Markttechnik: Konstruktive Seitenlage

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26. Februar 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Gegensätzliche Konjunkturmeldungen scheinen die internationalen Aktienbörsen derzeit hin- und herzureißen. Positiven Impulsen zur deutschen Wirtschaft stehen durchwachsene US-Konjunkturdaten und eine weiterhin schwelende Krise in einigen Schwellenländern gegenüber. „In den vergangenen sieben Handelstagen wurden im DAX fünf Dojis oder Doji-ähnliche Kerzen mit Eröffnungs- und Schlusskurs auf nahezu einem Niveau hinterlassen“, bemerkt Christoph Geyer von der Commerzbank. Ob sich diese Unsicherheit im Markt nach oben oder unten auflösen werde, ließen die Indikatoren offen.

„Im DAX fehlen Kaufimpulse, denn Investoren, die neue Allzeithochs kaufen, erwarten einen langfristig stabilen Aufwärtstrend“, meint Gregor Bauer. Trotz uneinheitlichem kurzfristigen Chartbild bleiben viele technische Analysten dennoch zuversichtlich. „Auch wenn vielleicht das fundamentale Umfeld einige Schönheitsfehler aufweist, ist es falsch, sich zu früh und aggressiv gegen den Trend zu stellen“, rät Franz-Georg Wenner von Chartanalysen Online.

DAX schielt auf neues Allzeithoch

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Siegert

Mit einem Plus von 7 Prozent innerhalb der vergangenen 15 Handelstage ist für Martin Siegert der DAX-Aufwärtstrend weiterhin intakt. Nach einer kleinen Korrekturbewegung erwartet der technische Analyst der LBBW in den kommenden Tagen die nachhaltige Überwindung der Marke von 9.700 Punkten, solange der Bereich um 9.505 und 9.480 Zähler nicht unterschritten werde. „In Folge kann der deutsche Aktienindex das Allzeithoch von 9.794 attackieren, die Indikatoren sprechen für einen Bruch dieser Preishürde.“

Gelinge dies, nennt Siegert als nächste Anlaufstelle die Marke von 9.880 Zählern. „Im Extrem könnte es für die DAX-Bullen innerhalb dieser Bewegung bereits dynamisch gen 10.000 Punkte gehen.“ Nach unten unterstützten die Bereiche um 9.605 und 9.550 DAX-Punkte. „Ein Bruch der Marke von 9.480 Punkten auf Tagesschlussbasis nimmt den DAX-Bullen den Wind aus den Segeln.“ Mittelfristig könne dies zum erneuten Test des Bereichs um 9.000 Punkte führen.

Kanalgrenzen geben Potential vor

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Wenner

Übergeordnet bezeichnet auch Wenner die Perspektiven im deutschen Bluechip-Index als aufwärts gerichtet. Seit dem letzten ernst zu nehmenden Crash im Sommer 2011 laufe der DAX in einer von nur kurzen Konsolidierungen gekennzeichneten Aufwärtsbewegung. Auf der Unterseite unterstütze eine seit Herbst 2011 bestehende und aktuell bei 9.050 Punkten verlaufende Aufwärtstrendlinie. „Im Jahr 2013 wurde dieser Punkt mehrfach angelaufen und bestätigt.“ Im klar steigenden Bereich notiere auch die viel beachtete 200-Tage-Linie. „Solange sich der Markt über dem langfristigen Durchschnitt bei aktuell 8.785 Punkte behaupten kann, bleiben die DAX-Aussichten bullish.“

Für Wenner sind die Grenzen Richtung Norden für die kommenden Wochen aber klar abgesteckt. „Als Spielverderber für die Bullen erwies sich zuletzt eine seit Frühjahr 2012 bestehende Trendlinie, an der es seitdem mehrfach zu Gewinnmitnahmen kam.“ Erst wenn die bei gut 10.000 Punkten verlaufende Gerade überwunden sei, eröffne sich für den DAX weiterer Spielraum nach oben. Allerdings wehe der Wind von den Indikatoren derzeit eindeutig von vorn. „Vor allem das Verkaufssignal im MACD spricht eigentlich gegen einen positiven Verlauf in den kommenden Monaten.“ Der Indikator stehe zudem auf einem ähnlich erhöhten Niveau wie im Jahr 2000 und 2007, als der Markt ein Top ausgebildet hätte.

Bessere Laune

Nach einem kleinen Stimmungseinbruch legt die Zuversicht der institutionellen und privaten Investoren wieder zu, wie die aktuelle Umfrage der Börse Frankfurt ergibt. Der Profi-Bull/Bear-Index steigt auf 55,6 Punkte von zuvor 52,2 Punkte. 3 Prozent der Befragten wechseln vom Bären- ins Bullenlager, insgesamt gehen damit 43 Prozent von steigenden Preisen aus. Die Gruppe der nicht investierten Anleger bleibt mit 24 Prozent unverändert. Der Bull/Bear-Index der Privatanleger steigt von 61,1 auf 63,7 Punkte. Aus der Gruppe der Nichtinvestierten gewinnen die Bullen 5 Prozent der Befragten hinzu, womit 57 Prozent nun long sind.

Der Index misst den absoluten Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

von Iris Merker, Deutsche Börse AG

© 26. Februar 2014