegenteil: Die Unsicherheit am Markt nimmt weiter zu, selbst Risikoaufschläge für Länder wie Frankreich und Österreich stiegen. Erleichterung bringt ein Blick in die Charttechnik auch nicht. „Schnelle Richtungsänderungen innerhalb der Novemberrange sind einzuplanen. Deutlich negativ wäre ein Fall unter 5.650“, meint etwa der freie technische Analyst Stefan Salomon. „Der DAX bewegt sich seit dem Vorwochentief nur korrektiv, das ist kein gutes Zeichen“, bemerken die Analysten von BNP Paribas. Theoretisch verlange das ein tieferes Tief als 5.720 Punkte.

Technisches Bild weist in Richtung Süden


Henke

Auch laut Christian Henke von der WestLB sieht es für den deutschen Aktienindex nicht gut aus. „Der DAX hält sich in einem intakten Abwärtstrendkanal auf. Zudem fällt die 200-Tage-Durchschnittslinie weiter und dürfte den DAX gen Süden ziehen“, meint der Analyst. Henke zufolge hat das Aktienbarometer in der Zeit vom 12. bis 26. Oktober versucht, die beiden horizontalen Widerstandslinien bei 6.024/6.026 und 6.040/6.090 Punkten zu überwinden. Erst am 27. sei der Ausbruchsversuch gelungen. „Erwartungsgemäß ging es anschließend bis in den Bereich bei 6.400 Zählern.“

Die bei diesem Niveau liegende waagerechte Trendgerade sowie der fallende gewichtete 200-Tage-Durchschnitt seien recht zügig erreicht worden. Dort sei der DAX aber nach unten abgeprallt. „Infolge der neuerlichen Abwärtsbewegung rutschte der DAX unter die zuvor zurückeroberten ehemaligen Widerstände, die dann wieder unter Beschuss genommen wurden“, erklärt Henke weiter. Ein wiederholter Sprung darüber sei jedoch ausgeblieben. Für den Charttechniker kann ein Test der Unterseite der Seitwärtsphase bei 5.500 Punkten nicht ausgeschlossen werden.

Dreiecksformation zeigt Potenzial an


Szola

Karen Szola, technische Analystin für Euro am Sonntag und finanzen.net, zeigt sich zuversichtlicher. Ihrer Ansicht nach hat sich der DAX mit der positiven Auflösung einer Dreiecksformation formaltechnisch weiteren Anstiegsspielraum von rund 700 Punkten verschafft. „Obwohl es im Moment nach einem Zurücktauchen in das Dreieck aussieht, sollte das Aktienbarometer nach einem eventuellen Test der 50-Tage-Linie tendenziell bis zum Jahresende nach oben laufen“, meint die Charttechnikerin. Dabei käme als Zielregion das Märztief bei 6.483 Zählern infrage. Eingetrübt würde das Bild allerdings mit dem signifikanten Fall unter die 50-Tage-Linie bei 5.717 Zählern. „Dann wäre das Dreieck negativ aufgelöst und es droht ein Abschlag von zirka 700 Punkten.“

Laut Szola kam es nach dem Reaktionshoch vom 28. Oktober bei 6.430 Punkten beim DAX zu einer Konsolidierung. Diese habe das Aktienbarometer zurück auf die Haltezone bei rund 5.830 Zählern, den Bewegungstiefs von Ende August 2010, gedrückt. „Die Verschnaufpause seit dem Hoch kann als Dreiecksformation interpretiert werden“, erläutert Szola. Aus dieser leitet die Analystin das Aufwärtspotenzial von rund 700 Punkten ab. Für Rückenwind könnten die kurzfristigen Trading-Indikatoren sorgen, die aktuell noch immer im Kaufmodus stünden. „Auch das Momentum, ein Indikator, der die Kraft der Kursbewegung misst, zeigt trotz der zuletzt rückläufigen Tendenzen ansteigenden Charakter.“

Heftiger Stimmungseinbruch bei Technologiewerten

Die Stimmung der Anleger bezüglich der DAX-Werte hat sich im Übrigen wieder verbessert, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Investoren zeigt. Bei den Technologiewerten sind sie nun aber ziemlich pessimistisch. Der Bull/Bear-Index für deutsche Bluechips kletterte von 53,3 auf 57,8 Punkte und entfernte sich damit weiter von der 50 Prozent-Linie. Das Bullenlager legte um 3 Prozent zu, während das Bärenlager 5 Prozent verlor. Ganz anders sieht es bei den Technologiewerten aus, hier ist ein klarer Stimmungsumschwungs ins Negative zu beobachten: Der Bull/Bear-Index sackte von 60,7 auf 47,1 Punkte ab und liegt damit jetzt eindeutig im negativen Terrain. Die Bullen verloren satte 12 Prozent, die Bären legten um 7 Prozent zu, die übrigen 5 Prozent liefen zu den Neutralen über.

Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

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© 16. November 2011/Anna-Maria Borse