Markttechnik: Viele Warnsignale

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6. Februar 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Kursrutsch zu Wochenbeginn bereitete den Hoffnungen auf ein schnelles Erreichen der 8.000 Punkte-Marke im DAX ein jähes Ende. Viele technische Analysten hatten allerdings mit Rückschlägen gerechnet.

„Die jüngste Entwicklung dürfte den Beginn der erwarteten Februarschwäche darstellen“, meint etwa Christoph Geyer von der Commerzbank. Die Unterstützungslinie im Bereich von 7.600 Punkten werde nun schwer zu halten sein, ein Test der tiefer liegenden Unterstützung bei 7.400 bis 7.500 Punkten sei in den kommenden Wochen wahrscheinlich. Auch laut BNP Paribas läuft wohl eine mehrwöchige Abwärtskorrektur an. „Bärische Anschlussziele der Unterseite sind ab der zweiten Wochenhälfte 7.480 und 7.300 Punkte.“ Erst oberhalb von 7.855 dürfe auf einen Anstieg bis 8.000 Zähler spekuliert werden.

Montag machte Strich durch die Rechnung

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Schmidt

Für Christian Schmidt von der Helaba ist der übergeordnete Aufwärtstrend des DAX auf Wochenbasis weiterhin intakt, wenngleich sich aktuell eine Konsolidierungszone mit einer unteren Begrenzung im Bereich von 7.620 Zählern abzeichne. „Diese wird von einem negativen Preis- und Umsatzverhältnis sowie nach unten kippenden Oszillatoren begleitet.“ Auf Tagesbasis habe der deutliche Kursverlust am Montag das kurzfristige Bild nachhaltig eingetrübt. „Gleich reihenweise wurden wichtige Supportmarken unterschritten“, bemerkt Schmidt. Zudem hätten die Indikatoren, teilweise deutlich, in den negativen Bereich gedreht. „Grundsätzlich muss daher davon ausgegangen werden, dass der eingeleitete Abwärtsimpuls noch weiteren Spielraum zur Entfaltung hat.“

Ampel auf Rot

Entsprechend stellten sich die Chance- und Risikoprofile negativ dar, die Unterstützungsmarke von 7.634 Zählern müsse im Auge behalten werden. „Wird diese gebrochen, lautet das nächste Kursziel auf der Unterseite 7.576 Punkte. Sollte im Verlauf auch dieses unterschritten werden, wäre Luft nach unten bis zur 7.460er-Marke.“ Auf der Oberseite ließen sich Widerstände bei 7.698 Zählern in Form einer Fibonacci-Projektion sowie bei 7.762 Punkten, hergeleitet über eine lineare Regressionslinie, definieren.

Innehalten vor dem nächsten Anstieg

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Szola

„Trotz Konsolidierung bleibt es bullish“, meint Karen Szola, Charttechnikerin für Euro am Sonntag und finanzen.net. Der aktuelle Konsolidierungsmodus des DAX diene vor allem dem Abbau der überkauften technischen Indikatorenlage und mobilisiere neues Aufwärtsmomentum. „Bevor jedoch die nächsten Kursziele – der massive Widerstand bei 8.000, der alte Aufwärtstrend aus dem Juni 2012 bei derzeit 8.075 sowie das Allzeithoch bei 8.151 Zählern – auf den Plan rücken, wird sich die Atempause noch ausdehnen.“ Anleger sollten auf die Unterstützungszone zwischen 7.600 und 7.400 Punkten achten. „Ihr Bruch würde das jüngste Kaufsignal entkräften und möglicherweise das Ende der Rallye bedeuten.“

Mittelfristig Rückschlag, langfristig Erholung

Langfristig ist das technische Bild Szola zufolge aber unversehrt – selbst mit einem Abtauchen bis zur psychologisch relevanten 7.000-Zähler-Marke. In diesem Bereich erhalte der DAX nicht nur Schützenhilfe durch die 200-Tage-Linie, auch der seit Herbst 2011 bestehende Aufwärtstrend gebe zusätzlichen Halt und die übergeordnete Richtung vor. Allerdings sollten die Warnsignale nicht vernachlässigt werden: „So haben sich bei einigen Indikatoren negative Divergenzen ausgebildet“, erklärt die Analystin. Belastend wirke auch der große Abstand zwischen 200-Tage-Linie und DAX-Kursverlauf, der mittelfristig zu einer Korrektur führen werde. „Dies wäre dann eine willkommene Gelegenheit für all jene Anleger, die der Hausse bisher von der Seitenlinie zusehen.“

Investoren verschreckt

Anleger sind im Vergleich zur Vorwoche unterdessen deutlich skeptischer geworden, wie die aktuelle Umfrage der Börse Frankfurt ergeben hat: 9 Prozent der Befragten haben das Bullenlager verlassen, jetzt rechnen nur noch 45 Prozent mit steigenden Kursen. Der Bull/Bear-Index liegt mit 60,6 Prozent nach 64,4 in der Vorwoche aber immer noch deutlich oberhalb der 50-Punkte-Marke, die Optimisten und Pessimisten voneinander trennt.

Der Bull/Bear-Index misst den absoluten Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

© 6. Februar 2013 / Anna-Maria Borse