Peeters: Auf Regen folgt auch wieder Sonnenschein

Peeters
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11. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Am Dienstag war ich auf einer Feierlichkeit eingeladen und bereits seit Tagen deutete sich an, dass die Wetter-Rahmenbedingungen bestenfalls wechselhaft sein werden. Als ich mich morgens um kurz vor neun auf den Weg machte, überwog jedoch die Zuversicht, dass es doch noch etwas sommerlich werden würde, so dass ich auf Accessoires wie Regenschirm etc. verzichtet habe. Doch dann ging es sehr schnell: Am Vormittag wurde der Himmel stark bewölkt und es begann zu regnen. Aus einem Regen wurde ein echter Wolkenbruch, der sich am späten Vormittag entlud. Alle anwesenden Familien waren ob des starken Niederschlags gleichermaßen gefrustet und mutlos. Pläne für einen Nachmittag im Grünen wurden reihenweise gestrichen. Doch siehe dann: Mittags kam die Sonne erst zaghaft hervor um dann am frühen Nachmittag in vollem Glanz zu strahlen. Doch das Glück währte nicht ewig. Der späte Nachmittag war sehr wechselhaft. Immer wieder kamen Wolken auf und weckten unschöne Erinnerungen an den unangenehmen Vormittag.

Was diese Anekdote, die sich tatsächlich genau so zugetragen hat, mit der Börse zu tun hat? Angesichts heutiger Kommunikationsmittel wie dem allzeit aktiven Blackberry und der hohen Aufregung auf dem Parkett in diesen Wochen war auch die Feierlichkeit alles andere als frei von der Entwicklung an der Börse. Dabei fiel schnell auf: Die Korrelation zwischen dem Wetter und dem Intraday-Verlauf an den Börsen war an diesem Tag nahezu perfekt. Der Tageschart des DAX dürfte nahezu haargenau den Verlauf des Wetters im Taunus wiedergegeben haben.

Die Deckungsgleichheit war natürlich Zufall, aber es gibt – und das ist das Bemerkenswerte – durchaus Parallelen in der Wahrnehmung von Wetter und Kapitalmarkt. Beides ist wechselhaft mit wiederkehrenden Mustern und Saisonalitäten. Trends und einheitliche Perioden liegen vor, werden aber oftmals abrupt beendet. Seit jeher versucht der Mensch beides zu prognostizieren, was ihm streckenweise (mittels Geschick aber auch durch Glück) immer wieder gelingt, aber eben auch sehr häufig nicht.

Am schwersten fällt den Menschen, Gegenwart und Zukunft zu abstrahieren. Kaum waren wir im Frühjahr mit einer ausgesprochenen Hitze- und Trockenperiode konfrontiert, galt der Jahrhundertsommer für viele schon als ausgemacht. Das trübe Regenwetter der vergangenen Wochen wurde vielerorts ebenso fortgeschrieben. Zwischen Sehnsucht, dass es doch besser werden möge und Konsternation, dass es doch so bleibt, fehlt oftmals der realistische Ansatz, dass es natürlich auch anders besser wird.

Gleiches an der Börse: Anleger belassen es nicht nur bei der (richtigen) Denkweise, dass der aktuelle Trend gleichzeitig der „friend“ ist, sondern verinnerlichen diesen oftmals über Gebühr. Nachdem der Leitindex DAX vom Frühjahr 2009 über Jahre nahezu ohne Aussetzer stieg, wurden (wie in anderen Haussephasen) die Erwartungen immer höher, die Kursziele immer sportlicher. Nun fällt der Index seit zwei Wochen wie ein Stein und mit dem Sturz änderten sich die Wahrnehmungen. Auf einmal sehen viele Marktteilnehmer dauerhaft schwarz und leiten aus dem zugegebenermaßen schlechten Zustand gleichermaßen negative Prognosen ab.

Das ist natürlich kritisch zu hinterfragen. Auf Regen wird auch wieder Sonnenschein folgen, wobei der Wendepunkt wie gesagt kaum ex ante zu erkennen ist. Eine gute Indikation ist aber die Gesamtstimmung: Wenn der Pessimismus wirklich alle Marktteilnehmer erfasst hat oder um es noch mal bildlich auszudrücken, alle nur noch mit Anorak und Regenschirm rumlaufen, dann kommt oftmals ein rasanter „Wetterumbruch“ auf dem Börsenparkett.

© 11. August 2011/Roger Peeters

*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der „Platow Börse“ und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm ‚Finde die richtige Aktie – ein Profi zeigt seine Methoden‘ im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

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