Markttechnik: Rallye macht Mut

7. Dezember 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Trotz Rücksetzer am gestrigen Dienstag: Mit dem EU-Gipfel im Blick haben die Bullen am Markt im Moment Oberhand. Auch das technische Bild hat sich nach Ansicht vieler Analysten aufgehellt. „Die Chance nach oben wird in dieser Woche weiterhin favorisiert“, kommentiert etwa der freie technische Analyst Stefan Salomon. Laut Christoph Geyer von der Commerzbank haben die gestrigen Verluste zwar deutlich gemacht, dass der Marke von 6.100 Punkten eine hohe Bedeutung beigemessen wird. „Trotzdem ist unser

Szenario eines freundlichen Marktes und damit einer vorgezogenen Jahresendrally noch nicht beendet.“

Zurück im Aufwärtstrend


Staud

Extrem optimistisch zeigt sich Wieland Staud von Staud Research. „Die Perspektiven für den DAX sind mittel- und langfristig, aber auch auf Sicht bis zum Jahresende gut“, meint der Analyst. Ende Dezember kann er sich durchaus 6.800, im kommenden Jahr dann sogar 8.000 Punkte vorstellen.

„Wir befinden uns wieder im Aufwärtstrend“, konstatiert Staud. Zudem spräche die rabenschwarze Stimmung an den Märkten für Kursgewinne. Staud verweist etwa auf die Umfragen des Forschungsinstituts ZEW. „Schneller haben sich die Optimisten noch nie vom DAX verabschiedet – zumindest mental. Von rund 70 Prozent im Frühling auf nur noch rund 25 Prozent im Herbst – das ist heftig.“ Das ZEW-Sentiment notiere damit auf dem Niveau der Monate nach Lehman und dürfe als „trendwendefähig“ klassifiziert werden. „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, genauso wie ein bearisches Sentiment noch lange keine Hausse macht. Aber die Entwicklung ist auf jeden Fall ziemlich beachtenswert und ermutigend.“

Auch die Entwicklung des DAX in der Vergangenheit sorge für Optimismus: „Sieben negative Tage in Folge traten seit 1994 insgesamt sechs Mal auf“, bemerkt Staud vor dem Hintergrund der am 11. November begonnenen neuntätigen Verlustreihe beim DAX. „Samt und sonders entstanden solche Serien entweder in den Tagen beziehungsweise etwa sechs bis zehn Wochen vor einem absoluten längerfristigen Tiefpunkt.“

Nur kurzfristiges Aufatmen


Deppermann

Klaus Deppermann von der BHF-Bank ist hingegen davon überzeugt, dass die Erholung beim DAX nicht von Dauer sein wird. „Wir befinden uns seit Juli in einer Baisse, die noch nicht beendet ist“, erklärt der Charttechniker. Kurzfristig könne es durch die Hoffnung auf den EU-Gipfel zwar noch aufwärts gehen. „Dann wird aber Ernüchterung eintreten.“

Sowohl zyklische Indikatoren als auch das Sentiment deuteten auf Gefahren hin. „Etwa treffen bei den Sentix-Stimmungsindikatoren im Moment kurzfristiger Optimismus mit mittelfristigem Pessimismus zusammen. Das ist eine ungünstige Mischung, die in der Vergangenheit gewaltige Schwierigkeiten zur Folge hatte.“ Auch die Tatsache, dass die Erholung am Aktienmarkt vom Euro bislang nicht nachvollzogen werde, sei kein gutes Zeichen.

Im besten Fall könnten sich die Kurse Deppermann zufolge bis zum Ende des Jahres noch seitwärts bewegen, spätestens im Januar sei damit aber Schluss. „Im ersten Halbjahr 2012 werden wir schwächere Kurse sehen, der DAX wird wahrscheinlich sogar das Tief vom September bei unter 5.000 Punkten testen.“

Sentiment verbessert sich weiter

Die Medien verbreiten zwar Weltuntergangsstimmung, die Stimmung der Anleger ist so schlecht aber nicht, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Investoren zeigt. Nach dem Sprung in der Vorwoche ist der Bull/Bear-Index für deutsche Bluechips nochmals gestiegen, und zwar von 63,9 auf 65 Punkte. 2 Prozent der Befragten sind vom Bärenlager zu den neutral Gestimmten übergelaufen. Insgesamt zeigt sich nun nur noch ein Viertel der Interviewten pessimistisch. Der Bull/Bear-Index für die Technologiewerte kletterte ebenfalls weiter nach oben, konkret von 62,9 auf 64,3 Punkte.

Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

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© 7. Dezember 2011 / Anna-Maria Borse