Markttechnik: Kurze Erholungsphasen nicht ausgeschlossen

17. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Chancen auf eine vorübergehende Genesung für den DAX schätzen Analysten unterschiedlich ein. Einigkeit besteht über die wolkenverhangene charttechnische Großwetterlage des deutschen Aktienbarometers, dessen Muster mit den Krisenszenarios der Vergangenheit verglichen wird.

Erholungspotenzial begrenzt

Lediglich kurzfristiges und limitiertes Erholungspotenzial erkennt Dirk Oppermann für den DAX. Mit dem Unterschreiten der 200-Tage-Line sowie dem charttechnischen Unterstützungsbereich um 7.000 Punkte habe sich insbesondere das mittel- bis langfristige Bild für den deutschen Bluechip-Index noch einmal eingetrübt. „Aufgrund der markant überverkauften Situation im Index ergibt sich allerdings kurzfristig die Chance auf eine Erholung des DAX bis auf 6.210 Punkte“, glaubt der Analyst der DZ Bank. Der Vergleich zu früheren „Crashmustern“ deute in den kommenden Handelstagen auf weitere Entspannung und eine Fortsetzung bis zum 38,2 Prozent Fibonacci-Retracement der Abwärtsbewegung seit Ende Juli bei rund 6.210 Punkten.

„An der mittel- bis längerfristigen negativen Grundtendenz ändert dies allerdings nichts“, glaubt Oppermann. Markante Widerstände bei 6.340, 6.480 und 7.000 Zählern sowie die fallenden 200-Tage-Linie um 7.070 Punkte stünden einer günstigeren Prognose im Weg. „Mittelfristig sehen wir das Kursrückschlags-Risiko bei 5.130 Punkten“ analysiert Oppermann. Das sei das 61,8 Prozent Fibonacci-Retracement der gesamten Hausse-Bewegung vom März 2009 bis Mai 2011.

Erneute Kursverluste in Sicht


Meier

Die Hürden für weitere Kurssprünge nach der kurzen Erholungsphase im DAX bezeichnet Jana Meier allerdings als hoch. Der deutsche Leitindex leide zurzeit noch unter den Nachwirkungen des zuletzt gescheiterten Angriffs auf die Widerstandszone aus dem Fibonacci-Level bei 6.068 Punkten sowie den jüngsten Verlaufshochs bei 6.089 bzw. 6.106 Punkten. „Diese hartnäckigen Widerstände sind zudem von der Abwärtslücke bei 6.008 Zählern verstärkt worden“, erkennt Jana Meier. Die zusätzliche Hürde habe sich der Analystin von HSBC Trinkaus & Burkhardt zufolge am gestrigen Dienstag ausgebildet und sei für den weiteren Kursverlauf im DAX von zentraler Bedeutung.

„Solange sich das deutsche Kursbarometer an den Widerständen die Zähne ausbeißt, bezeichnen wir die jüngsten Erholungsimpulse lediglich als technische Aufwärtsreaktion“, erklärt Meier. „Anleger sollten sich auf erneute Kursverluste bis in den Bereich der jüngsten Verlaufstiefs bei rund 5.500 Zählern einstellen“, empfiehlt die Analystin.

Gelinge indes der Sprung über die Hürden bei rund 6.100 Punkten, vervollständige dies einen nicht ganz idealtypischen Doppelboden. Kalkulatorisch sei damit ein Anschlusspotenzial von immerhin 600 Punkten im DAX freigesetzt. „Damit würden die alten Ausbruchsmarken vom Oktober 2010 bei 6.342 bzw. 6.387 Punkten wieder ins Spiel gebracht“, bemerkt Meier. Und auch das Hoch vom 5. August bei 6.437 Zählern rücke wieder ins Blickfeld. „Rückenwind für dieses positive Szenario liefert immerhin das frische Einstiegssignal des Stochastik“, erklärt Meier.

Weniger Optimismus

Die Optimisten zeigen sich in dieser Woche weniger stark. Von den 300 von der Börse Frankfurt befragten professionellen Anlegern haben sich 14 Prozent vom Bullenlager verabschiedet und ihre DAX-Aktien verkauft. 10 Prozent der Befragten sind zu den Bären gewechselt, d.h. short gegangen, und 4 Prozent gesellen sich zu den Unentschiedenen. Verglichen mit 68,9 Prozent in der Vorwoche überwiegen beim DAX Bull/Bear Index mit 55,6 Prozent dennoch weiterhin die Optimisten.

Vergleichbare Bewegungen gibt es beim TecDAX. Die Stimmung der Investoren hat sich gemessen am Bull/Bear-Index gegenüber der Vorwoche von 73,6 Prozent auf 55 Prozent eingetrübt, bleibt aber weiterhin im optimistischen Bereich. Die positiv Gestimmten sind um 18 Prozent der Befragten geschrumpft. 10 Prozent sind nun unentschieden, 8 Prozent short gegangen.

Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

© 17. August 2011 / Iris Merker