Peeters: "Apple als Schocker der Woche"

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Peeters

25. Januar 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Kaum eine Aktie findet weltweit eine ähnliche Beachtung wie das in den USA gelistete Papier des Computer- und Smartphone-Herstellers Apple. Auch in der laufenden Berichtssaison, die sich in den Staaten gerade ihrem Höhepunkt nähert, vermochte das Unternehmen unter den zahllos vorgelegten Reports aufzufallen.  

Im Gegensatz zu zahlreichen Veröffentlichungen in den vergangenen Jahren, stach diesmal jedoch die Enttäuschung hervor. Und dies weniger im Gewand der Abweichung von Apples Zahlen zu dem vorherigen Konsens, die zwar existent, aber überschaubar war, sondern vielmehr in Form einer doch sehr drastischen Kursreaktion. Am Tage nach der Veröffentlichung der Daten für das vierte Quartal brach der Apple-Kurs an der Technologiebörse Nasdaq um satte 12 Prozent ein. Dies war der höchste Tagesverlust in dem Titel seit rund fünf Jahren und besonders vor dem Hintergrund  der Kursbewegung der Vormonate bemerkenswert, denn in einem eher positiven Marktumfeld war der Kurs schon seit Monaten auf dem Rückzug von seinem Top bei rund 700 US-Dollar auf rund 500 US-Dollar vor dem neuerlichen Sturz auf etwa 450 US-Dollar.

Ausblenden sollte man aber nicht die vorherige Rallye. Vereinfacht gesprochen notiert der Wert jetzt wieder dort, wo er vor 12 Monaten gehandelt wurde, wo auch schon das meiste von dem, wofür Apple steht, bekannt war und eingepreist sein sollte.

Ist die Wunderstory nun endgültig vorbei? Soweit sollte man vielleicht nicht gehen, denn auch in dem abgelaufenen Quartal hat der Konzern iPhones und iPads in Rekordumfang veräußert und einen satten Gewinn eingefahren. Dennoch tun Anleger gut daran, den Rückgang kritisch zu begleiten, denn genauso wenig wie man von einer Krise sprechen sollte, darf man blauäugig eine Kaufgelegenheit wittern.     

Auf den ersten Blick ist Apple nun tatsächlich „günstig“ bewertet, beträgt die Kursgewinn-Relation doch gerade mal 10 und ist auch das Verhältnis vom Unternehmenswert (Enterprise Value) zum EBITDA mit etwa 6,5 nicht teuer. Doch sind Gewinngrößen ja nun mal auch keine statischen Kennziffern, sondern können bei stärkerem Wettbewerb schnell unter Druck kommen. Die Multiples basieren ja nun auch auf der Prämisse, dass Apple weiterhin mit solch fulminanten Margen wie in der Vergangenheit operieren kann. Andere Ratios wie EV/Umsatz (ca. 2,3) oder auch der Börsenwert zum Buchwert (etwa 3,5) deuten da weniger auf eine Unterbewertung hin. Grotesk überbewertet ist der Titel jedoch auch nicht.

Was haften bleibt, ist die klare Erkenntnis, dass auch für Apple die Bäume nicht in den Himmel wachsen und selbst diese tolle Story irgendwann mal angemessen bezahlt ist. Ähnlich deutlich kommt raus, dass der Wert über ein ausgesprochen starkes Momentum verfügt, in Aufwärts- und Abwärtsbewegungen gleichermaßen. Zu früh verkaufen war im Aufwind genauso falsch wie nun ein verfrühter Griff ins fallende Messer. In jedem Fall ist die Aktie aber ein Titel, der bei Investoren Aufmerksamkeit erregt. Und das bleibt sicher auch im jungen Jahr 2013 so.

© 25. Januar 2013/Roger Peeters

*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank, einer auf mittelständische Unternehmen fokussierte Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der „Platow Börse“ und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm ‚Finde die richtige Aktie – ein Profi zeigt seine Methoden‘ im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

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