Markttechnik: Stabilisierungschance ist da

15. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Während sich Anhänger der Fundamentalanalyse in den vergangenen Wochen Argumente in Sachen Griechenland und globaler Konjunkturabschwächung um die Ohren hauten, hat sich das charttechnische Bild für den DAX klar eingetrübt. In der vergangenen Woche wurde sogar die wichtige Haltemarke von 7.000 Punkten unterschritten, wenn auch nur kurzzeitig. Handelt es sich nun um eine kurzfristige Konsolidierung oder steht eine lange Dürreperiode an? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

Dynamik fehlt

Halver
Halver

„Sollte sich der DAX in den nächsten Tagen oberhalb von 7.000 Punkten halten können, wächst die Wahrscheinlichkeit einer Erholung“, kommentierte Ralf Umlauf von der Helaba zu Anfang der Woche. Derzeit sieht es ganz so aus, als sollte dies klappen: Gestern gelang ein Befreiungsschlag nach oben, der DAX sprang auf 7.205 Punkte, heute geht es allerdings schon wieder abwärts. „Die Range zwischen circa 6.991 bis 7.200 Punkten wurde gestern leicht nach oben verlassen. Esfehlt allerdings an Dynamik nach oben“, meint der freie technische Analyst Stefan Salomon. Das Risiko eines Abpralls bestehe also noch.
Robert Halver von der Baader Bank hält die aktuelle Konsolidierung für ein „reinigendes Gewitter“, nach dem es weiter aufwärts gehen werde, für das Jahresende rechnet er mit 8.000 Punkten. „Aus charttechnischer Sicht findet der DAX Unterstützung an der 7.000 Punkte-Marke sowie an der Untergrenze des Abwärtstrendkanals bei aktuell rund 6.850 Punkten.“

Sprung über Jahreshoch wichtig

Henke
Henke

Nach Ansicht von Christian Henke von der WestLB stehen die Chancen für den DAX nicht schlecht: Der Index verfüge im Bereich bei 7.040/7.090 Punkten über eine solide Unterstützungszone. Die sei in jüngster Vergangenheit mehrmals getestet worden, auch ganz aktuell. „Zurzeit sieht es danach aus, als würde der DAX auch diesen Test mit Bravour bestehen“, meint Henke. Die im Moment vorherrschende Seitwärtsphase wird Henke zufolge nach unten durch die Schiebezone bei 7.040/7.090 Punkten und nach oben durch die Jahreshochs bei 7.600 Zählern begrenzt.

„Erst oberhalb der Jahreshochs würde die technische Ampel wieder auf Grün springen“, erklärt der Analyst. Dann werde es dynamisch nach oben gehen in Richtung der psychologisch wichtigen Marke bei 8.000 Punkten. „Anschließend könnte das historische Hoch bei 8.152 Punkten von Juli 2007 das Ziel sein.“ Unterstützung erhalte der DAX im Übrigen auch durch die psychologisch wichtige Marke bei 7.000 Punkten sowie die steigende 200-Tage-Durchschnittslinie bei aktuell 6.916 Punkten.

Ausbruch aus Abwärtstrend einkalkulieren

Wurm
Wurm

Aus technischer Sicht hatte der DAX bereits im Februar seinen idealtypischen, im September 2010 begonnenen Haussetrend in eine breite Trading-Range verlassen, erklärt Sophia Wurm von der Commerzbank. Die Unterstützungszone dieser Spanne liegt ihr zufolge bei 6.500 Punkten, die Widerstandszone bei 7.400/7.650 Punkten. „Innerhalb der Trading-Range hat der Index bisher eine Kernzone im Bereich von 6.950/7.000 bis 7.400/7.450 Punkten etabliert“, erläutert die Charttechnikerin weiter. Nach den Kursverlusten seit Anfang Mai habe der DAX nun eine Stabilisierungschance oberhalb der nächsten Unterstützungszone bei 6.950 bis 7.000 Zählern. „Versuche, den steilen Mai-Abwärtstrend zu verlassen, sollten dabei einkalkuliert werden.“

Anleger wieder zuversichtlicher

Die Anleger zeigen sich in dieser Woche wieder viel zuversichtlicher, der Bull/Bear-Index für die DAX-Werte klettert von 48,9 auf 58,9 Prozent und liegt damit wieder ganz klar im positiven Bereich. Das Bullenlager vergrößert sich um 7 Prozent der Befragten, mittlerweile sind 44 Prozent positiv gestimmt. Das Bärenlager schrumpft um deutliche 11 Prozent der Befragten und macht nur noch 28 Prozent der Investoren aus.
Auch bezüglich der TecDAX-Werte ist wieder Optimismus angesagt, hier springt der Bull/Bear-Index von 52,1 auf 60,7 Prozent. Immerhin 10 Prozent haben sich von ihren Short-Positionen getrennt. Aber nur 2 Prozent sind long gegangen.
 
Der Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei www.boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

© 15. Juni 2011 / Anna-Maria Borse